Deutsches Eigenkapitalforum

Commerzbank für 2023 optimistisch

Jörg Krämer erwartet für die Finanzmärkte im nächsten Jahr Besserung. Das erklärte der Chefvolkswirt der Commerzbank am Montag in einer Keynote-Rede anlässlich des Deutschen Eigenkapitalforums.

Commerzbank für 2023 optimistisch

ck Frankfurt

„Ich glaube, dass das Jahr 2023 eine gewisse Entspannung bringen sollte, zumindest an den Finanzmärkten.“ Das sagte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, am Montag in einer Keynote-Rede anlässlich des Deutschen Eigenkapitalforums in Frankfurt.

Krämer verwies unter anderem auf die konjunkturellen Aussichten. Er geht für die erste Hälfte kommenden Jahres von einer Rezession aus und begründete dies auch mit den privaten Haushalten, die unter der hohen Inflation litten. Das GfK-Konsumklima habe einen Absturz ohnegleichen erlebt. Was die Unternehmen anbelange, habe sich der Ifo-Index etwas erholt, er sei aber auf einem Niveau, das er in der Vergangenheit in Rezessionen aufgewiesen habe. Zudem habe es überall in der Welt massive Zinserhöhungen gegeben.

Kein ökonomischer Einbruch

„Aber ich erwarte keinen wirtschaftlichen Einbruch wie 2008/2009 während der Finanzkrise oder durch Corona“, so Krämer, der auf die Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung verwies. Verglichen mit 2001 müsse Deutschland inklusive 2024 für den Import von Energie 300 Mrd. Euro mehr ins Ausland überweisen. Das Volumen der Entlastungspakete der Bundesregierung liege ebenfalls im Bereich von 300 Mrd. Euro, rein rechnerisch übernehme die Bundesregierung also den gesamten Anstieg der deutschen Energiekosten – dies helfe der Konjunktur.

Gegen einen Einbruch spreche ferner die Situation beim Gas. Eine Rationierung erscheine mittlerweile nicht ausgeschlossen, aber relativ unwahrscheinlich. Ferner habe der Schmerz, was die Lieferketten betreffe, nachgelassen. Die Zahl der Unternehmen, die sich durch Materialengpässe belastet fühlen, sei deutlich gesunken. Das sei auch deshalb wichtig, weil die Unternehmen dann besser Aufträge abbauen könnten, und die Auftragspolster seien riesig.

Auch die Inflationsaussichten sprechen Krämer zufolge für eine Entspannung an den Finanzmärkten. „Ich bleibe dabei, dass wir im Durchschnitt der kommenden Jahre eine Inflationsrate von deutlich über 2% haben werden, aber ich erwarte für das kommende Jahr einen Rückgang der Inflation.“ Dazu trügen die hohen Energiepreise massiv bei, was auch im ersten Quartal noch so sein werde. Der Inflationsbeitrag der Energiepreise werde dann aber deutlich zurückgehen. Deswegen sollte die Inflation sinken, so Krämer.

Grund für Optimismus sieht er auch in den Zinsaussichten. „Ich glaube, dass der Zinserhöhungsprozess im Frühjahr nächsten Jahres endet bei der amerikanischen Notenbank und auch bei der EZB.“ Letztere wird Krämer zufolge den Einlagensatz im Dezember und Anfang 2023 um je 50 Basispunkte erhöhen, dann noch zweimal um 25 Basispunkte. Das Zinssenkungstempo lasse nach, im Frühjahr liege der Leitzins bei 3%. Dann werde der Zinserhöhungsprozess eine Pause einlegen.

Bundesanleihen hätten das Renditehoch vielleicht noch nicht gesehen, so Krämer unter Verweis auf zunächst möglicherweise deutlich weiter steigender Preise. Im weiteren Verlauf des nächsten Jahres erwartet er jedoch einen Rückgang der Renditen, wenn sich die Inflationslage beruhige, die Rezession sichtbar werde und eine Pause im Zinserhöhungsprozess erfolge. Un­ternehmensanleihen hätten einen deutlichen Anstieg der Risikoaufschläge gesehen. Wenn die Anleger durch die milde Rezession durchschauten, bestünden gute Chancen, dass 2023 ein Jahr der Unternehmensanleihen werde.

Aktien hätten sich seit September stark erholt, maßgeblich getrieben durch Inflations- und Zinshoffnungen. Aber es komme bis zum Frühjahr zunächst noch zu Zinserhöhungen. Risiken bestünden auch dadurch, dass der Prozess des Herabrevidierens der Gewinnschätzungen noch nicht begonnen habe. Zudem seien amerikanische Anleger noch in Aktien übergewichtet und hätten noch nicht kapituliert. „Aber: Rezessionen sind in der Regel gute Gelegenheiten zum Wiedereinstieg in die Aktienmärkte.“ Zudem seien die Bewertungen ganz ordentlich. Das KGV des Dax auf Basis der für die nächsten zwölf Monate erwarteten Gewinne liege bei 10 bis 11 Punkten und damit in einem Bereich, der in vergangenen Rezessionen gesehen worden sei.

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