Trumps Handelskrieg schürt Verunsicherung

Erlebnissparte treibt Gewinn und Wachstum von Disney

Disney punktet bei Aktionären mit einer starken Entwicklung der Erlebnissparte und Plänen für einen neuen Themenpark in Abu Dhabi. Doch im Filmgeschäft droht harter Gegenwind aus Washington.

Erlebnissparte treibt Gewinn und Wachstum von Disney

Freizeitparks schieben Disney trotz Trump-Sorgen an

Präsident schockt Entertainment-Branche mit Filmzöllen – Konzern warnt nach Rückkehr in Gewinnzone vor Unsicherheit

xaw New York

Der Entertainment-Riese Disney ist dank einer unerwarteten Stärke seiner Freizeitparks nach einem schwachen Vorjahr in die Gewinnzone zurückgekehrt. Unter dem Strich verdiente das Mickey-Mouse-Konglomerat im Ende März abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal 3,28 Mrd. Dollar, nachdem in den ersten drei Monaten des Kalenderjahrs 2024 ein Verlust von 20 Mill. Dollar zu Buche gestanden hatte. Die Aktie zog im frühen New Yorker Handel am Mittwoch darauf zeitweise um mehr als 10% an.

Der Konzern, der wie Konkurrenten mit einem strukturellen Abschwung im Kabelfernsehgeschäft kämpft, kann positive Impulse aus der Erlebnissparte im aktuellen Umfeld nur allzu gut gebrauchen. Denn es geht die Furcht um, dass der von Washington losgetretene globale Handelskrieg die Entertainment-Branche noch hart trifft.

Konsumlaune bricht ein

Einerseits sorgt die Aussicht auf neue Inflationssprünge laut Analysten dafür, dass Verbraucher ihr Ausgabeverhalten allgemein anpassen – die Konsumlaune in den Vereinigten Staaten ist nach Daten des Think Tanks The Conference Board im April auf das niedrigste Niveau seit der Hochphase während der Corona-Pandemie gefallen, die Erwartungen für die kommenden sechs Monate fallen so pessimistisch aus wie seit Oktober 2011 nicht mehr. Auch im internationalen Geschäft macht sich laut Disney-Finanzchef Hugh Johnston Anspannung bemerkbar – die Besucher in den chinesischen Freizeitparks gäben pro Kopf inzwischen weniger aus.

US-Präsident Donald Trump hat neue Zölle auf im Ausland produzierte Filme autorisiert. Foto: Picture Alliance / AP | Mark Schiefelbein.

Andererseits droht US-Präsident Donald Trump dem Entertainment-Sektor mit spezifischen Handelsmaßnahmen noch schwer zuzusetzen. Zuletzt autorisierte der Republikaner Zölle von 100% auf im Ausland produzierte Filme und setzte damit die Aktien von Studiobetreibern und Kinoketten unter Druck. Denn der Großteil der Hollywood-Streifen wird im Ausland gefilmt, wo die Personalkosten geringer sind und Studios hohe Steuervorteile einfahren.

Gewerkschaften hatten Trump aufgerufen, Steueranreize für inländische Produktionen zu schaffen. Nun folgen wohl vielmehr Maßnahmen, die laut Analysten für steigende Kosten entlang der Vertriebskette sorgen dürften. Dabei stehen die Behörden und Vertreter des Sektors noch vor der Herausforderung, dass unklar ist, wie Zölle auf intellektuelles Eigentum mit schwierig zu bezifferndem monetären Gegenwert überhaupt korrekt abzuführen sind.

Tiefstände an Kinokassen

Die Kinokette AMC Entertainment hebt trotz einzelner Publikumshits schon jetzt historische Tiefstände an den Kassen hervor. CEO Adam Aron betonte bei der Zahlenvorlage am Mittwoch nach US-Börsenschluss, dass die Box-Office-Einnahmen zwischen Januar und März so schwach ausgefallen sind wie seit 1996 nicht – ausgeschlossen sind bei der Betrachtung Quartale, in denen Lichtspielhäuser aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen bleiben mussten.

AMC weitete ihren Verlust im abgelaufenen Viertel von 163,5 Mill. Dollar im Vorjahr auf 202,1 Mill. Dollar. Um Einmaleffekte bereinigt fiel der Verlust pro Aktie mit 58 Cent aber noch etwas niedriger aus als erwartet. Aron beobachtet seit Anfang April einen stärkeren Andrang in seinen Kinos und zeigt sich für das restliche Jahr angesichts einiger großer geplanter Veröffentlichungen von Disney optimistisch. Trumps Handelskrieg gefährdet diesen Aufschwung laut Analysten jedoch.

Makro-Verwerfungen sorgen für Unsicherheit

Disney-CEO Bob Iger äußerte sich in einer Analystenschalte am Mittwoch nicht konkret zu den Zöllen. Der Konzern betonte allgemein, er verfolge makroökonomische Entwicklungen und ihren potenziellen Einfluss auf das Geschäft genau. Hinsichtlich des operativen Umfelds im restlichen Jahr bestehe Unsicherheit, räumte Disney ein. Dennoch erwartet das Unternehmen für den Geschäftsturnus 2025 einen Anstieg des um Einmaleffekte bereinigten Gewinns um 16% auf 5,75 Dollar pro Aktie; die Wall Street hatte im Konsens mit 5,43 Dollar je Aktie gerechnet.

Konzeptbild des neuen Disney-Parks auf der Yas-Insel vor Abu Dhabi. Foto: The Walt Disney Company

Iger bemühte sich, insbesondere die „herausragende Performance in unserem Inlandsgeschäft“ hervorzuheben. Die Erlebnissparte sei dabei integraler Bestandteil und wichtige Wachstumsplattform. Der langjährige Konzernchef, dessen Nachfolger Disney Anfang des kommenden Jahres ernennen will, zeigte sich auch von der starken Buchungsaktivität für die Walt Disney World in Florida in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres ermutigt und verkündete Pläne für einen neuen Themenpark in Abu Dhabi.

Dieser soll Disney einen Brückenkopf in einem neuen Markt verschaffen und „es uns ermöglichen, ein globales Publikum besser anzusprechen“, wie Iger betonte. Bisher habe Disney den Nahen Osten nur oberflächlich erschlossen. Mit seinen Disneyland-Parks in Japan, Frankreich und China gelang es dem Konzern in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, seine internationale Markenpräsenz zu stärken und dadurch auch das Filmgeschäft sowie den Verkauf von Merchandise und Konsumprodukten anzukurbeln.

Hoch fliegende Expansionspläne

Ende 2023 hatte das Unternehmen bereits verkündet, es werde über zehn Jahre rund 60 Mrd. Dollar in die Expansion der Erlebnissparte stecken. In diesem Rahmen hat Disney bereits kräftig in den Ausbau ihres Kreuzfahrtschiff-Angebots investiert und neue Fahrgeschäfte und Attraktionen für ihre US-Parks angekündigt. Das neue Resort in Abu Dhabi wird zwar von Disney Imagineers entworfen, aber vom regionalen Entwickler Miral Group finanziert und gebaut. Dies passe „wunderbar in unsere Kapitalallokation“, betonte Iger – schließlich stehen dem US-Konzern so höhere Mittel für andere Projekte zur Verfügung. Wie groß der neue Park werden soll, ist noch nicht klar. In der Regel dauert das Design neuer Resorts laut dem Disney-CEO anderthalb bis zwei und der Bau fünf Jahre.

Bereits im abgelaufenen Viertel legten die Erlöse der Erlebnissparte um 6% auf 8,9 Mrd. Dollar zu, die Wall Street hatte mit 8,6 Mrd. Dollar gerechnet. Der operative Gewinn der Division stieg um 9% auf 2,49 Mrd. Dollar und war damit einmal mehr Anker für den konzernweiten Überschuss vor Zinsen und Steuern, der um 15% auf 4,44 Mrd. Dollar zulegte. Mit seiner überraschenden Stärke schob das Freizeitparkgeschäft zudem die Gesamterlöse des Mickey-Mouse-Unternehmens an, die um 7% auf 23,62 Mrd. Dollar stiegen.

Streaming-Sparte gewinnt Nutzer

Die Resultate demonstrierten die „anhaltend starke Umsetzung unserer vier strategischen Prioritäten: Die Produktion außergewöhnlicher kreativer Inhalte aus unseren TV-Studios, eine bedeutende und fortgesetzte Profitabilität im Streaming-Geschäft, die Entwicklung von ESPN als dominante digitale Sportplattform und eine Beschleunigung des langfristigen Wachstums in unserem Erlebnis-Geschäft“, betonte Iger.

Im Streaming-Geschäft hinkt Disney Marktführer Netflix zwar weiterhin deutlich hinterher. Doch die Dienste Disney Plus und Hulu gewannen im abgelaufenen Quartal immerhin 2,5 Millionen Abonnenten hinzu, obwohl der Konzern im Vorhinein sogar vor einem leichten Rückgang gewarnt hatte. Kombiniert kommen die beiden Plattformen nun auf eine globale Nutzerzahl von 180,7 Millionen, Netflix kam Ende 2024 auf mehr als 300 Millionen Abonnements. Im abgelaufenen Quartal baute die Streaming-Sparte, die Iger als „strategische Priorität“ bezeichnete, ihren operativen Gewinn auf 336 Mill. Dollar aus, nachdem der Gewinn im Vorjahr bei 47 Mill. Dollar gelegen hatte.

Neuer Kassenschlager in den Kinos

Mit Blick auf die hauseigenen Filmstudios zeigte sich Iger selbstbewusst. „Ich habe großes Vertrauen in unsere anstehenden Veröffentlichungen – wir verfügen über die stärkste Pipeline seit 2019, und das war möglicherweise unser bestes Jahr jemals“, unterstrich der CEO. Mit dem neuen Marvel-Superheldenfilm „Thunderbolts“ hat Disney die Spitze der Kassencharts erobert, am Eröffnungswochenende spielte der Blockbuster in den USA 76 Mill. Dollar ein und damit rund 8% mehr als von Analysten erwartet.

Szene aus „Thunderbolts“: Mit dem Superheldenstreifen hat Disney wieder einen Kassenerfolg erzielt. Foto: Picture Alliance / AP

Zuvor hatte das Interesse der Zuschauer an der Marvel-Reihe, die mit Filmen wie „Avengers: Endgame“ einige der größten Box-Office-Hits aller Zeiten hervorgebracht hat, bedeutend nachgelassen. „Quantität bedeutet nicht gleich Qualität“, sagte Iger, der mit Blick auf Marvel einräumte, „vielleicht etwas zu viel gemacht“ zu haben. Im restlichen Jahresverlauf bringt Disney unter anderem noch eine Live-Variante des Animationshits „Lilo & Stitch“ und eine Fortsetzung des Science-Fiction-Epos „Avatar“ mit dem Untertitel „Fire and Ash“ in die Kinos. Aktionäre warten derweil unruhig auf harte Einschläge von Trumps Zöllen im Filmsektor.

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