Uniper

Fortum behält die Personalhoheit

Die Verzahnung von Uniper und der finnischen Fortum geht auch beim Personal erwartungsgemäß weiter: Der Hauptanteilseigner brachte seine Kandidaten für den Aufsichtsrat der Düsseldorfer trotz Kritik an zu großer Einflussnahme ungehindert durch. Derweil wächst der Konflikt um den niederländischen Kohleausstieg.

Fortum behält die Personalhoheit

dwo Düsseldorf

Die geplante engere Zusammenarbeit von Uniper und Hauptaktionär Fortum bei Themen wie den erneuerbaren Energien geht mit stärkerer Einwirkung der Finnen auf den deutschen Energieversorger einher. Fortum treibt seinen Kurs hin zu mehr Kontrolle bei der einstigen Eon-Kraftwerkssparte Uniper fort und untermauerte seine personelle Überlegenheit nun im Aufsichtsrat des Düsseldorfer Konzerns. Auf der Uniper-Hauptversammlung wählten die Aktionäre und ihre Vertreter die beiden Fortum-Manager Nora Steiner-Forsberg und Esa Hyvärinen neu in das Kontrollgremium, um durch den erneuten Wechsel an der Uniper-Spitze und das in Gang gebrachte Postenkarussell kürzlich vakant gewordene Stellen zu besetzen. Fortum brachte beide Kandidaten mit jeweils über 93,6% der abgegebenen Stimmen durch. Zudem wurde die unabhängige Kandidatin Judith Buss gewählt – mit knapp 100%.

Der Unterschied wirkt zunächst gering, doch das ändert sich mit Blick auf Fortums Beteiligung an Uniper in Höhe von gut 76%. Ändern kann der Widerstand einzelner Aktionäre nur noch wenig, wie die Durchsetzung auch dieser jüngsten Personalentscheidungen zeigt. Mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Markus Rauramo und seinem Stellvertreter Bernhard Günther – gleichzeitig CEO und CFO von Fortum – sind vier von sechs Kapitalvertretern in dem Uniper-Gremium mit dem finnischen Energie- und Staatskonzern verbunden.

Fortum hat Schlüsselposten

Neubesetzungen wurden wegen mehrerer Wechsel von Aufsichtsratsmitgliedern in die obersten Riegen des Uniper-Managements nötig. Zum einen ging Fortum-Führungskraft Sirpa-Helena Sormunen als Chefin in die Rechtsabteilung der Düsseldorfer. Zum anderen legte das neue Führungsduo aus CEO Klaus-Dieter Maubach und Finanzchefin Tiina Tuomela nach seiner überraschenden Berufung an die Konzernspitze (vgl. BZ vom 30. März) seine Mandate im Kontrollgremium zum Ende der Hauptversammlung offiziell nieder. Auch diese beiden Neuen im Vorstand haben bekanntermaßen eine Fortum-Vergangenheit.

Nach dem zweiten Vorstandswechsel innerhalb von zwei Jahren wurde zuletzt über neue Streitereien zwischen Uniper und seinem Hauptaktionär bei der Dividendenpolitik spekuliert. Die deutlich auf 1,37 Euro pro Aktie erhöhte Auszahlung wurde am Mittwoch durchgewunken; für Äußerungen zur weiteren Dividendenpolitik vertröstete Günther alle Aktionäre auf unbestimmte Zeit. Gleichzeitig betonte er, zumindest bis Ende dieses Jahres würden weder ein Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag mit Fortum noch ein Squeeze-out kommen. Was danach passiert? Weiter unklar. Die im MDax gelistete Uniper-Aktie fiel angesichts dieser Aussichten zunächst um 2,6% im Xetra-Handel und blieb auf niedrigem Niveau.

Kein leiser Kohle-Abschied

Fortum und Uniper – zusammen nach eigenen Angaben drittgrößter ökologischer Energieerzeuger – wollen bis 2050 CO2-neutral sein und in den kommenden vier Jahren massiv in bislang vernachlässigte Wind- und Solarkapazitäten in Europa investieren. Unipers Umgang mit dem Thema Steinkohle bringt indes derzeit neben Kritik – vor allem für das Festhalten an Datteln 4 bis zum letztmöglichen Kohleausstieg in Deutschland 2038 – auch rechtlichen Ärger. Für das faktische Aus seines erst 2016 ans Netz gegangenen Kraftwerks Maasvlakte 3 nahe Rotterdam Ende 2029, laut Uniper-Chef Maubach erzwungen durch den niederländischen Ausstiegsfahrplan, fordert der Konzern Entschädigung und hatte wie Konkurrent RWE unter anderem Klage unter dem Energiecharta-Vertrag beim internationalen Schiedsgericht ICSID in Washington eingereicht. Das Vorgehen erachtet das Wirtschaftsministerium in Den Haag allerdings als unvereinbar mit EU-Recht­. Wie die Behörde der Börsen-Zeitung auf Nachfrage erklärte, legte sie die Cause deshalb dem Oberlandesgericht Köln vor – in der Hoffnung auf Klärung und ein vorzeitiges Ende der von beiden Konzernen eingeleiteten Schiedsverfahren.