Flugverkehr

Lufthansa geht von Gewinnschub aus

Eine gute Buchungsnachfrage stimmt Lufthansa optimistisch, nicht nur für die Wintersaison, sondern auch darüber hinaus. CEO Spohr rechnet nicht damit, dass die Überkapazitäten der Vorkrisenzeit wiederkehren.

Lufthansa geht von Gewinnschub aus

hei Frankfurt

– Die Deutsche Lufthansa nimmt sich „perspektivisch“ deutliche Ertragsteigerungen vor, um die anstehenden Investitionen insbesondere in die Erneuerung der Flotte zu stemmen. Aus Sicht von Konzernchef Carsten Spohr bestehen dafür nach dem Ende der Pandemie, die die Lufthansa „wirtschaftlich hinter sich gelassen“ habe, gute Voraussetzungen. Dabei setzt der Manager vor allem auf Restriktionen beim Kapazitätsaufbau in der Branche weltweit, die eine Wiederkehr der Überkapazitäten der Vorkrisenzeit verhindern dürften.

Angespannte Lieferketten und in der Folge Engpässe bei zahlreichen Komponenten würden die Auslieferung neuer Flugzeuge verzögern und auch die bestehenden Flotten durch mitunter lange Reparaturzeiten verknappen, glaubt Spohr. Dies werde „noch Jahre anhalten“. Hinzu kämen Personalengpässe an Flughäfen.

Zugleich registriert die Fluggesellschaft eine ungebrochene Nachfrage. In den Wintermonaten machen sich die steigenden Belastungen von Verbrauchern und Unternehmen bisher nicht bemerkbar. Die Passagier-Airlines der Lufthansa planten im vierten Quartal mit rund 80% der Kapazität von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Coronakrise. Im Gesamtjahr sollen es knapp 75% werden. Der Konzern rechnet trotz der üblichen saisonalen Abschwächung in den letzten drei Monaten des Jahres mit einem operativen Gewinn, auch dank höherer Ticketpreise.

Auch auf mittlere Sicht erwartet Spohr, dass die Yields (Durchschnittserlöse), die im dritten Quartal 23% höher waren als im Vergleichsquartal 2019, auf hohem Niveau bleiben. Zum einen zeige die private Reisenachfrage noch immer ein deutliches Nachholbedürfnis der Menschen, zum anderen entwickele sich der Geschäftsreiseverkehr allen Unkenrufen in der Pandemie zum Trotz sehr dynamisch. Inzwischen seien 70% des Vorkrisenniveaus erreicht und Spohr geht davon aus, dass die Diversifizierung der globalen Lieferbeziehungen weiterhin Wachstumsimpulse für diesen Reiseverkehr setzen wird. Er wies auch darauf hin, dass der starke Anstieg des Flugverkehrs über den Sommer noch „ohne den asiatischen Markt“ stattgefunden habe.

Der Aviationkonzern hatte Mitte Oktober bereits Eckdaten zum saisonal wichtigen Sommerquartal be­kanntgegeben und die Ergebnisprognose erhöht. Von Juli bis September fiel ein bereinigtes Ebit von 1,1 Mrd. Euro an, in etwa so viel, wie Lufthansa im Gesamtjahr erreichen will. Dazu hätten alle Geschäftsbereiche beigetragen, betonte Spohr.

Nach neun Monaten gelang ein eindrucksvoller Swing auf 934 Mill. Euro nach einem Verlust von 1,62 Mrd. Euro in der Vorjahresperiode. Allerdings steuerte Lufthansa Cargo allein bis Ende September bereits einen operativen Gewinn von 1,3 Mrd. Euro bei und ist auf Kurs, das Rekordergebnis des Vorjahres von 1,5 Mrd. Euro zu übertreffen, wie es heißt. Unter dem Strich verdiente die Lufthansa 809 Mill. Euro im dritten Quartal nach einem Verlust von 72 Mill. Euro vor Jahresfrist.

Erstmals seit Ausbruch der für die Luftfahrt desaströsen Pandemie war auch die Hauptmarke Lufthansa wieder profitabel, sodass alle Passagier-Airlines zusammen schwarze Zahlen schrieben. Aufgrund der vielen Betriebsstörungen konnten statt der einst geplanten 85% der Vorkrisenkapazität nur 78% geboten werden.

Die Kosten für Unregelmäßigkeiten im Flugverkehr beliefen sich auf 239 Mill. Euro. Von diesen war der Ferienflieger Eurowings an den Flughäfen Düsseldorf und Köln besonders getroffen. Hinzu kamen die finanziellen Auswirkungen des Streiks. Eurowings verdiente mit 103 Mill. Euro weniger als im Vorjahresquartal und leitet Sparmaßnahmen ein.

Finanzvorstand Remco Steenbergen erklärte, dass die Lufthansa insgesamt an ihrem Ersparnisziel von 3,5 Mrd. Euro bis Ende 2024 festhalte. Dabei soll ein Kostenplus von 400 Mill. Euro, das durch steigende Ausgaben für Personal entsteht, „an anderer Stelle“ aufgefangen werden. Die Personalkosten waren in den ersten neun Monaten mit 5,9 Mrd. Euro der größte Kostenblock im Lufthansa-Konzern, gefolgt von Treibstoffkosten über 5,6 Mrd. Euro. Hier rechnet Steenbergen im Gesamtjahr mit 7,6 Mrd. Euro. Fürs vierte Quartal hat die Gruppe 64% des benötigten Kerosins abgesichert, für das kommende Jahr die Hälfte. Die bilanzielle Situation hat sich weiter entspannt. Die Nettoverschuldung sank aufgrund eines starken Free Cashflows um 2,8 Mrd. auf 6,2 Mrd. Euro. Die Liquidität liegt mit 11,8 Mrd. Euro nach wie vor über dem Zielkorridor von 6 bis 8 Mrd. Euro, so dass Steenbergen auf Sicht nur „sehr geringen Refinanzierungsbedarf“ erkennt.

Lufthansa
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20222021
Umsatz23 89310 978
Adjusted Ebit934−1624
Betriebsergebnis826−2123
Konzernergebnis484−1877
Ergebnis je Aktie (Euro)0,40−3,17
Operativer Cashflow5328513
Investitionen1816967
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