Übernahme

Oaktree greift nach Deutsche Euroshop

In der Corona-Pandemie war die Deutsche Euroshop unter die Räder gekommen. Doch jetzt sind der Finanzinvestor Oaktree und die Versandhausfamilie Otto bereit, einen Milliardenbetrag für das Unternehmen zu zahlen.

Oaktree greift nach Deutsche Euroshop

cru/ste Frankfurt/Hamburg

In einem milliardenschweren Deal will der US-Finanzinvestor Oaktree den Shoppingcenter-Investor Deutsche Euroshop mit Sitz in Hamburg übernehmen – gemeinsam mit dessen Großaktionär Alexander Otto aus der gleichnamigen Versandhausdynastie. Das Unternehmen aus Hamburg, dem 21 Einkaufszentren in Deutschland und Osteuropa gehören, wird dabei mit 1,4 Mrd. Euro bewertet. Das Angebot enthält eine Prämie von 44% auf den Xetra-Schlusskurs der Deutsche-Euroshop-Aktie von 15,63 Euro am 20. Mai, dem letzten Handelstag vor Bekanntgabe des Übernahmeplans. Nach der am Montag veröffentlichten Offerte, die noch von der Finanzaufsicht BaFin geprüft wird, legte der Kurs der Deutschen Euroshop in der Spitze um 44% auf 22,50 Euro zu.

Die im SDax enthaltenen Titel sind damit so teuer wie seit rund zwei Jahren nicht mehr. Das Angebot falle in eine Situation, die zwar durch eine stabilisierte operative Entwicklung des Shoppingcenter-Investors gekennzeichnet sei, so die Baader Bank, die weiterhin zum Abbau der Deutsche-Euroshop-Aktie bei einem auf 20 von 17,80 Euro erhöhten Kursziel rät. Jedoch hätten auch die Unsicherheiten sowohl mit Blick auf künftige Mieten und Leerstände als auch hinsichtlich benötigter Investitionen in die künftige Attraktivität der Einkaufszentren Bestand.

Deutsche Euroshop hatte sich bei der Vorlage von Erstquartalszahlen am 12. Mai zuversichtlich gezeigt, dass 2022 in einem viel geringeren Ausmaß von der Corona-Pandemie betroffen sein werde, und die Prognose eines operativen Ergebnisses (FFO) von 1,95 bis 2,05 (i.V. 1,98) Euro je Aktie bekräftigt. In dem Ausblick sind mögliche Folgen des Kriegs in der Ukraine allerdings noch nicht berücksichtigt: Der Krieg könne sich belastend auf Konsumverhalten, Lieferketten und letztlich das Geschäft auswirken, so das Unternehmen.

Konkret offeriert das Bieterkonsortium Hercules Bidco, das von Oaktree und Ottos Family Office Cura Vermögensverwaltung gleichberechtigt kontrolliert wird, 21,50 Euro je Aktie zuzüglich der für 2021 erwarteten Deutsche-Euroshop-Dividende von 1 Euro. Der Deal wird wohl glatt durchgehen. Vorstand und Aufsichtsrat von Deutsche Euroshop haben sich laut dem Konsortium und auch einer Mitteilung der Deutschen Euroshop zufolge bereits hinter die Offerte gestellt: Die Transaktion liege im Interesse des Unternehmens. 20% der Deutsche-Euroshop-Aktien gehören ohnehin Alexander Otto, und die Annahmeschwelle für den Deal haben die Bieter auf 50% gesetzt.

Die Deutsche Euroshop kam in der Corona-Pandemie unter die Räder. Lockdowns belasteten, Läden blieben geschlossen. Gleichzeitig erlebte der Online-Handel einen Boom. Das lockte offenbar Oaktree an. Das Private-Equity-Haus stammt aus Los Angeles und investiert schon seit 20 Jahren in Deutschland, gibt aber so gut wie keinerlei Auskunft über die Geschäfte mit Wertpapieren meist notleidender Unternehmen, die deshalb weitgehend im Dunkeln lagen – anders als dieses Mal. Zu den früheren Investments im deutschen Immobilienmarkt zählten Deutsche Wohnen und Deutsche Office.

Oaktree-Europa-Immobilien-Investmentchef Benjamin Bianchi ist es wichtig, bei der Deutsche-Euroshop-Offerte zu betonen: „Wir haben dem Aktienkurs nicht sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet, denn unsere Offerte beruht vielmehr auf dem langfristigen Wert des Unternehmens. Mit dieser Perspektive können wir einen attraktiven Aufschlag auf den Kurs zahlen. Die Aktienmärkte haben Einzelhändler schon seit mehr als fünf Jahren abgestraft. Es wird nicht mehr zwischen starken und schwachen Unternehmen unterschieden“, sagte Bianchi der Börsen-Zeitung.

Das Portfolio von Deutsche Euroshop umfasse einen guten Mix unterschiedlicher Standorte. „Meistens sind es Shoppingcenter, in denen die Leute einkaufen, die in der näheren Umgebung wohnen“, sagte Bianchi. „Wer wie viel Eigenkapital und Schulden zur Finanzierung der Offerte einbringt, wird vom Ergebnis bei der Annahmequote abhängen. Als Partner ergänzen wir uns, und der Investmentberater ECE hilft uns, den deutschen Markt im Detail zu verstehen.“ Ein Delisting von Deutsche Euroshop sei – ebenso wie ein Beherrschungsvertrag – nicht geplant.

Die geplante Hauptversammlung der Deutschen Euroshop am 23. Juni werde abgesagt, diese soll bis Ende August neu einberufen werden. Die Bieter streben eine Mindestannahmeschwelle von 50% plus eine Aktie an – dabei sind die Anteile an der Deutschen Euroshop eingerechnet, die bereits kontrolliert werden. Die Annahmefrist soll im Juni beginnen, die Transaktion voraussichtlich im dritten Quartal 2022 abgeschlossen werden, wie die Bieter mitteilten.

Bei der geplanten Transaktion lässt sich das Konsortium von J.P. Morgan als Finanz- und von Hengeler Mueller als Rechtsberater begleiten. Oaktree zieht ferner Gibson, Dunn & Crutcher als Rechtsberater hinzu, Cura arbeitet mit der Kanzlei Milbank zusammen. Für die Deutsche Euroshop ist die Deutsche Bank tätig, die ebenso wie Rothschild mit einer Fairness Opinion beauftragt wurde. Als Rechtsberater tritt Norton Rose Fulbright auf.

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