Sieg für Musk über CEO Altman

OpenAI gibt Umwandlung in For-Profit auf

Elon Musk erringt einen wichtigen Sieg gegen seinen Erzrivalen Sam Altman. Denn dessen Startup OpenAI bleibt Nonprofit-kontrolliert – und verliert damit Attraktivität für Investoren.

OpenAI gibt Umwandlung in For-Profit auf

OpenAI gibt Umwandlung in For-Profit auf

xaw New York

Die Technologieschmiede OpenAI gibt nach hartem öffentlichem Gegenwind einen Plan zur Umwandlung in eine gewinnorientierte Gesellschaft auf. Stattdessen bleibt das Start-up nun unter Kontrolle des Verwaltungsrats seiner Non-Profit-Holding, der per Satzung nicht zuvorderst den Anteilseignern verpflichtet ist, sondern „zum Wohle der Menschheit“ agieren soll. Damit dürfte es für den Entwickler des Textgenerators ChatGPT laut Analysten künftig schwieriger werden, neue Investitionen anzuziehen.

Gescheiterter Putsch als Auslöser

OpenAI trieb den Abschied von ihrer gemeinnützigen Struktur seit einem gescheiterten Putsch gegen CEO Sam Altman im November 2023 voran. Damals mussten Investoren um Microsoft, die seit 2019 rund 13 Mrd. Dollar in das Start-up gesteckt und sich im Gegenzug eine Beteiligung von 49% an den künftigen Gewinnen der For-Profit-Sparte sicherte, zunächst tatenlos bei der Absetzung des Unternehmenschefs durch den Verwaltungsrat zusehen. Microsoft-CEO Satya Nadella manövrierte damals hinter den Kulissen, um Altman weniger als eine Woche nach seiner Entmachtung wieder an die Spitze von OpenAI zu heben.

Mit der Umwandlung, die Geldgebern mehr Macht verleihen sollte, suchte Altman das Start-up zu einer sogenannten Public Benefit Corporation zu machen. Bei einer solchen besteht im Gegensatz zu einem Non-Profit Gewinnabsicht und die Erwartung der Anteilseigner auf Dividenden, allerdings wendet ein solches Unternehmen einen bestimmten Anteil der erzielten Profite für einen gemeinnützigen Zweck auf.

Prägender Zwist zwischen Musk und Altman

Mit entsprechenden Plänen geriet Altman einmal mehr mit Erzfeind Elon Musk ins Gehege. Der Milliardär war 2018 vom Posten des Co-Vorsitzenden von OpenAI abgetreten und fuhr seine finanzielle Unterstützung zurück – nach eigener Darstellung im Streit über Altmans Pläne für die Entwicklung des gewinnorientierten Firmenarms. Musk wirft der Tech-Schmiede vor, gegen die Gründungsvereinbarung zur Gemeinnützigkeit zu verstoßen und auf unrechtmäßige Weise mit Microsoft zusammenzuarbeiten, um die Entwicklung künstlicher Intelligenz zu dominieren.

Elon Musk verbindet eine tiefe Feindschaft mit den Köpfen hinter OpenAI. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Ahmed Fesal Bayaa.

In einer im vergangenen August von Musks Anwälten eingereichten Klageschrift ist von „Niedertracht und Täuschung“ die Rede, wie sie sonst „in einem Shakespeare-Drama“ zu finden seien. Musk strebte eine richterliche Anordnung an, um die Umwandlung in eine Public Benefit Corporation zu verhindern. OpenAI wies die Anschuldigungen des Milliardärs als haltlos zurück. Die Non-Profit-Gesellschaft werde auch künftig den vollen Wert ihrer Beteiligung am gewinnorientierten Teil des Unternehmens behalten. Bereits im September legte OpenAI Dokumente vor, gemäß denen Musk eine Umwandlung in eine For-Profit-Gesellschaft unterstützte, dem Unternehmen aber den Rücken kehrte, als er nicht die Kontrolle erhielt.

Übernahmeangebot abgeschmettert

Im Februar des laufenden Jahres griff Musk dann aber erneut nach dem Start-up: Das 97,4 Mrd. Dollar schwere Angebot für die Non-Profit-Holding hinter OpenAI, das ein vom 53-Jährigen geführtes Konsortium abgab, schmetterte der Verwaltungsrat des ChatGPT-Entwicklers prompt ab. Doch nach Gesprächen mit „Führungspersönlichkeiten aus der Gesellschaft“ und den Generalstaatsanwälten von Kalifornien und Delaware, die einer Umwandlung in einer For-Profit-Gesellschaft hätten zustimmen müssen, hat OpenAI ihre umstrittenen Umwandlungspläne nun doch noch aufgegeben.

Lediglich die bereits bestehende gewinnorientierte, vom Non-Profit-Teil kontrollierte Sparte soll zu einer Public Benefit Corporation werden. „Das ist vielleicht etwas weniger ereignisreich, als die Leute erwartet haben“, sagte Altman bei einer Pressekonferenz am Montag. Der neue Plan sorge für eine einfacher verständliche Unternehmensstruktur.

„Einfacher verständliche“ Struktur

In die gleiche Kerbe schlug der Verwaltungsratsvorsitzende von OpenAI-Bret Taylor. In der alten Struktur waren die Returns, die Investoren wie Microsoft einfahren konnten, auf ein Hundertfaches des Input beschränkt und konnten auf Null fallen, wenn dies nach Einschätzung des Nonprofit für die zentrale Aufgabe des Start-up notwendig war. Laut Taylor sollen die gemeinnützige Holding, Mitarbeiter und externe Investoren nun Anteile an der Public Benefit Corporation halten können. Den künftigen Anteil des Nonprofit an der gewinnorientierten Sparte wollte der Chairman nicht genauer beziffern. Laut Altman soll dieses aber zu einer der größten und am besten kapitalisierten gemeinnützigen Organisationen der Welt werden, das schon bald eigene Mittel für neue Projekte aufwenden könne.

Sam Altman, CEO von OpenAI, will weiter auf Milliardenmittel für sein Startup zurückgreifen. Foto: picture alliance / abaca | Blondet Eliot/ABACA.

Analysten befürchten aber, dass OpenAI nun wichtige Zugänge zu frischem Kapital verlieren könnte. Denn zuletzt hatte die Tech-Schmiede die bevorstehende Umwandlung in eine traditionellere gewinnorientierte Struktur genutzt, um neue Investoren zu werben. Bei einer Funding-Runde im Oktober 2024 sammelt das Start-up 6,6 Mrd. Dollar ein und erzielt eine Bewertung von 157 Mrd. Dollar. Ende März schloss OpenAI dann eine Finanzierung über insgesamt 40 Mrd. Dollar ab, in deren Rahmen das Unternehmen mit 300 Mrd. Dollar bewertet wurde. Die eingespielten Mittel fielen laut dem Datendienst Pitchbook fast dreimal so hoch aus wie beim zuvor größten Fundraising eines privat gehandelten Tech-Unternehmens.

Milliardeninvestments auf dem Spiel

Angeführt wurde die Runde, an der sich auch Microsoft und Investmentfirmen wie Coatue beteiligten, von Softbank. Der japanische Technologieinvestor steuerte 30 Mrd. Dollar bei – allerdings unter einer Bedingung: OpenAI müsse die Umwandlung in ein For-Profit bis Ende des laufenden Jahres erfolgreich abschließen. Sonst könne Gesamtinvestment, das in zwei unterschiedlich großen Tranchen erfolgt, bis auf 20 Mrd. Dollar schrumpfen. Laut Altman plant OpenAI damit, die von Softbank zugesagten Mittel vollumfänglich abrufen zu können. Die Japaner äußerten sich in der Angelegenheit vorher nicht.

Mit der Aufgabe der For-Profit-Pläne von OpenAI verbucht Musk indes einen wichtigen Sieg gegen Altman. Der reichste Mann der Welt macht der Tech-Schmiede mit seinem eigenen Startup xAI, das inzwischen die ehemals als Twitter bekannte Social-Media-Plattform X übernommen hat und nun zu einer integrierten „App für alles“ werden soll, Konkurrenz. Zwar hinkt dessen Chatbot Grok ChatGPT sowohl bei der Breite der angebotenen Funktionen als auch bei der Nutzerzahl hinterher, doch kann Musk beim Training auf seinen rapide wachsenden Supercomputer „Colossus“ zurückgreifen. Zudem ist xAI bereits als Public Benefit Corporation aufgesetzt – und gilt für dividendenhungrige Investoren damit nun grundsätzlich als heißere Wette.

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