Druck durch schwachen Dollar

SAP enttäuscht mit Cloud- und Software-Erlösen

SAP hat die Erlöse aus dem Cloud- und Softwaregeschäft weniger stark gesteigert als von Anlegern erhofft. Nun sorgt die Abwertung des Dollar für zusätzlichen Druck.

SAP enttäuscht mit Cloud- und Software-Erlösen

SAP enttäuscht mit Cloud- und Software-Erlösen

Bloomberg/dpa-afx New York, Walldorf

Europas größter Softwarehersteller SAP enttäuscht in einem von Zollunsicherheit geprägten Umfeld die Erwartungen der Anleger. Das nach Marktkapitalisierung führende Unternehmen des Kontinents steigerte die Erlöse aus dem Cloud- und Software-Geschäft im zweiten Quartal um 11% auf 7,97 Mrd. Euro, Analysten hatten laut dem Informationsdienstleister Bloomberg mit 7,99 Mrd. Euro gerechnet. Die amerikanischen Hinterlegungsscheine der Walldorfer gaben im nachbörslichen New Yorker Handel daraufhin zeitweise um mehr als 3% nach. Auf Tradegate notierte die SAP-Aktie am Morgen mehr als 1% schwächer.

Kunden in den USA zögern

Die Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik habe die Entscheidungszyklen bei einigen Kundengruppen verlängert, sagte Finanzchef Dominik Asam am Dienstagabend nach US-Börsenschluss in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Zu diesen Gruppen gehörten unter anderem der öffentliche Sektor in den USA und Industrieunternehmen.

SAP-Chef Christian Klein (links) und CFO Dominik Asam im Gespräch.
SAP-Chef Christian Klein (links) und CFO Dominik Asam im Gespräch.
picture alliance/dpa | Uwe Anspach

Asam merkte an, dass der Konzern in der ersten Jahreshälfte von einigen Sonderfaktoren profitiert habe, so etwa geringere aktienbasierte Vergütungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Außerdem sei man aktuell noch etwas vorsichtig gewesen mit Neueinstellungen, was aber in der zweiten Jahreshälfte noch etwas stärker zu Buche schlagen sollte. „Für das zweite Halbjahr bleiben wir vorsichtig optimistisch und behalten die geopolitischen Entwicklungen und Trends im öffentlichen Sektor genau im Auge“, sagte Asam laut Mitteilung.

Einige Analysten hatten im Vorfeld trotz handelspolitischer Turbulenzen auf Prognoseanhebungen gehofft. Doch das Unternehmen hält an seinem Ausblick für das Gesamtjahr fest: SAP rechnet mit Cloud- und Softwareerlösen zwischen 33,1 und 33,6 Mrd. Euro, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 11 bis 13% bedeuten würde.

Wechselkursschwankungen lasten auf Erlösen

Der freie Cashflow soll sich auf 8 Mrd. Euro nahezu verdoppeln, allerdings unter Annahme konstanter Wechselkurse. Tatsächlich rechnen die Nordbadener damit, dass Währungsschwankungen zu einer Belastung der Cloud-Erlöse von 3,5% führen werden, den operativen Gewinn werde dies wohl um 3% drücken. Schließlich wertet das Dollar infolge der Handels- und Fiskalpolitik von US-Präsident Donald Trump bedeutend ab – die Vereinigten Staaten sind mit einem Erlösanteil von über 30% wichtigster Markt von SAP. Die Analysten von Morningstar sehen in potenziellen währungsbedingten Anpassungen des Ausblicks für das kommende Jahr einen starken Einflussfaktor für die Aktie.

Positive Effekte durch Stellenabbau

In den zurückliegenden drei Monaten kletterte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern um 32% auf 2,57 Mrd. Euro, wie der Dax-Konzern mitteilte. Das hohe Plus lag vor allem an dem im vergangenen Jahr eingeleiteten großen Stellenabbau. Der operative Gewinn wuchs damit stärker als von Analysten zuvor geschätzt.

SAP gilt dabei als großer Profiteur des Booms um künstliche Intelligenz (KI). Das Unternehmen bewirbt die Technologie, um Kunden von physischen Bestandsservern auf IT-Infrastruktur in der Cloud umzulenken – dort sind die durchschnittlichen Ausgaben höher. Kunden erteilen dabei in der Regel mehrjährige Aufträge für komplexe Migrationsprojekte, die nicht einfach wieder zurückgefahren werden können – was SAP in Zeiten geopolitischer Unsicherheit ein robustes Erlöswachstum beschert. Die UBS geht davon aus, dass das Unternehmen Kunden deutlich höhere Anreize für die Cloud-Migration bietet. Dies habe den Cashflow zuletzt wohl angeschoben, werde im nächsten Jahr aber zu Belastungen führen.

Geschäft mit Abo-Software als Treiber

Die SAP-Aktie hat über das vergangene Jahr hinweg 40% an Wert gewonnen, wodurch die Walldorfer den niederländischen Chipausrüster ASML als wertvollstes Unternehmen Europas abgelöst haben. Auch im abgelaufenen Quartal erwies sich das Geschäft mit Abo-Software über die Cloud als Treiber. Der Umsatz in diesem Bereich zog um 24% an, auch der Auftragsbestand der kommenden zwölf Monate wuchs deutlich und gibt damit mehr Planungssicherheit. Insgesamt erzielte der Konzern ein Umsatzplus von 9% auf 9,03 Mrd. Euro. Der Nettogewinn verdoppelte sich nahezu auf 1,75 Mrd. Euro.