Handelskrieg setzt Cashflows unter Druck

Shareholder Return von US-Ölriesen in Gefahr

Bei Investoren wachsen die Sorgen, dass ExxonMobil und Chevron ihre Cashflows durch Kostensenkungen nicht mehr ausreichend schützen können. Denn das Marktumfeld trübt sich bedeutend ein.

Shareholder Return von US-Ölriesen in Gefahr

US-Ölriesen müssen Kosten drücken

Trumps Strafzölle schicken Ölpreis in Abwärtsspirale und bedrohen Aktienrückkäufe

xaw New York

Amerikas Ölriesen stehen vor einem harten Test. Denn während der von US-Präsident Donald Trump losgetretene Handelskrieg Rezessionssorgen weckt und die Ölpreise sowie die Margen im Raffineriegeschäft unter Druck setzt, müssen ExxonMobil und Chevron ihren Aktionären beweisen, dass sie den Total Shareholder Return durch Kostensenkungen ausreichend schützen können.

Denn beide Konzerne mussten bereits im ersten Quartal – bevor Trumps Strafzölle überhaupt in Kraft traten – empfindliche Profitrückgänge verkraften. ExxonMobil übertraf mit einem Überschuss von 1,76 Dollar pro Aktie zwar knapp die Erwartungen der Wall Street, doch lag der Nettogewinn mit 7,71 Mrd. Dollar um 6,6% unter dem Vorjahreswert. Bei Chevron sackte er um 36% um 3,5 Mrd. Dollar ab und damit noch stärker als von Analysten im Konsens befürchtet.

Zweifel an Buyback-Ziel

„Wir schon erfolgreich durch zyklische Abschwünge navigiert und werden es wieder tun“, sagte Chevron-Finanzchefin Eimear Bonner und beeilte sich zu betonen, dass der Konzern an seinen Investitionszielen festhalte. Auch an den Prognosen für die jährlichen Aktienrückkäufe im Gegenwert von 10 Mrd. bis 20 Mrd. Dollar, einer entscheidenden Stütze für den Kurs, rüttelt der Ölriese bislang nicht – im vergangenen Jahr summierte sich das Buyback-Volumen auf 15,2 Mrd. Dollar.

Doch hat Chevron bereits angekündigt, im laufenden Quartal lediglich 2,5 Mrd. bis 3 Mrd. Dollar für den Rückerwerb eigener Dividendenpapiere aufwenden zu wollen. Im ersten Quartal waren es noch 3,9 Mrd. Dollar. Hedgefonds-Vertreter bezeichnen es angesichts des schwer eingetrübten Makro-Umfelds als „unwahrscheinlich“, dass Chevron über das zweite Quartal hinaus an den eigenen Buyback-Zielen festhalten könne.

CEO wirbt um Vertrauen

ExxonMobil führte über Rückkäufe und Dividendenausschüttungen im abgelaufenen Quartal 9,1 Mrd. Dollar an Aktionäre zurück – und liegt nach eigenen Angaben mit seinem bis 2026 laufenden Buyback-Programm im Volumen von 20 Mrd. Dollar pro Jahr auf Kurs. CEO Darren Woods versucht die Sorgen von Investoren mit besonders nachdrücklichen Worten zu zerstreuen: „In diesem unsicheren Marktumfeld können unsere Anteilseigner Vertrauen aus dem Wissen schöpfen, dass wir für das hier (Makro-Abschwünge, die Redaktion) vorgebaut haben“, betonte der Vorstandschef.

Der Konzern hebt dabei strukturelle Kostenreduktionen im Umfang von 12,7 Mrd. Dollar seit 2019 hervor. Diesen Wert will ExxonMobil bis 2030 auf 18 Mrd. Dollar ausbauen und somit die für Shareholder Returns zur Verfügung stehende Liquidität sichern. Für das Gesamtjahr rechnet der größte westliche Ölförderer mit einem freien Cashflow von 29 Mrd. Dollar. Hält der Konzern tatsächlich an seinen Buyback-Zielen und zugleich an der Dividende fest, würde er 2025 unterdessen nahezu 37 Mrd. Dollar an die Anteilseigner zurückführen. Die Lücke von fast 8 Mrd. Dollar müsste er also aus anderen Quellen schließen – Investoren im Ölsektor reagieren traditionell aber mit Missfallen auf schuldenfinanzierte Aktienrückkäufe.

Auch europäische Konzerne leiden

Auch die europäischen Majors leiden bereits unter einem eingetrübten Marktumfeld, nachdem die Preise für die führende Rohölsorte Brent Crude und die US-Leichtölvariante West Texas Intermediate zuletzt zum ersten Mal seit vier Jahren unter die Marke von 60 Dollar abgerutscht sind. BP, die in der abgelaufenen Woche einen schwerer als erwartet ausgefallenen Gewinneinbruch um 48% vermeldete, hat ihre Quartalsrückkäufe zuletzt von 1,75 Mrd. auf 750 Mill. Dollar zurechtgestutzt und erwägt großvolumige Assetverkäufe.

Die französische Total Energies hält vorerst zwar an ihren vierteljährlichen Buybacks von 2 Mrd. Dollar fest, Analysten rechnen aber mit Kürzungen im weiteren Jahresverlauf. Positiver Ausreißer ist Shell, die nach einem stärker als erwartet ausgefallenen, um Einmalbelastungen bereinigten Gewinn von 5,58 Mrd. Dollar im Auftaktquartal 2025 für 3,5 Mrd. Dollar Aktien zurückkaufen will und damit im 14. Viertel in Folge mehr als 3 Mrd. Dollar für Buybacks aufwendet.

Rechtliche Unsicherheit treibt Aktionäre um

Derweil herrschen für den US-Ölsektor rechtliche Unsicherheiten: Im laufenden Monat treffen sich ExxonMobil und Chevron in einem Schiedsverfahren um einen der größten Ölfunde der Moderne. Chevron will sich durch eine 53 Mrd. Dollar schwere Übernahme der Rivalin Hess eine Beteiligung von 30% an einem Förderprojekt vor der Küste Guyanas sichern. Exxon, deren Anteil an den mit der chinesischen CNOOC erschlossenen Funden sich auf 45% beläuft, pocht allerdings auf Vorkaufsrechte für die Hess-Quoten. Zuletzt hat Chevron bereits für 2,3 Mrd. Dollar eine Beteiligung von 4,99% an Hess übernommen, um ihre Zuversicht in dem Konflikt zu untermauern – angespannte Aktionäre hoffen nun darauf, dass die Mittel weise investiert sind.

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