Mediobanca setzt auf Wealth Management und Übernahme der Banca Generali
Bankenkonsolidierung in Italien
Mediobanca wirbt mit Zahlen
Die Investmentbank Mediobanca will ihre Aktionäre vor allem mit wirtschaftlicher Logik überzeugen, das Übernahmeangebot der Monte dei Paschi abzulehnen. Ein neuer Strategieplan soll mit Zahlen untermauern, dass es für die Anteilseigner attraktiver ist, wenn die teilstaatliche Bank außen vor bleibt.
Investmentbank legt neuen Strategieplan vor und wehrt sich heftig gegen Übernahme
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Die italienische Investmentbank Mediobanca wehrt sich weiter mit allen Mitteln gegen die Übernahme-Offerte der Monte dei Paschi di Siena (MPS). Bei der Vorstellung eines neuen Strategieplans auf stand-alone-Basis unterstrich CEO Alberto Nagel erneut seine Ablehnung des Vorhabens. Es entbehre jeglicher industrieller und finanzieller Logik und berge hohe Ausführungsrisiken.
In einem Schreiben bittet Nagel die italienische Finanzmarktaufsicht Consob, die schon Mitte nächste Woche grünes Licht für das Angebot über 13 Mrd. Euro im Wege eines Aktientausches geben könnte, vorher für Klarheit zu sorgen. Die Offerte könnte frühestens am 7./8. Juli starten. Nagel geht es vor allem um Klarheit für den nicht unwahrscheinlichen Fall, dass die Monte dei Paschi weniger als 50% des Mediobanca-Kapitals hinter sich bekäme. Er verlangt Aufklärung darüber, welche wirtschaftlich-finanziellen Folgen dies für die MPS hätte und ob sich das Projekt für sie dadurch überhaupt noch rechnen würde. Die EZB hatte das Vorhaben auch für diesen Fall genehmigt, dafür aber Bedingungen gestellt.
Mediobanca will Banca Generali
Nagel versucht, zögernde Aktionäre vor allem mit wirtschaftlichen Argumenten zu überzeugen. Die Mediobanca will stattdessen die Banca Generali übernehmen. Dieses Projekt basiere auf einer starken Komplementarität sowohl im Hinblick auf das Management als auch in finanzieller Hinsicht. Die Ausführungsrisiken seien gering. Wegen des Widerstands vieler Mediobanca-Anteilseigner gegen die geplante Banca-Generali-Akquisition hat Nagel die Hauptversammlung, die dem Vorhaben am 23. Juni zustimmen sollte, auf September verschoben. Bis dahin hofft er, zögernde Anteilseigner zu überzeugen – vor allem mit Zahlen.
Impulse vom Wealth Management
Die Wachstumsimpulse im Rahmen des neue Strategieplans sollen vor allem vom Wealth Management kommen. Die Einnahmen der Bank sollen gegenüber 2025 um jährlich 6% auf 4,4 Mrd. Euro steigen, der Nettogewinn bis 2028 um 45% auf 1,9 Mrd. Euro wachsen. Hauptargument Nagels sind aber die Ausschüttungen: Er verspricht den Aktionären in den Jahren 2026, 2027 und 2028 Ausschüttungen von insgesamt 4,9 Mrd. Euro, davon 4,5 Mrd. Euro in bar und 400 Mill. Euro in Form eines bereits vor längerer Zeit beschlossenen Aktienrückkaufprogramms. Das entspreche einer Pay-Out-Quote von 100%.
Erhebliche Synergien
Würde die Banca Generali mit einbezogen, stiegen die Erlöse auf 5 Mrd. Euro, so Nagel. Das Wealth Management würde dann 50 statt 30% zu den Einnahmen beitragen. Nagel zufolge gibt es keinen überzeugenderen Grund für den Verkauf der 13-prozentigen Beteiligung an der Versicherung Generali, mit der die Akquisition finanziert werden soll, als den Erwerb der Banca Generali. Die Beteiligung steuert derzeit mehr als ein Drittel zum Mediobanca-Gewinn bei. Nagel erwartet durch die Übernahme der zu 50,2% durch die Generali kontrollierten Bank erhebliche Synergien.
Während die Mediobanca-Notierung am Freitag stabil blieb, gab das Monte-dei-Paschi-Papier deutlich nach. Damit wird es für Mediobanca-Aktionäre noch unattraktiver, ihre Papiere gegen Monte-dei-Paschi Aktien einzutauschen. Sie würden damit deutlich „draufzahlen“.
EU untersucht Verkauf
Die Übernahme der Mediobanca durch die MPS wird von der Regierung in Rom unterstützt. Die EU untersucht die ungewöhnlichen Umstände unter denen im November 2024 der Verkauf eines Staatsanteils von 15% an der MPS an „befreundete“ Unternehmen wie der Bank BPM, den Vermögensverwalter Anima, den Unternehmer Francesco Caltagirone und die Holding Delfin zu einem sehr attraktiven Preis zustande kam. Investoren wie Unicredit, BlackRock und Norges beklagen, mit ihren Offerten nicht zum Zug gekommen zu sein.