Abwanderung stoppen

KfW Capital investiert direkt in deutsche Tech-Firmen

KfW Capital will künftig auch direkt in deutsche Technologieunternehmen investieren, sagt Jörg Goschin. Der Chef der Beteiligungstochter der Staatsbank hofft, dadurch die Abwanderung von Unternehmen in der kapitalintensiven Wachstumsphase zu verhindern.

KfW Capital investiert direkt in deutsche Tech-Firmen

KfW Capital investiert direkt in deutsche Technologiefirmen

Bloomberg Frankfurt

Die KfW-Beteiligungstochter KfW Capital steht kurz davor, sich erstmals direkt an deutschen Technologiefirmen aus Branchen wie Künstlicher Intelligenz oder Klima-Technologie zu beteiligen. Bisher geht sie ausschließlich den Umweg über Risikokapitalfonds. Das neue Programm solle auch helfen, dass Firmen nicht in Länder wie die USA abwandern, sagte Jörg Goschin, Chef von KfW Capital.

850 Mill. Euro bis 2030

„Wir werden voraussichtlich noch im 1. Halbjahr dieses Jahres mit dem Programm starten“, kündigte Goschin, der zuvor unter anderem für Cerberus und Blackstone gearbeitet hat. Insgesamt stehen 850 Mill. Euro für die neuen Direkt-Investments bis zum Jahr 2030 zur Verfügung. Das Kapital soll ausschließlich in deutsche Technologiefirmen in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium fließen. Das Programm ist Teil des Zukunftsfonds, den Deutschland aufgelegt hat.

Europäische Finanzierungsalternative

Ziel sei es, dass „Technologieunternehmen nicht abwandern, etwa in die USA“, erklärte Goschin. „Es geht darum, für sie eine deutsche oder europäische Alternative aufzuweisen, damit sie ihre Innovation, ihre Technologie mit heimischem Kapital auch hier skalieren können.“

Privates Kapital für Wachstumsphase fehlt

Zwar gebe es in der Gründungsphase von Firmen, in der oft kleinere Summen benötigt werden, hierzulande oft genügend Kapital. Deutlich schwieriger werde es aber später, wenn es um hohe zweistellige oder dreistellige Millionenbeträge für weiteres Wachstum gehe, etwa für die internationale Expansion oder den Bau von Produktionsanlagen. In dieser Wachstumsphase sei oft nicht genügend privates Kapital verfügbar, „so dass hier ein klassisches Marktversagen vorliegt“, sagte Goschin. Risikokapitalfonds seien oft nicht groß genug, um solche Volumina zu stemmen. Und die, die dazu in der Lage seien, kämen häufig nicht aus Europa. 

KfW Capital agiert als Co-Investor

Angelegt sind die Direktinvestments von KfW Capital als Co-Investments. Das heißt: Wenn ein aussichtsreiches Unternehmen aus dem Portfolio eines Risikokapitalfonds, in dem KfW Capital investiert ist, eine Finanzierungsrunde durchführt, kann der Fondsmanager künftig KfW Capital einladen, an dieser Finanzierungsrunde als Co-Investor teilzunehmen.

„Auf Basis einer eigenen Prüfung treffen wir dann unsere Investmententscheidung“, sagte Goschin. Die Beträge für die direkten Co-Investments könnten deutlich im zweistelligen Millionenbereich liegen. Goschin kündigte an, das Team von KfW Capital vor diesem Hintergrund verstärken zu wollen — „insbesondere auch mit neuen Kollegen, die Erfahrungen mit Direkt-Investments haben.“

Neues Programm soll Abwanderung von Tech-Firmen stoppen