Großzügige Zeitpläne

Konsolidierung im deutschen Private Banking zieht sich in die Länge

Die Konsolidierung im deutschen Privatbankensegment kommt nur langsam voran. ABN Amro und BNP Paribas nutzen ihre Zeitrahmen für Übernahmen vollständig aus.

Konsolidierung im deutschen Private Banking zieht sich in die Länge

Konsolidierung im deutschen Private Banking zieht sich in die Länge

BNP Paribas übernimmt die frühere Trinkaus & Burkhardt wohl im Oktober – ABN Amro hofft auf Abschluss in den nächsten Wochen

lee Frankfurt

Die Konsolidierung des deutschen Privatbankensegments bleibt eine zähe Angelegenheit. Sowohl der niederländische Finanzkonzern ABN Amro als auch BNP Paribas werden die großzügig angelegten Zeitpläne für die Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) beziehungsweise der ehemaligen Trinkaus & Burkhardt voraussichtlich voll ausschöpfen.

Wechsel an der Spitze

Während die Niederländer darauf hoffen, die Übernahme wie angekündigt noch im ersten Halbjahr in trockene Tücher zu bekommen, stellt man sich bei BNP Paribas laut „Finanz-Szene“ darauf ein, die Transaktion im Oktober abzuschließen. Damit würden die Franzosen allerdings noch gut im Zeitplan liegen, obwohl vor wenigen Tagen bekannt geworden war, dass der für das Private Banking verantwortliche CEO Michael Arends BNP Paribas Ende des Monats verlässt. Denn im vergangenen September hatte das Institut einen Abschluss der Transaktion in der zweiten Jahreshälfte in Aussicht gestellt.

Skaleneffekte erforderlich

Das Geschäft mit wohlhabenden Kunden und Family Offices ist für Großbanken ein attraktives Wachstumsfeld, weil es mit vergleichsweise wenig Kapital unterlegt werden muss. Zugleich ist der Investitionsbedarf in eine zeitgemäße IT in diesem Segment hoch, sodass es zunehmend auf Skaleneffekte ankommt. Vor diesem Hintergrund hatte sich die in Deutschland in dem Segment bereits durch die Übernahme der Bethmann Bank vertretene Großbank ABN Amro vor gut einem Jahr mit dem chinesischen Mischkonzern Fosun darauf verständigt, Hauck Aufhäuser Lampe für 672 Mill. Euro zu übernehmen. Durch die Integration in das bestehende Geschäft soll die neue Nummer drei in dem von Deutscher Bank und Commerzbank angeführten Marktsegment entstehen.

HSBC-Deal eine Nummer kleiner

Die wenig später angekündigte Übernahme des deutschen Private Banking von HSBC ist eine Nummer kleiner. Einen Kaufpreis veröffentlicht hat BNP Paribas im vergangenen September allerdings nicht. Der britische Mutterkonzern würde zwar ohne Zweifel über die erforderlichen Mittel verfügen, um die IT auf den Stand zu bringen. Doch HSBC ist in Europa auf dem Rückzug und hatte das Private Banking bereits vor geraumer Zeit ins Schaufenster gestellt. Nachdem sich mit BNP Paribas eine Käuferin gefunden hatte, hatten Branchenbeobachter eigentlich damit gerechnet, dass die Konsolidierung an Fahrt aufnimmt.

Kein Käufer für Warburg

Diese Hoffnung hat sich bislang indes nicht bewahrheitet. So wurde zuletzt der Verkaufsprozess der traditionsreichen Warburg Bank auf Eis gelegt, offenbar, weil es der Investmentbank Perella Weinberg nicht gelungen war, einen Investor zu finden. Als potenzieller Käufer war zeitweise unter anderem die Signal Iduna gehandelt worden, die mit Donner & Reuschel bereits im deutschen Private Banking mitmischt. Angesichts der Turbulenzen an den Kapitalmärkten haben sich die Rahmenbedingungen für Übernahmen in den vergangenen Monaten allerdings ohnehin verschlechtert, da die hohe Volatilität sowohl die Preisfindung als auch die Finanzierung von Zukäufen erschwert.

Gute Wachstumsaussichten

Dabei stehen die Wachstumsaussichten nicht schlecht. Nach Einschätzung der Beratungsgesellschaft ZEB werden die Kundenvermögen im deutschen Private Banking von rund 7 Bill. Euro im Jahr 2023 bis 2028 auf mehr als 9 Bill. Euro anwachsen. In den vergangenen Jahren hatte sich das Private Banking zudem vor allem dank steigender Zinserträge als immer profitabler erwiesen. Dieser Effekt dürfte in den kommenden Monaten zunehmend abflachen.

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