Unicredit erhöht Commerzbank-Beteiligung
Unicredit marschiert auf Commerzbank-Übernahme zu
Italiener verdoppeln Aktienanteil auf gut 20 Prozent – Orcel trotzt Berlin
lee Frankfurt
Trotz des politischen Widerstands aus Berlin hat Unicredit ihre Aktienbeteiligung an der Commerzbank verdoppelt. Wie die Mailänder Bank mitteilte, hat sie etwa 10% der Finanzinstrumente, mit denen sie sich Zugriff auf Stimmrechtsanteile an der zweitgrößten deutschen Privatbank gesichert hat, in Aktien umgewandelt. Mit 20% der Anteile sind die Italiener somit größter Einzelaktionär der Commerzbank, noch vor dem Bund, der noch etwa 12% hält.
Nicht überraschend, aber unerwartet
Nachdem die bei der EZB angesiedelte Bankenaufsicht das Inhaberkontrollverfahren Mitte März positiv beschieden hatte, stand es zwar zu erwarten, dass Unicredit die Kaufoptionen irgendwann zieht. Zwischenzeitlich hatte CEO Andrea Orcel bei der neuen Bundesregierung jedoch nochmals eine deutliche Absage für sein Vorhaben kassiert. Angesichts der um 90% gestiegenen Börsenbewertung seit dem Einstieg von Unicredit schien eine Mehrheitsübernahme der Commerzbank schon fast vom Tisch.

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Die Details der Transaktion spart die knappe Unicredit-Mitteilung aus. Offen blieb, ob es um die von Barclays, Jefferies oder Citigroup gehaltenen Finanzinstrumente handelte. Der Commerzbank lagen am Mittwoch noch keine Änderungsmitteilungen vor. „Dieser Schritt ist erneut nicht mit der Commerzbank abgestimmt“, sagte eine Sprecherin. Die Anpassung der Position habe keine Auswirkungen auf die strategische Ausrichtung.
Verhaltene Marktreaktion
Unicredit kündigte an, zu gegebener Zeit auch die verbleibenden Zugriffsrechte auf rund 9% der Commerzbank-Anteile zu ziehen. Damit wäre die von der Bankenaufsicht genehmigte Beteiligung von gut 29% erreicht. Eine weitere Aufstockung der Beteiligung würde ein öffentliches Angebot an die ausstehenden Aktionäre erforderlich machen. Sie könnten dann mit einer Prämie auf den ohnehin stark gestiegenen Aktienkurs rechnen. Dennoch reagierte der Markt zunächst verhalten, die Commerzbank-Aktie tendierte seitwärts.
Kartellamt sieht keine Probleme
Mit Widerständen der EZB gegen eine weitere Aufstockung muss Unicredit nicht rechnen. Die europäischen Bankenaufseher machen sich regelmäßig für grenzüberschreitende Bankenfusionen innerhalb der Eurozone stark. Auch das Bundeskartellamt, das wegen der Präsenz der zur Unicredit gehörenden HVB auf dem deutschen Markt mitzureden hat, wird Orcel kaum Steine in den Weg legen. „Wir sehen da in wettbewerblicher Hinsicht keine Probleme", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Behördenchef Andreas Mundt. „Ich sehe nicht, dass wir es – wenn es zu einer Folgeentscheidung käme – anders sehen würden.“ Damit stünde Orcel ein Durchmarsch von regulatorischer Seite offen.
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