US-Großbank

US-Banken müssen Gewinnein­brüche verkraften

Die US-Großbanken haben im dritten Quartal Gewinneinbrüche verzeichnet. Höhere Aufwendungen für die Kreditrisikovorsorge und die Schwäche im Investment Banking zehrten dabei steigende Zinseinnahmen auf.

US-Banken müssen Gewinnein­brüche verkraften

xaw Frankfurt

Die US-Großbanken haben im dritten Quartal trotz steigender Zinseinnahmen unter dem stark eingetrübten Finanzmarktumfeld gelitten. Der Nettogewinn von J.P. Morgan Chase brach zwischen Juli und September um 16,7% auf 9,7 Mrd. Dollar bzw. 3,12 Dollar pro Aktie ein. Belastet wurde das Ergebnis unter anderem durch Rückstellungen für faule Kredite im Volumen von 808 Mill. Dollar, hinzu kamen 727 Mill. Dollar an Nettoabschreibungen auf Kredite. Noch ein Jahr zuvor hatte die Bank 2,1 Mrd. Dollar für die Risikovorsorge aufgelöst. Verluste aus dem Wertpapiergeschäft von insgesamt 959 Mill. Dollar drückten den Gewinn nach Steuern zusätzlich um 729 Mill. Dollar.

Citi stärker als erwartet

Immerhin übertraf aber der Nettogewinn des Geldhauses die Konsensschätzung der Analysten deutlich – diese hatte auf 2,92 Dollar pro Aktie gelautet. Auch die Citi­group schnitt besser ab als prognostiziert: Sie verdiente mit 3,5 Mrd. Dollar bzw. 1,63 Dollar pro Aktie zwar rund ein Viertel weniger als vor einem Jahr, wobei eine Aufstockung der Risikovorsorge im Kreditgeschäft um 370 Mill. Dollar das Ergebnis belastete. Marktbeobachter hatten im Konsens allerdings einen stärkeren Rückgang auf 1,42 Dollar vorhergesagt.

Dagegen wurde der Konkurrentin Morgan Stanley ein Gewinn von 1,51 Dollar zugetraut, mit einem Nettogewinn von 2,6 Mrd. Dollar bzw. 1,47 Dollar pro Aktie enttäuschte sie die niedrigeren Erwartungen aber noch. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies einen Ergebnisrückgang um 30%. Die Erträge fielen um 12% auf 13 Mrd. Dollar, während Citigroup einen Anstieg um 6,4% auf 18,5 Mrd. Dollar und J.P. Morgan einen Zuwachs um 10% auf 32,7 Mrd. Dollar verzeichneten, also auch an dieser Stelle die Markterwartungen übertrafen.

Die US-Großbanken befinden sich in einem Spannungsumfeld zwischen stark eingetrübten Konjunkturaussichten und der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve. Zwar führt die monetäre Straffung für die Finanzinstitute zu steigenden Zinserträgen, wie sich insbesondere bei J.P. Morgan zeigt. Der Zinsüberschuss des US-Marktführers kletterte um ein Viertel auf einen Quartalsrekord von 17,6 Mrd. Dollar. Konzernchef Jamie Dimon erwartet für das Gesamtjahr nun eine noch stärkere Entwicklung als zuvor: Der Zinsüberschuss soll abseits der Unternehmens- und Investmentbank nun auf 61,5 Mrd. Dollar steigen, die vorherige Prognose hatte auf 58 Mrd. Dollar gelautet.

Allerdings lastet die niedrigere Risiko- und Ausgabebereitschaft der Investoren auf wichtigen Ertragsquellen. „Banking war angesichts reduzierter Dealflows und eines geringeren Appetits auf Fusionen und Übernahmen das Geschäft, das durch das Makro-Umfeld am stärksten negativ beeinflusst wurde“, betonte Citigroup-Chefin Jane Fraser. Auch das Geschäft mit Börsengängen litt unter der schwächeren Liquiditätszufuhr an den Finanzmärkten. Entsprechend stürzten die Einnahmen von Citigroup aus dem Investment Banking zwischen Juli und September gegenüber dem Vorjahr um 64% auf 631 Mill. Dollar ab, bei J.P. Morgan betrug der Rückgang 43% auf 761 Mill. Dollar.

Morgan Stanley unter Druck

Ebenfalls stark unter Druck standen indes die Investmentbanker von Morgan Stanley, die lediglich 1,28 Mrd. Dollar an Erlösen generierten und damit 55% weniger als im dritten Quartal 2021. Dabei kollabierten die Umsätze des Geldhauses aus dem Aktien-Neuemissionsgeschäft: Mit 218 Mill. Dollar lagen sie 78% unter dem Vorjahreswert. Die Erlöse aus dem Anleihe-Underwriting gingen um 35% auf 366 Mill. Dollar zurück, während die Einnahmen aus der M&A-Beratung um 46% fielen.

Im Gegensatz dazu steht eine stärkere Entwicklung im Trading. Denn die hohe Volatilität an den Finanzmärkten bedingt eine stärkere Handelsaktivität. So legten die Trading-Umsätze von Morgan Stanley um 16% zu, insbesondere das Fixed-Income-Segment wuchs mit 33% stark.

Die Reaktion der Wall Street auf die Zahlen fiel im frühen Handel gemischt aus. Während die Anleger bei Citigroup und J.P. Morgan offenbar zunächst die positiven Überraschungen bei Umsatz und Gewinn goutierten, setzte die Aktie von Morgan Stanley zeitweise um mehr als 4% zurück.

Bericht Seite 12

Wall-Street-Banken verdienen trotz steigender Zinsen weniger
Konzernzahlen nach US-GAAP
Morgan Stanley CitigroupJ.P. Morgan Chase
3. Quartal 3. Quartal3. Quartal
in Mill. Dollar202220212022202120222021
Nettoerträge12 9861475318 5081744732 71629647
Nettozinserträge6 101235112 563106911751813080
Nichtzinserträge10 476126905 945675615 19816567
Kreditrisikovorsorge 125241 365−1921 537−1527
Operativer Aufwand9 563985512 7491177719 17817063
Ergebnis vor Steuern3 38848744394586212 00114111
Konzernergebnis2 6323 7073 4794 644973711687
Kernkapitalquote (CET1; %) 214,816,012,211,712,512,9
1) negativer Wert: Auflösung; 2) StandardansatzBörsen-Zeitung
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