CFA 2024Die Preisverleihung

Das letzte gute Deal-Jahr?

Der vermeintlich großartigste Dealmaker der Welt wähnt sich zurzeit im Weißen Haus. Viel zustande gebracht hat Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit jedoch noch nicht. Doch es gibt sie, die wahren Dealmaker. Sechs von ihnen wurde nun für herausragende Transaktionen der Corporate Finance Award überreicht.

Das letzte gute Deal-Jahr?

Das letzte gute Deal-Jahr?

Der „Deal“ wird mit Trump zum Unwort – Es gibt aber auch brillante Beispiele – Prämierung in Frankfurt

dj Frankfurt

Der vermeintlich großartigste Dealmaker der Welt wähnt sich zurzeit im Weißen Haus. Viel zustande gebracht hat Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit jedoch noch nicht. Doch es gibt sie, die wahren Dealmaker. Sechs von ihnen wurde nun für herausragende Transaktionen der Corporate Finance Award überreicht.

Allenthalben herrscht Unsicherheit in der Welt wegen Donald Trumps erratischer Zollpolitik, geopolitischer Begehrlichkeiten und Angriffe auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank. 2024 zeichnet sich aber noch einmal als gutes Deal-Jahr aus. Private-Equity-Häuser seien in Europa an rund 4.000 Transaktionen beteiligt gewesen – ein Plus von 5%, wie PwC-Deutschland-Partner Joachim Englert zur Verleihung des Corporate Finance Award am Montagabend in Frankfurt sagte. „Aber dann kam Trump und die Zölle.“ Nun würden Transaktionen aufgeschoben. Die US-Politik schaffe Verwirrung, verstärke Rezessionsängste und verkompliziere Entscheidungen.

Das „Chaos als Chance“

Das „Chaos als Chance“ begreift Michael Psaros, Mitgründer von KPS Capital Partners. „Dann werden wir aggressiv.“ Gute Dealmaker sind dem US-Amerikaner zufolge letztlich „True Gentlemen“.  Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Siemens sei die Basis gewesen für Kauf von Innomotics, einem Hersteller von Elektromotoren und Großantriebssystemen. Für den 3,5-Milliarden-Euro-Deal nahm KPS-Partner Psaros die Auszeichnung in der Kategorie Private Equity entgegen.

Beharrlichkeit bewies Adnoc im Werben um Covestro. Der staatliche Ölkonzern aus Abu Dhabi erhält für die Übernahme des Leverkuseners Kunststoffkonzerns den Preis in der Kategorie Large Caps. Mit 14 Mrd. Euro wurde Covestro inklusive Schulden bewertet. Eine Großtransaktion, die besonderes diplomatisches Geschick benötigte: Als Investor aus dem Nahen Osten schlug Adnoc in Deutschland durchaus Skepsis entgegen. Aber Adnoc-Verhandlungsleiter Khaled Salmeen glaubte fest an das Investment in „ein innovatives, globales Unternehmen“.

Die Auszeichnung für Mid & Small Caps beinhaltet ein Delisting. Die Übernahme von Encavis durch den US-Finanzinvestors KKR im Verbund mit dem Familienunternehmen Viessmann soll dem Wind- und Solarparkbetreiber leichter Mittel für Wachstum zur Verfügung stellen. Für Christopher Höfer, Investment Manager von Viessmann, ist die Langfristigkeit der Kapitalbereitstellung der Wesenszug eines Familienunternehmens.

Die Aussicht auf anhaltende hohe Zinsen hatte dem Augsburger Rüstungsunternehmen Renk den Börsengang im Herbst 2023 noch verleidet. Der zweite Anlauf im Februar 2024 glückte aber so gut (der Wert der Aktie hat sich mehr als verdreifacht), dass dafür der Corporate Finance Award in der Kategorie IPO verliehen wurde. „Wir waren enttäuscht“, sagte CFO Anja Mänz-Siebje über den IPO-Rückzieher. „Aber es war wert, das Ganze noch mal zu machen.“ Mit dem Börsengang habe man es geschafft, die Unabhängigkeit des eigenen Geschäftsmodells zu sichern.

Ins Risiko gehen und geduldig sein. Auch das muss ein Dealmaker können. Das zeigt der M&A-Preisträger Schaeffler. Mit der Übernahme des Antriebsspezialisten Vitesco rückt Schaeffler an die drei Großen der Zuliefererbranche in Deutschland heran. Bis zu Synergieeffekten braucht es aber noch Zeit. Es ist eine Branche in der Krise. Einen Monat nach der Fusion gab Schaeffler einen Stellenabbau bekannt. Der Zollkrieg mit den USA trübt die Aussicht weiter. Vitesco sieht Schaeffler-CEO Klaus Rosenfeld als zentralen Baustein zur „Motion Technology Company“ und scheut sich nicht, von humanoiden Robotern und fliegenden Autos als künftige Geschäftsfelder zu schwärmen.

Erfolgsfaktor Vertrauen

Dass es sich gegen die Big-Tech-Übermacht aus den USA behaupten kann, beweist das Kölner Übersetzungs-Start-up DeepL –  und zwar dank überlegener KI. Mehr als 300 Mill. Dollar Wagniskapital wurden 2024 eingesammelt. Das ist der Jury die Auszeichnung in der Kategorie Digitales wert. Vertrauen in den Datenschutz und die Qualität der Übersetzung sind für Strategiechef Ed Crook weitere Erfolgskriterien. Menschen über Barrieren hinweg bei der Verständigung zu helfen, das sei sein Antrieb.

Was also wäre Donald Trump zu raten, um ihm zu besseren Deals zu verhelfen? Vertrauen, Langfristigkeit und Teamleistung. Allesamt keine Eigenschaften, die man dem US-Präsidenten zuschreibt.