Wirtschaftswachstum

Großbritannien setzt zum Abschwung an

Die britische Wirtschaft, die im Januar noch wuchs, hat im Verlauf des Auftaktquartals deutlich an Schwung verloren. Während der private Konsum stieg, gingen die Unternehmensinvestitionen zurück.

Großbritannien setzt zum Abschwung an

hip London

Die britische Wirtschaft hat im ersten Quartal erheblich an Schwung verloren. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,8 %. Volkswirte hatten dagegen im Schnitt mit einem Plus von 1,0 % gerechnet. Weil es sich um die Erstschätzung handelt, ist noch mit Abweichungen zu rechnen. Aufschlussreicher sind die monatlichen Werte. Demnach wuchs die Wirtschaftsleistung im Januar noch um 0,7%. Im Februar stagnierte sie bereits. Am 24. Februar marschierten russische Truppen in die Ukraine ein. Im März schrumpfte das BIP um 0,1 %. „Es handelt sich eindeutig um eine Wirtschaft, die schnell an Schwung verliert“, sagte der Investmentmanager James Lynch von Aegon Asset Management. Zusammen mit aktuelleren Infor­mationen wie sinkenden Einzelhandelsumsätzen und „schockierenden“ Werten beim Verbrauchervertrauen zeige sich an den Daten, dass der für das kommende Jahr befürchtete Abschwung schon in diesem Jahr einsetzen werde. Das Nationale Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung NIESR hatte bereits für das zweite Halbjahr eine „technische Rezession“ vorhergesagt.

Die in Großbritannien dominante Dienstleistungsbranche leistete zum Rückgang des BIP im Auftaktquartal einen wesentlichen Beitrag, nicht zuletzt, weil ein Großteil der in ­früheren Monaten vom Gesundheitswesen im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Corona-Pandemie erbrachten Leistungen wie Impfungen und Kontaktverfolgung wegfiel. Das Baugewerbe sorgte dafür, dass der Gesamtwert positiv blieb – nicht zuletzt, weil Schäden beseitigt werden mussten, die der Sturm „Eunice“ zurückgelassen hatte (siehe Grafik).

Auf Quartalsbasis lag das BIP um 0,7 % über dem vor Ausbruch der Pandemie erreichten Niveau. Allerdings sind die Unternehmensinvestitionen in den drei Monaten zurückgegangen. Sie sind noch 9,1 % von dem Wert entfernt, auf dem sie sich vor den Ausgangsbeschränkungen bewegten. Der private Konsum, der trotz aller Sorgen um steigende Lebenshaltungskosten um 0,6 % zu­legte, arbeitete sich dagegen immerhin bis auf 0,7 % an den vorherigen Wert heran.