Geldpolitik

Inflation bleibt hartnäckig

Neue Daten zu den Importpreisen in Deutschland sowie den Verbraucherpreisen in Frankreich und Spanien befeuern die Debatte über den geldpolitischen Kurs der EZB. Von den Zahlen gehen unterschiedliche Signale aus.

Inflation bleibt hartnäckig

mpi Frankfurt

Rund zwei Wochen vor der mit Spannung erwarteten Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) erhalten die Notenbanker gemischte Signale aus den größten Volkswirtschaften der Eurozone. Während in Deutschland er­neut gesunkene Importpreise auf eine mittelfristig abnehmende Inflation hindeuten, hat der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) in Spanien und Frankreich nach einer ersten Schätzung der jeweiligen nationalen Statistikbehörden im Februar zugelegt. Der Anstieg – in Frankreich von 7,0% auf 7,2% und in Spanien von 5,9% auf 6,1% – wurde vor allem durch höhere Lebensmittelpreise befeuert.

Die Daten geben den Befürwortern einer restriktiven Geldpolitik neue Argumente. Für März gilt eine Erhöhung der Leitzinsen um 50 Basispunkte als quasi ausgemacht. Über den weiteren Kurs wird innerhalb der EZB diskutiert. Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling sprach sich am Dienstag dafür aus, am aktuellen Kurs auch über März hinaus festzuhalten. „Es wird eine weitere Straffung der Geldpolitik nötig sein“, sagte er. Die kommende Zinserhöhung werde voraussichtlich nicht die letzte sein. Die bisherigen Schritte würden die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Eurozone nicht ausreichend ausbremsen.

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane äußerte sich in einem Interview mit Reuters zuversichtlich, dass das Zinsniveau nach der Erhöhung im März um weitere 50 Basispunkte restriktiv sei. Gleichzeitig bekräftigte er jedoch, dass die EZB die Leitzinsen auch darüber hinaus weiter anheben werde, sollte dies nötig sein, um die Inflation wieder auf 2% – das mittelfristige Ziel der EZB – zu drücken. Lane nannte drei Kriterien, die erfüllt sein müssten, damit die Notenbank ihren Zinserhöhungskurs beendet. „Ein Element sind unsere Inflationsprojektionen, und hier meine ich den ganzen Pfad, nicht nur den Endpunkt“, sagte er. Dazu müssten Fortschritte bei der Senkung der Kern­inflation, in der die Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet sind, in den Daten zu sehen sein. Und es müsse drittens bewertet werden, wie kraftvoll und schnell der Straffungskurs der Notenbank wirke. Sobald die Zinsen nicht mehr weiter angehoben werden, müsste die EZB das Zinsniveau laut Lane für einige Quartale halten. Am Finanzmarkt wird derzeit darauf gesetzt, dass die EZB den Einlagensatz bis zum Jahresende noch bis auf fast 4,0% anheben könnte. Dahinter stehen unter anderem Befürchtungen, dass die Kerninflation noch längere Zeit auf einem zu hohen Niveau verharren könnte. Lane sieht jedoch an der Inflationsfront auch ermutigende Signale. Ihm zufolge sind es nicht nur die Energiepreise, die hinter dem jüngsten Rückgang der Teuerungsrate stehen. Der Preisdruck bei Dienstleistungen lasse in der Eurozone nach. Außerdem verwies er auf positive Entwicklungen in frühen Stufen der Preisbildung.

In dieses Bild passen die Daten zu den deutschen Import- und Exportpreisen. Da viele Rohstoffe und Vorprodukte für die Industrie importiert werden, wirken sich die Einfuhrpreise zeitverzögert auf die Verbraucherpreise aus. Dass die Preise von Importen nach Deutschland im Januar das fünfte Mal in Folge gesunken sind, diesmal im Vergleich zum Vormonat um 1,2%, werten Ökonomen als gutes Zeichen. „Mit Blick auf die kommenden Monate ist mit einem merklichen Rückgang der Inflationsrate zu rechnen“, sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Wie sich die Verbraucherpreise im Februar entwickelt haben, teilt das Statistische Bundesamt am Mittwoch für Deutschland mit, ehe Eurostat die jüngsten Daten für die Eurozone am Donnerstag veröffentlicht.