Destatis-Pilotstudie

Kostenvorteile locken Unternehmen ins Ausland

Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen ist Bestandteil globaler Wertschöpfungsketten. Dennoch lockt das Ausland – 1,6% haben Aktivitäten verlagert, vor allem in die EU. Hauptargument sind Kostenvorteile.

Kostenvorteile locken Unternehmen ins Ausland

ba Frankfurt

Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen ist Teil einer globalen Wertschöpfungskette. 61% der knapp 64000 Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten in Deutschland haben im Jahr 2020 Waren oder Dienstleistungen aus dem Ausland bezogen oder dorthin geliefert. Die Pilotstudie des Statistischen Bundesamts (Destatis) bei Produktions-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen zeigt aber auch, dass 1,6% der Unternehmen in den Jahren 2018 bis 2020 Teile ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten ins Ausland verlagert haben – „vor allem aus Kostengründen“.

Dabei verlagerten 64% Funktionen wie etwa die Produktion von Waren, Marketing, Vertrieb und Kundendienst oder Forschung und Entwicklung vollständig oder teilweise aus Deutschland heraus an andere Unternehmen innerhalb oder außerhalb ihrer Unternehmensgruppe in EU-Staaten. 60% gingen in das restliche Ausland. Einige Unternehmen verlagerten Funktionen sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU. Von den 1028 Unternehmen verlagerten dabei 828 unterstützende Unternehmens­funktionen und 658 ihre Haupt­unternehmens­funktion. Die Differenz erklären die Statistiker mit Mehrfachnennungen. 

Unter dem Kostenaspekt war die Verringerung von Lohnkosten ein wichtiges Motiv: Dies galt für 89% der Unternehmen, die verlagerten oder eine Verlagerung in Erwägung zogen. 75% der Unternehmen nannten andere Kostenvorteile. Der Fachkräftemangel war das Motiv für 62% der Unternehmen.

Zu den Hindernissen einer Verlagerung zählen den Wiesbadener Statistikern zufolge vor allem administrative oder rechtliche Faktoren. Dem stimmten 79% der Unternehmen zu, gefolgt von steuerlichen Problemen (59%) sowie Zöllen und anderen Handelshemmnissen (54%).

Der Gang ins Ausland gilt wegen der hohen Energiekosten derzeit als Option. Wirtschaftsverbände warnen daher vor einer Deindustrialisierung Deutschlands. Die Herbstumfrage des DIHK hat gezeigt, dass vor allem die USA attraktiver werden – auch wegen des Inflation Reduction Act mit Beihilfen zum Vorteil von Wertschöpfung in den USA.

Am internationalen Warenhandel beteiligen sich laut Destatis 49% der Unternehmen. An der Spitze steht mit 46% der Bezug von Rohstoffen aus dem Ausland (siehe Grafik). Eine Dienstleistung wiederum haben 37% der Unternehmen grenzüberschreitend beansprucht und/oder erbracht. Davon nutzten 44% Dienstleistungen aus dem Bereich Transport, Logistik und Lagerung und 29% Informations- und Kommunikationsdienstleistungen. 22% der Unternehmen hingegen erbrachten Dienstleistungen aus dem Bereich Transport, Logistik und Lagerung im Ausland. Je 16% erbrachten Ingenieurs- und verwandte technische Dienstleistungen im Ausland sowie solche aus dem Bereich Marketing, Vertrieb und Kundendienst.

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