US-Arbeitsmarkt

US-Arbeitsmarkt trotzt vorerst Trumps Zöllen

Trotz wachsender Sorgen über die Folgen der Zölle von US-Präsident Donald Trump hat der Arbeitsmarkt im April mit solidem Tempo zugelegt.

US-Arbeitsmarkt trotzt vorerst Trumps Zöllen

US-Arbeitsmarkt trotzt vorerst Trumps Zöllen

Stellenzuwachs geht aber an der Industrie vorbei – Lohndruck lässt nach

det Washington

Entgegen manchen Befürchtungen hat der von US-Präsident Donald Trump entfachte Zollkonflikt fürs Erste keine tiefen Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. Die Neueinstellungen lagen im April sogar deutlich oberhalb der Erwartungen.

Ohne Berücksichtigung des Agrarsektors entstanden 177.000 neue Jobs. Gerechnet hatten Ökonomen mit einer Zunahme um etwa 130.000. Das Stellenplus für März wurde von 228.000 auf 185.000 nach unten korrigiert. Dennoch dauert der moderate Aufschwung an, zumindest vorläufig. Ermutigend ist auch die Tatsache, dass die Arbeitslosenquote unverändert bei 4,2% lag.

Differenziertes Bild

Während Trump die im ersten Quartal schrumpfende Wirtschaftsleistung seinem Vorgänger Joe Biden in die Schuhe schiebt, nimmt er den soliden Arbeitsmarkt für sich in Anspruch. Gleichwohl zeichnet ein Blick hinter die Kulissen ein komplexeres Bild. Schließlich waren ausschließlich Dienstleistungsunternehmen für das Stellenwachstum verantwortlich, allen voran die Gesundheitsbranche mit einer Zunahme um 51.000.

Positive Beiträge kamen auch von Verkehrsdienstleistern, dem Sozialbereich und Finanzdienstleistern. Unterdessen hat die Industrie, die am stärksten unter den Zöllen leiden wird, Einbußen erlitten. So strich das verarbeitende Gewerbe 1.000 Stellen. Die Autoindustrie eliminierte 4.700 und Computerhersteller 4.000 Jobs. Der Boom, den Trump für die heimische Industrie versprochen hat, lässt also auf sich warten. 

Fed wird mit Zinsschritt warten

Welche Konsequenzen wird die Notenbank aus den jüngsten Daten ziehen? Auf der einen Seite schrumpft die Wirtschaft, auf der anderen Seite präsentiert sich der Arbeitsmarkt in robustem Zustand. Die Regierung begründet die Diskrepanz damit, dass sich die Zahlen auf zwei verschiedene Monate beziehen und Trump allein für das Stellenwachstum verantwortlich ist. Ökonomen sind aber sicher, dass die Zölle demnächst auch am Jobmarkt Spuren hinterlassen werden.

Notenbankchef Jerome Powell hat wiederholt betont, dass die Fed ihren Fokus verstärkt auf den Jobmarkt richten wird. Sollte sich der Stellenabbau in der Industrie beschleunigen und künftig auch Dienstleister treffen, dann dürfte die Fed zu Zinssenkungen greifen. Zumal der jährliche Lohnanstieg bei nur noch 3,8% liegt.

Sicher ist, dass die Fed bei ihrer Sitzung nächste Woche am geltenden Leitzins festhalten wird. Die Zinspause wird damit frühestens mit einer Lockerung im Juni enden. An den Finanzmärkten sind jedoch die Zweifel an dieser Zinssenkung nach der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts gestiegen. Das Fed Watch Tool beziffert die Wahrscheinlichkeit nun auf nur noch 40%. Einen Tag zuvor waren es noch fast 60% gewesen.

Vorläufige Preisstabilität

Hoffnungen auf eine Zinssenkung im Juni schürt dagegen die relativ geringe Zunahme des Verbraucherpreisindex CPI. Die Jahresrate des CPI lag im März um 2,4% und an der Kernrate gemessen um 2,8% über dem Stand vom Vorjahr. Bei der Kernrate handelte es sich um den geringsten Anstieg seit März 2021. Auf eine nachlassende Teuerung deutet auch der PCE-Preisindex, das von der Fed favorisierte Inflationsmaß, hin. Im März kletterte der PCE-Deflator auf Jahressicht um nur 2,3% und an der Kernrate gemessen um 2,6%.

Gleichwohl warnen Ökonomen vor verfrühtem Optimismus. Schließlich traten viele der von Trump dekretierten Zölle erst am 2. April in Kraft. Lediglich die Abgaben, mit denen chinesische Einfuhren überzogen werden, haben schon im März in den Inflationsdaten Berücksichtigung gefunden. Die Verbraucherpreise im April wird das Arbeitsministerium übernächste Woche veröffentlichen. Die aktuelle Entwicklung des PCE-Index wird das Handelsministerium Ende des Monats melden.

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