Lieferkettenfinanzierung

Greensill-Partner Taulia tritt in den Vordergrund

Banken wie J.P. Morgan haben Bloomberg zufolge dem Greensill-Partner Taulia Milliarden zur Verfügung gestellt, um kreditwürdige Kunden des Fintech-Einhorns Greensill Capital selbst zu finanzieren.

Greensill-Partner Taulia tritt in den Vordergrund

dz/hip London/Zürich

J.P. Morgan, UBS und Unicredit haben Bloomberg zufolge dem kalifornischen IT-Unternehmen Taulia 6 Mrd. Dollar Liquidität zur Verfügung gestellt, damit es kreditwürdige Kunden des zahlungsunfähigen Fintech-Einhorns Greensill Capital künftig selbst finanzieren kann. Damit schwindet die Hoffnung, dass die Firma des vermeintlichen Wunderkinds Lex Greensill die Insolvenz überlebt. Wie die Finanznachrichtenagentur unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Kreise berichtet, wird eine Übernahme des operativen Geschäfts von Greensill Capital durch den Finanzinvestor Apollo Global Management nun unwahrscheinlich. Zuvor habe der Versicherer Athene Holding, hinter dem die Private-Equity-Gesellschaft steht, 60 Mill. Dollar für die IT und das intellektuelle Eigentum des Unternehmens geboten.

Allianz mit J.P. Morgan

Taulia war bereits im April 2020 eine strategische Allianz mit J.P. Morgan eingegangen. Drei Monate später wurde eine Allianz mit Unicredit verkündet. Seit 2014 fügt das Unternehmen seinem Portfolio gezielt Lösungen für die Lieferkettenfinanzierung hinzu. Treiber war der zunehmende Fokus der Kunden auf Working Capital Management. Taulia wirbt mit ihrem Netzwerk von mehr als zwei Millionen Nutzern, kostenlosem Zugang und einem schnellen Registrierungsprozess. „Der Generierung eines schnellen Mehrwerts steht somit nichts im Wege“, heißt es auf der Website des Unternehmens.

Supply Chain Finance ermöglicht Firmen, ihre Lieferanten auf Pump zu bezahlen. Ein Zwischenfinanzierer begleicht im Rahmen der üblichen Zahlungsfrist die Rechnungen und fordert den Betrag dann später von den Unternehmen zuzüglich Gebühren ein. Das Risiko wird durch Verbriefungen am Markt verteilt. Credit Suisse griff für ihre Lieferkettenfinanzierungsfonds gerne auf entsprechende Papiere von Greensill zurück. Mit dem Insolvenzantrag des britisch-australischen Lieferketten-Finanzierers am Montag veränderten sich für die Credit Suisse die Umstände der ebenfalls seit Wochenbeginn laufenden Abwicklung ihrer vier Greensill-Fonds. Sie stellten mit ihrem ursprünglichen Anlagevolumen von 10 Mrd. Dollar eine der wichtigsten Finanzierungsquelle von Greensill Capital. 3 Mrd. Dollar seien am Montag an die Investoren zurückbezahlt worden, teilte die Bank auf Anfrage mit.

Wie es mit der Liquidation weitergeht ist offen, denn bei Greensill reden jetzt Insolvenzverwalter von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton mit. Sie müssen dafür sorgen, dass möglichst alle Forderungen der Gläubiger gedeckt werden können. Wie Reuters berichtet, wird Michel Degen, der Schweiz- und Europachef des Assetmanagements, seine Funktion vorläufig nicht weiter ausüben. Neben Degen würden zwei weitere Mitarbeiter vorläufig ihrer Funktionen enthoben, zitiert die Agentur aus einem internen Memo. Die Bank hatte Greensill der Agentur zufolge auch zu einem Initial Public Offering beraten. Nun versuche sie mit Hilfe von McGrathNicol, einen Kredit von 140 Mill. Dollar einzutreiben, dessen Rückzahlung sie nach dem Börsengang erwartet hatte. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die indirekten Forderungen der Fondsinvestoren von Credit Suisse sind um ein Vielfaches höher. Die Fonds enthalten kurzfristige Schuldverschreibungen („Notes“) die mit Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und Zahlungsversprechen von Unternehmen besichert sind.

Nun reagiert auch die Ratingagentur Moody‘s. Sie hat die Bewertung des Kreditrisikos in den beiden Fonds Credit Suisse Supply Chain Finance Investment Grade Fund und Credit Suisse Nova Supply Chain Investment Grade Fund von „niedrig“ (A) auf „substanziell“ (Ba) heruntergestuft. In einem weiteren Schritt entzog Moody‘s den Fonds die Bonitätsnote. Man verfüge lediglich über ungenügende oder anderweitig unzureichende Informationen, um das Rating aufrechtzuerhalten, wurde zur Begründung mitgeteilt.

Für die Credit Suisse und ihre Fondskunden ist dies allerdings von untergeordneter Bedeutung. Denn mit der Entscheidung vollziehen die Kreditanalysten der Ratingagentur lediglich eine Entwicklung nach, über die das Fondsmanagement längst keine Kontrolle mehr hat. Zudem sind die beiden anderen Greensill-Fonds der Credit Suisse, die nicht nur in Investment-Grade-Papiere investiert und höhere Renditen anvisiert hatten, weit größer als die beiden erwähnten Fonds, die überdies schon zu mehr als der Hälfte liquidiert sind.

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