Landesbank

Helaba peilt gut 500 Mill. Euro Vorsteuer­gewinn an

Die Helaba kündigt inmitten trüber konjunktureller Aussichten und hoher Inflation zusätzliche IT-Investitionen in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags an. Für zu erwartende zunehmende Kreditausfälle sieht sich das Haus gerüstet.

Helaba peilt gut 500 Mill. Euro Vorsteuer­gewinn an

fir Frankfurt

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) nimmt sich ungeachtet des widrigen gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Umfelds in diesem Jahr weiterhin ein Vorsteuerergebnis von mehr als 500 Mill. Euro vor und kündigt zusätzliche IT-Investitionen an. Negativen Faktoren wie der hohen Inflation, dem Energieschock, der Unsicherheit im Gefolge des russischen Überfalls auf die Ukraine und der zu erwartenden Rezession stünden stabilisierende Entwicklungen und Maßnahmen gegenüber, sagte Vorstandschef Thomas Groß am Dienstagabend bei einem Medienempfang. So zeitigten Energieeinsparungen und gedrosselter Gasverbrauch in der Industrie erste Erfolge, und Unternehmen könnten mit staatlichen Entlastungen rechnen.

Kreditausfälle 2023 und 2024

An der Finanzbranche werde die Entwicklung nicht spurlos vorübergehen. Groß rechnet mit einem Anstieg notleidender Kredite, wenn auch nicht mehr in diesem Jahr. „Angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds und der hohen Inflation werden wir künftig mehr Kreditausfälle sehen. Dies erwarte ich aber noch nicht in der zweiten Jahreshälfte, sondern in 2023/2024 – hier werden wir den Peak sehen“, sagte der Landesbankchef. Die Helaba hatte im vergangenen Jahr 569 Mill. Euro vor Steuern verdient und damit zweieinhalbmal so viel wie 2020. Die Risikovorsorge betrug 207 Mill. Euro nach 305 Mill. Euro im Jahr zuvor.

Dreistelliger Millionenbetrag

Den Umbau ihrer IT lässt sich die Landesbank zusätzlich „einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag“ kosten, führte Groß nun aus. Dieser kommt zu dem bereits früher genannten dreistelligen Millionenbetrag für die IT-Modernisierung hinzu, die Chief Information Officer Christian Rhino verantwortet (vgl. BZ vom 4. Februar). Für die Umsetzung seien fünf bis sechs Jahre veranschlagt. „Aktuell befinden wir uns mitten in der ersten von drei ,Projektwellen‘“, sagte der CEO. „Sie wurde im vergangenen Herbst gestartet und läuft über drei Jahre.“

Nach dem im März verkündeten gemeinsamen Einstieg von Helaba, BayernLB und Raiffeisen Bank International (RBI) in die digitale Schuldscheinplattform VC Trade sei die Landesbank weiter auf der Suche nach erfolgversprechenden Start-ups. „Unsere Tochter Helaba Digital screent natürlich weiter den Markt nach Fintechs und Proptechs, die Mehrwert für unsere Kunden und für uns schaffen können“, berichtete Groß. Als weiteres Beispiel der Digitalisierungsbemühungen nannte er die Beteiligung am Impact-Venture-Capital-Fonds von Yabeo Impact im Januar. Er ist darauf ausgerichtet, Investoren die frühe Beteiligung an Start-ups zu ermöglichen, die in puncto Nachhaltigkeit technologische Lösungen anbieten.

Provisionsergebnis wächst

Gut voran komme man auf dem Weg zum angepeilten Ziel eines Provisionsergebnisses von 500 Mill. Euro sowie eines ausgeglichenen Ertragsmix von Zinserträgen einerseits und anderen Ertragskomponenten andererseits, berichtete der Vorstandschef. „Zum Halbjahr lag das Verhältnis zinstragendes versus nicht zinstragendes Geschäft bei 52% zu 48%. Die Balance ist also bereits fast hergestellt.“ Zwar werde der Zinsanstieg das Zinsergebnis des Instituts in den nächsten Jahren erhöhen, doch würden auch die nicht zinstragenden Geschäfte wachsen, so dass an der Parität festgehalten werden könne.

Ende des Jahres werde aller Voraussicht nach ein Provisionsergebnis von über 500 Mill. Euro erreicht, sagte Groß. Zum Halbjahr habe dies in den vergangenen fünf Jahren um fast 100 Mill. Euro zugelegt, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von mehr als 10%. Im vergangenen Jahr war der Provisionsüberschuss um 11% auf 485 Mill. Euro angewachsen. Im ersten Halbjahr erzielte die Landesbank einen Zinsüberschuss von 666 Mill. Euro nach 643 Mill. im Vorjahreszeitraum und einen Provisionsüberschuss von 269 Mill. Euro nach 223 Mill.

Zu den Einnahmen aus dem nicht zinstragenden Geschäft zählt die Helaba neben dem Provisionsergebnis auch die als „Ergebnis aus als Finanzinvestitionen gehaltenen Im­mobilien“ bezeichneten Mietein­nahmen der GWH Wohnungsge­sellschaft, das Handelsergebnis sowie sonstige Erträge wie etwa aus der Projektentwicklungsgesellschaft OfB.

Die hohe Inflation wird sich Groß zufolge in höheren Aufwendungen niederschlagen. Das seit Jahren laufende Kostensenkungsprogramm Scope trage aber dazu bei, den kommenden Kostenanstieg zu bewältigen. Ein solides Geschäftsmodell und Veränderungsfähigkeit würden der Landesbank helfen, die bevorstehende schwierige Zeit, die mit enormer Unsicherheit behaftet sei, zu meistern. „Die Helaba ist auf Kurs – auch und gerade in unsicheren Zeiten“, resümierte Groß.

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