Studie

Klimaschützer kritisieren Assetmanager

Klimaschützer kritisieren die vier großen deutschen Fondsgesellschaften für ihre Investitionen in fossile Brennstoffe. Diese können die errechneten Daten zum Teil nicht nachvollziehen.

Klimaschützer kritisieren Assetmanager

sto Frankfurt

Die Klimaschützer von Greenpeace, Urgewald und Re­claim Finance kritisieren die vier großen deutschen Fondsgesellschaften für ihren Umgang mit klimaschädlichen Unternehmen. Bei DWS, Allianz Global Investors, DekaBank und Union Investment gebe es „eine erhebliche Diskrepanz zwischen den postulierten Bekenntnissen zum Klimaschutz und dem faktischen Umgang mit besonders klimaschädlichen Unternehmen“, heißt es in einer zu Wochenbeginn veröffentlichten Studie. Den Berechnungen zufolge beträgt das kumulierte Engagement der Vermögensverwalter in Kohle, Öl und Gas 13 Mrd. Euro, wobei die Deutsche-Bank-Tochter DWS mit 7,8 Mrd. Euro an der Spitze steht.

Bei der genossenschaftlichen Union Investment sind es demnach 2 Mrd. Euro, bei der Allianz-Tochter AGI 1,7 Mrd. Euro und beim Sparkassen-Wertpapierhaus Deka 1,5 Mrd. Euro. Für die Klima-Aktivisten stehen diese hohen Investments in Energieunternehmen im Widerspruch zu öffentlichen Versprechen. So gehören die großen deutschen Fondshäuser der Net Zero Asset Managers Initiative (NZAM) an, die sich zu den Pariser Klimazielen bekennt. Um insbesondere das Pariser 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, dürfe es schon heute keine weiteren Investitionen in die Exploration und Erschließung neuer Kohle-, Öl- und Gasvorkommen mehr geben, sind die Klimaschützer überzeugt.

Moderate Beschränkungen

Neben den Investitionsvolumina hat die Studie auch die Anlagerichtlinien und das Abstimmungsverhalten bei Hauptversammlungen in den Blick genommen sowie etwaige Ausstiegspläne der Assetmanager aus Unternehmen mit expandierendem Geschäft mit fossilen Brennstoffen. Der Analyse zufolge gibt es bei AGI, Deka und Union Investment nur „moderate generelle Beschränkungen für Investitionen in Kohleunternehmen“, während sich bei der DWS „keine allgemeingültigen Auflagen“ finden lassen. Zudem wird der Vorwurf erhoben, dass keine der vier Gesellschaften „eine Strategie zur Beschränkung der Investitionen in expandierendes Öl- und Gasgeschäft“ habe. Des Weiteren mangelt es nach Ansicht der Klimaorganisationen im Dialog mit den „klimaschädlichen Unternehmen“ sowie bei den Hauptversammlungen „an klaren und sub­stanziellen Forderungen und angemessenen Sanktionen“ seitens der Fondsanbieter. Die Aktivisten fordern einen sofortigen Stopp aller neuen Investitionen in die Expansion von Kohle-, Öl- und Gasprojekten.

Henrik Pontzen, Leiter ESG im Portfoliomanagement von Union Investment, erklärte auf Anfrage: „Einige Zahlen der Studie erscheinen uns unplausibel. Denn: Wir tätigen keine Investments mehr in Unternehmen, die Kohle fördern, und schließen Unternehmen aus, die in Kohle expandieren wollen.“ Er hält den geforderten sofortigen Investitionsstopp bei Energieunternehmen für falsch, „da Nachhaltigkeit nicht per Knopfdruck erreicht werden kann“. Die Fondsgesellschaft begleite als aktiver Investor Unternehmen, die sich „glaubwürdig transformieren“. In der vergangenen Woche hatte Union Investment das mittelfristige Klimaziel veröffentlicht, „wonach wir ab 2025 nicht mehr in Unternehmen investieren, die keine vollständigen und langfristigen Klimaziele haben“.

Kein Wandel durch Ausstieg

Die AGI erklärte, sie unterstütze als aktiver Investor das Pariser Klimaabkommen und die Bemühungen von Unternehmen, Klimaziele zu erreichen. „Deshalb nehmen wir aktiv Einfluss darauf, dass sie Klimaschutzziele definieren und in ihren Strategien umsetzen“, so ein Sprecher. Würden Investoren stattdessen einfach nur die „Aktien verkaufen, wäre nichts gewonnen und die Rolle aktiver Vermögensverwalter, einen realen Wandel herbeizuführen, wäre begrenzt“. Stattdessen könnten diese Unternehmen in die Hände von Investoren gelangen, die „wenig Interesse am Klimaschutz zeigen“.

Bei der Deka hieß es, man nehme die Ziele der NZAM sehr ernst. Bei der bevorstehenden Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November in Ägypten werde es neue Zielsetzungen der Initiative geben.

Eine DWS-Sprecherin sagte, dass bei der Gesellschaft laut ihrer Net-Zero-Interimsziele 35,4 % (281,3 Mrd. Euro) des gesamten weltweit verwalteten Vermögens (Stand: Ende 2020) bis 2030 in Richtung Net Zero gemanagt werden. Etwa 40 % des verwalteten Vermögens „sind in Anlageklassen investiert, für die es keine vereinbarte Netto-null- oder Emissionsbilanzierungsmethodik gibt“. Es sei korrekt, dass die DWS keine generelle Ausschlusspolitik für Kohle oder andere fossile Brennstoffe habe, sie arbeite aber aktuell an einer „Kohle-Policy“. Auch die DWS betonte, wie wichtig die Finanzierung der nachhaltigen Transformation ist.