Von Werner Rüppel, Frankfurt

Dividenden sind ein wesentlicher Performancetreiber von Aktien. Zudem streben viele Investoren regelmäßige laufende Erträge an, die ihnen Tagesgeld und Staatsanleihen im Euro nicht mehr bieten, seit die Europäische Zentralbank die Zinsen abgeschafft hat. Darüber hinaus offeriert insbesondere der deutsche und europäische Aktienmarkt derzeit attraktive Dividendenrenditen, nicht zuletzt begünstigt durch den jüngsten Kurssturz am Black Friday.

Aufgrund steigender Unternehmensgewinne ist für den Dax ein Dividenden-Rekord in Sicht. „Bereits im kommenden Jahr werden die Ausschüttungen erheblich ansteigen“, erklärt Joachim Schallmayer, Kapitalmarktstratege der Deka. „Wir rechnen mit einem Volumen von 46,5 Mrd. Euro. Somit steht ein neues Ausschüttungs-Rekordjahr bevor, was den letzten Rekordwert aus dem Jahr 2019 um 7,1 Mrd. Euro über-treffen dürfte.“ Für dieses Jahr rechnet die Deka mit einem Ausschüttungsvolumen von 36,3 Mrd. Euro. Dabei steuerten die zehn neu in den Index aufgenommenen Titel ein Volumen von 1,63 Mrd. Euro bei.

Nach den Berechnungen von J.P. Morgan Asset Management haben Dividenden zwischen 1926 und 2020 knapp 40% der Gesamterträge der US-Aktien im S&P 500 ausgemacht. Analysen für die europäischen Aktienmärkte und den deutschen kommen, je nach Betrachtungszeitraum, gar auf einen Performanceanteil der Dividenden von 50% und mehr (inklusive wiederangelegter Dividenden). Langfristig ist die Aktienperformance hierzulande also zumindest genauso stark auf Ausschüttungen wie auf Kursgewinne zurückzuführen.

„Im Vergleich zu anderen Krisen sind die Rückgänge in den Dividendenausschüttungen in der Coronakrise moderat ausgefallen“, erläutert Schallmayer. Und Thomas Schüßler, Fondsmanager des DWS Top Dividende, erklärt: „Rund 80% der Aktien im Fonds haben ihre Ausschüttungen im Vergleich zum Vorjahr angehoben, was sich in einem durchschnittlichen Dividendenwachstum von 10% im Portfolio widerspiegelt.“ Die gute Botschaft für Aktionäre lautet nun: Die Dividenden steigen für die Ausschüttung im kommenden Jahr kräftig und dürften auch in den Jahren danach zulegen, sowohl weltweit als auch in Deutschland. „Für die nächsten fünf Jahre erwarten wir eine jährliche Wachstumsrate von 8% bei der Dividende je Aktie im MSCI All Countries World Index“, sagt Sam Witherow, Manager des J.P. Morgan Global Dividend Fund.

Laut den Analysen der Deka bewegen sich die Dividendenrenditen sowohl im Dax als auch im Euro Stoxx 50 mit 2,7% auf einem „sehr guten Niveau“. In den USA liegt die Dividendenrendite für den S&P 500 Index bei lediglich rund 1,4%. Inklusive Aktienrückkäufen, die im kommenden Jahr wieder moderat steigen dürften, sei für die USA wieder mit einer Gesamt-Ausschüttungsrendite von etwas über 3% zu rechnen.

Laut Deka-Strategen Schallmayer gehen die hohen Dividendenrenditen auch nicht auf Kosten der Ausschüttungsquoten: „Diese bewegen sich im historischen Durchschnitt und gemessen am Dax mit 34% auf vollkommen unkritischen Niveaus.“

Am deutschen Aktienmarkt bieten mehrere Titel attraktive Dividendenrenditen. Anleger müssen dabei aber aufpassen, um nicht in Dividendenfallen zu tappen. Denn mitunter sind hohe Ausschüttungsrenditen allein darauf zurückzuführen, dass sich ein Unternehmen in Schwierigkeiten befindet oder in einem zyklischen Hoch einfach sehr viel ausschüttet. Da ist es besser, auf sogenannte Dividendenaristokraten zu setzen, die durch hohe und stetige Ausschüttungen überzeugen (vgl. Tabelle). Ausgesprochen attraktiv sind hier im Dax BASF und die Allianz mit Dividendenrenditen von aktuell 5,9% und 5,5%. Im SDax kommt die DWS gar auf eine erwartete Ausschüttungsrendite von 6,3%.

Für Investoren, die breit gestreut in ausschüttungsstarke Titel investieren wollen, bieten sich Dividendenfonds an. Diese Produkte investieren meist weltweit oder europaweit und schütten zudem meist regelmäßig aus und füllen somit stetig den Geldbeutel der Anleger.

Wie die Tabelle zeigt, gibt es bei Dividendenfonds echte Dickschiffe. So ist der DWS Top Dividende, der gerade 4 Euro pro Anteilswert an seine Anleger ausgeschüttet und damit seine Ausschüttung zum neunten Mal in Folge erhöht hat, satte 18,4 Mrd. Euro schwer. Der Top Dividende bietet laut Morningstar aktuell eine Ausschüttungsrendite von 2,73% pro Jahr. Im Vergleich zu anderen Aktienfonds und anderen Dividendenfonds weist der Top Dividende ein relativ niedriges Risiko, gemessen an der Volatilität, auf. Allerdings haben andere Dividendenfonds zuletzt eine höhere Performance erzielt.

Mit einem verwalteten Vermögen von 11,4 Mrd. Euro ist auch der weltweit anlegende Deka-DividendenStrategie ein echtes Dickschiff. Und weil auch die Sparkassenkunden verstärkt nach Alternativen zu Sparbuch, Sparbrief und Festgeld suchen, legt das Fondsvermögen stetig zu. Das Deka-Produkt schüttet zweimal im Jahr aus und kommt laut Morningstar derzeit auf eine Ausschüttungsrendite von 2,26%.

Auf Jahresfrist weisen fast alle Dividendenfonds eine deutliche Wertsteigerung auf. Mit einem Plus von 32,5% auf Jahresfrist hat der auf dividendenstarke europäische Small und Mid Caps fokussierte Lupus alpha Dividend Champions besonders überzeugt. Denn die Kurse von Titeln, die ihre Dividende steigern, legen im Schnitt besonders stark zu.