Sebastian Külps, Vanguard

„Unsere Erwartungen übertroffen“

Die Geschäfte von Vanguard in Deutschland entwickeln sich sehr gut, sagt Sebastian Külps im Interview mit der Börsen-Zeitung. Denn immer mehr Menschen hierzulande setzen auf ETF-Sparpläne. Für Berater hat Vanguard spezielle Programme entwickelt.

„Unsere Erwartungen übertroffen“

Werner Rüppel

Herr Külps, wie entwickeln sich bei Vanguard Deutschland die Geschäfte?

Unsere Geschäfte in Deutschland entwickeln sich sehr gut. Dabei gibt uns die Marke Vanguard, und wie wir die Dinge angehen, weiterhin einen sehr großen Rückenwind. Das merken wir nicht nur bei den B2B-Kunden, die wir betreuen, sondern auch bei den Endkunden.

Woran machen Sie das fest?

Wir haben inzwischen sehr viele Privatanleger, die über Direktbanken mit uns in Kontakt kommen und die in Vanguard-Produkte investieren. Hier sind unsere Erwartungen übertroffen worden, gerade auch was ETF-Sparpläne betrifft. Ich glaube, viele Privatanleger haben erkannt, wie wichtig niedrige Kosten bei der langfristigen Kapitalanlage sind. Auch in unseren anderen Marktsegmenten sind unsere Erwartungen deutlich übertroffen worden.

Was gibt es Neues im Vertrieb?

Wir haben u.a. begonnen, viel enger mit mehreren Versicherungsunternehmen zusammenzuarbeiten, insbesondere bei fondsgebundenen Lebensversicherungen. Zudem haben wir eine Menge neuer Tools bereitgestellt, um Berater in ihrem Service am Kunden zu unterstützen.

Wie wichtig sind für Sie unabhängige Berater?

In den USA und in Großbritannien sind sie für uns der größte Absatzkanal. Wir glauben, dass auch hierzulande eine unabhängige Beratung – von uns als nicht provisionsgetrieben bevorzugt – sinnvoll ist, vor allem auch im Interesse der Anleger. Angesichts eines großen und stetig wachsenden Produktangebots bei ETFs und Fonds im Markt und der Herausforderungen in der privaten Rentenvorsorge ist Beratung wichtig.

Wie haben Sie die Berater angesprochen?

In einer Vanguard-Studie genannt „Berater Alpha“ haben wir gezeigt, dass ein Berater seinen Kunden zu bis zu 3% zusätzlicher Rendite im Jahr verhelfen kann, wenn er seine Arbeit auf eine bestimmet Art und Weise macht. Das fanden viele Berater sehr spannend. Aufbauend auf die genannte Studie haben wir ein 360-Grad-Berater-Programm entwickelt, das noch viele andere Themen aufgreift. Gerade in der Covid-Zeit konnten wir Berater dabei mit digitalen Formaten ansprechen. Jetzt freuen wir uns natürlich auch wieder auf den persönlichen Kontakt.

Und was gibt es bei Vanguard Neues auf der Produktseite?

Einiges, wobei unsere Strategie ja nicht ist, möglichst viele Produkte anzubieten, sondern nur gezielte Produkte, die für Investoren wirklich sinnvoll sind. Ausgehend von der Erkenntnis, dass das eigene Management von Portfolios für Berater nicht unbedingt effizient ist und zudem Risiken bringen kann, haben wir unsere Life-Strategy-Familie auf den Markt gebracht. Das sind breit diversifizierte Multi-Asset-ETFs auf Basis von ETFs. Das Verhältnis von Aktien zu Anleihen reicht von 80 zu 20 über 60 zu 40, 40 zu 60 bis hin zu 20% zu 80%. Hier freuen wir uns über eine ausgesprochen positive Resonanz.

Und für die Berater?

Bieten wir zudem effiziente Modellportfolios an. Auch bieten wir Beratern an, bestehende Portfolios zu analysieren.

Was tut sich bei Ihnen in Sachen Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit und ESG sind für uns extrem wichtig. Wir haben einige Artikel-8-Produkte auf den Markt gebracht. Andere Anbieter haben hier sicherlich in den vergangenen Monaten mehr Produkte als wir begeben. Doch wollen wir auch hier sehr besonnen vorgehen. Wir schauen uns diesen Bereich sehr genau an und werden hier in Kürze neue Produkte auf den Markt bringen, die mit unserer Produktphilosophie einhergehen.

Was ist Ihnen dabei noch wichtig?

Das Thema Stewardship: wie kommen wir hier unserer treuhänderischen Pflicht für die Investoren, die unsere Produkte erwerben, am besten nach. Vanguard hat sein globales Team für Engagement und Engagement Transition sehr deutlich ausgebaut. Bei ESG gibt es viele Herausforderungen. Erst wenn Fondsanbieter langfristig in Unternehmen investiert bleiben und sie ermutigen, positive Maßnahmen gegen wesentliche ESG-Risiken zu ergreifen, können sie einen langfristigen, nachhaltigen Wert für Investoren schaffen, ohne sich von diesen Unternehmen trennen zu müssen. Hier greift unser Investment-Stewardship-Programm.

Wird der Fondsabsatz künftig zunehmend digital werden?

Ja, der digitale Vertrieb wird deutlich zulegen. Bei Vanguard in Deutschland haben wir mit Vanguard Invest ein Direktkundengeschäft, eine di­gitale Vermögensverwaltungsplattform aufgebaut, die wir aus Berlin heraus betreiben. Damit sind wir am 22. Februar auf den Markt gekommen. Hier geben wir Anlegern sehr kostengünstig die Möglichkeit, ihr Risikoprofil zu analysieren und dann in ein passendes Portfolio zu investieren. Das ist jetzt hier in Deutschland zunächst einmal ein Start mit Indexfonds. In den USA ist das ein beliebter Service. Und wir werden die digitale Vanguard Invest Platform stetig mit neuen Angeboten erweitern.

Mit welchen Adressen kooperieren Sie?

Unsere größten Kooperationspartner im Vertrieb sind Versicherungsunternehmen, unabhängige Anlageberater (nebst ihren Dachorganisationen) sowie zunehmend Fintechs und Direktbanken. Und natürlich haben wir noch andere wichtige Partner, die unsere Produkte in ihren Strategien anwenden, wie zum Beispiel Vermögensverwalter, Assetmanager und Family Offices.

Planen Sie weitere Senkungen der Gebühren bei Ihren ETFs?

Ja, es sind natürlich weitere Senkungen geplant. Wir müssen aber immer erst schauen, dass wir Skaleneffekte, die wir dann an unsere Kunden weitergeben, auch wirklich generieren. In den Vereinigten Staaten haben wir kürzlich erst wieder eine Kostensenkung in einer Reihe von Produkten durchgeführt.

Was halten Sie von Active ETFs?

Ein ETF ist ja nur eine sogenannte Hülle für einen Fonds. Wovor ich Sorge habe, ist, dass Anbieter absolute Nischenprodukte mit illiquiden Underlyings in ETFs verpacken, so etwas birgt natürlich Risiken in Transparenz und Liquidität. Der ETF hat sich in den letzten beiden Krisen extrem gut bewährt, unser CEO Tim Buckley sagte damals ganz treffend, ETFs waren die „Helden der Krise“. Viele Anleger haben gesehen, wie gut der ETF funktionierte, als sich die allgemeine Liquidität an den Märkten verengte.

Wird der ETF-Markt hierzulande weiter wachsen?

Davon gehe ich aus, denn ETFs sind ein effizientes, transparentes und kostengünstiges Produkt. Auch haben die deutschen Anleger er­kannt, dass der ETF eine Demokratisierung der Anlage für sie darstellen kann. Zudem stellt die absehbare Rentenlücke für viele Deutsche ein Problem dar. Hinzu kommt jetzt noch der Anstieg der Inflation. Und Sachwerte wie Aktien bieten langfristig einen guten Schutz gegen Inflation.

Wie haben die Anleger auf den Krieg in der Ukraine reagiert?

Sowohl beim Ukraine-Krieg als auch in der Covid-Krise sind die meisten unserer Investoren bei ihrer Anlagestrategie geblieben. Das hat uns gefreut, auch weil wir wissen, dass Market Timing nicht funktioniert. Gerade in diesen Märkten wird es essenziell sein, dass Anleger diszipliniert agieren, langfristig denken und breit diversifiziert sowie kostengünstig anlegen, dann werden sie auch in dieser Zeit gut durchkommen. Kapitalmärkte bauen auf die Entwicklung der Weltmarktwirtschaft auf und sind die beste Anlageklasse, die es langfristig gibt.

Das Interview führte

BZ+
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