Kapitalmarktausblick

VÖB-Experten: Anleiherenditen steigen leicht

Die Geschwindigkeit und Intensität der wirtschaftlichen Erholung bei einer sich abschwächenden pandemischen Lage, mögliche Inflationsgefahren sowie die Geldpolitik der großen Zentralbanken sind nach Ansicht der an der...

VÖB-Experten: Anleiherenditen steigen leicht

kjo Frankfurt

Die Geschwindigkeit und Intensität der wirtschaftlichen Erholung bei einer sich abschwächenden pandemischen Lage, mögliche Inflationsgefahren sowie die Geldpolitik der großen Zentralbanken sind nach Ansicht der an der Kapitalmarktprognosekonferenz des Bundesverbandes Öffentlicher Banken (VÖB) teilnehmenden Experten die zentralen Themen an den internationalen Finanzmärkten. An der Konferenz nehmen die Häuser BayernLB, DekaBank, DZBank, Helaba, Landesbank Baden-Württemberg und Nord/LB teil.

Die Häuser erwarten, dass die wirtschaftliche Entwicklung bei einer sich abschwächenden Covid-19-Pandemie an Fahrt gewinnt. Für das laufende Jahr bewegen sich ihre Prognosen für das deutsche Bruttoinlandsprodukt in einer Spanne von 2,5 und 3,7%, für den Euroraum zwischen 3,7 und 5,1%. Für das Jahr 2022 liegt die Prognosespanne zwischen 2,3 und 4,8% (Deutschland) und zwischen 2,4 und 4,9% (Euroraum). Mit dem Abebben der Pandemie werde der konjunkturelle Aufholprozess voranschreiten. Kräftige Nachholeffekte bei Konsum und Investitionen würden vor allem im zweiten Halbjahr 2021 diese Entwicklung unterstützen, heißt es.

Sondereffekte am Werk

Nach der Stabilisierungspolitik über umfangreiche fiskalische Ausgabenprogramme und angesichts einer sehr expansiven Geldpolitik haben die Marktteilnehmer nach Ansicht der VÖB-Experten derzeit vor allem die aktuellen deutlich höheren Inflationsraten im Blick. Sie bewerten die Inflation als Herausforderung, sind sich aber einig, dass trotz kräftig ansteigender Teuerungsraten ein Trend hin zu einem sich verfestigenden Ausbruch der Inflation nach oben nicht zu erwarten ist. Der vorübergehende Anstieg der Inflation sei vielmehr temporären Einflüssen und Sondereffekten geschuldet. Für Deutschland erwarten sie deshalb nach einem kräftigen Anstieg im Sechsmonatszeitraum auf 2,4 bis 2,8% auch durchweg eine fallende Tendenz auf ein Niveau zwischen 0,9 bis 1,8% bis zum Ende des Zwölfmonatshorizonts.

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe wird laut VÖB-Experten im Jahresverlauf weiter steigen (vgl. Tabelle). Gleichwohl erwarten alle Kapitalmarktexperten die Rendite in zwölf Monaten weiter im negativen Bereich. Die Experten erwarten, dass die EZB die Bondkaufprogramme auf absehbare Zeit fortsetzen wird und die niedrigen Leitzinsen beibehält. Die EZB sehen sie somit nicht vor einem geldpolitischen Kurswechsel. Allgemeine Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung, ein nur temporärer Anstieg der Inflation sowie höhere Renditeniveaus würden die EZB dazu veranlassen, den Modus der lockeren Geldpolitik beizubehalten.

„Sowohl die kurzlaufende Anleihen als auch die Terminmärkte signalisieren, dass die Anleger trotz steigender Inflation nicht mit einer Leitzinsänderung beiderseits des Atlantiks rechnen – zumindest für die kommenden zwei Jahre“, sagt Rentenmarktexperte Ulf Krauss von der Helaba. Neben der Inflationsgefahr wächst laut Krauss auch ein anderes Risiko. „Die massiv ausgeweitete Liquidität könnte die Stabilität des globalen Finanzsystems gefährden. Die Kurskapriolen bei Kryptowährungen markieren möglicherweise den Beginn einer Phase erhöhter Kursschwankungen an den Finanzmärkten – auch bei Renten“, sagt er.

Prognosen für Bundrendite und Euro/Dollar
Rendite zehnjährige BundesanleiheEuro/Dollar
aktuell: −0,32%aktuell: 1,19
Institutin 2 Monatenin 6 Monatenin 12 Monatenin 6 Monaten
BayernLB− 0,30− 0,30− 0,201,23
DekaBank− 0,28− 0,20− 0,101,20
DZBank− 0,30− 0,20− 0,101,28
Helaba− 0,30− 0,20− 0,201,25
LBBW− 0,40− 0,30− 0,201,19
Nord/LB− 0,30− 0,20− 0,301,17
Durchschnitt− 0,31− 0,23− 0,181,22
Quelle: VÖB, Renditeangaben in Prozent, Euro in Dollar Börsen-Zeitung