Exporte

Deutscher Außen­handel schwächelt

Die deutschen Ausfuhren haben im November überraschend nachgegeben. Auch die Importe sanken. Der Außenhandelsverband fordert eine Zukunftsstrategie für eine „zunehmend polarisierte Welt“.

Deutscher Außen­handel schwächelt

ast Frankfurt

Die weltweit sinkende wirtschaftliche Nachfrage schlägt auf den deutschen Außenhandel durch. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag bekanntgab, sanken die deutschen Ausfuhren im November unerwartet um 0,3% im Vergleich zum Vormonat. Ökonomen hatten im Durchschnitt mit einem leichten Wachstum gerechnet. Hauptgrund für den Rückgang ist den Statistikern zufolge eine nachlassende Nachfrage insbesondere aus der EU, den USA und China. Auch die Importe gaben deutlich um 3,3% nach. Die Handelsbilanz wies im November einen Überschuss von 10,8 Mrd. Euro auf.

Die Exporte schrumpften im November auf 135,1 Mrd. Euro. Besonders deutlich sanken die Ausfuhren in die USA – um 1,5% auf 13,7 Mrd. Euro – und nach China – um ebenfalls 1,5% auf 8,8 Mrd. Euro. Aber auch die innereuropäische Nachfrage nach deutschen Produkten ließ den Daten zufolge nach. Hier registrierten die Wiesbadener Statistiker ein Minus von 0,4% auf 73,0 Mrd. Euro. Mit einer zeitnahen Besserung ist Ökonomen zufolge zudem nicht zu rechnen. „Da China und die USA schwächeln, wird die Exportdynamik vorerst eher verhalten bleiben“, sagte der Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger.

Auch die deutsche Wirtschaft zeigt sich mit Blick auf das neue Jahr wenig optimistisch. Es werde zwar 2023 nicht zu einem Einbruch kommen, beschwichtigte der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, „aber wir können auch keinen Höhenflug erwarten“. Ein Erfolg sei schon, wenn am Ende eine schwarze Null erreicht werden könne, sagte Jandura kürzlich der Nachrichtenagentur Reuters.

Sorgenkind China

Der Blick der deutschen Exporteure richtet sich sorgenvoll nach China. Im Dezember hatte die chinesische Regierung in Peking nach mehr als zwei Jahren alle Restriktionen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie aufgehoben. Die Folge ist eine Infektionswelle mit Millionen Infizierten. „Mit der 180-Grad-Drehung von Zero-Covid zu All-Covid drohen die Lieferketten zukünftig durch die hohen Infektionszahlen erneut signifikant belastet zu werden“, fürchtet Jandura. „Kommt es zu einer großen Infektionswelle, würde China wirtschaftlich schwächeln“, so der BGA-Präsident. „Ich fürchte Schlimmes, wenn die Pandemie so durchschlagen sollte wie befürchtet.“ Experten zufolge droht eine gigantische Corona-Welle mit Hunderten Millionen Infizierten in der Volksrepublik binnen Wochen – und Millionen Toten.

Etwas optimistischer bewertet Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, die Aussichten. „Da die globalen Lieferketten wieder besser funktionieren, sollten die deutschen Exporte in den kommenden Monaten grundsätzlich davon profitieren“, sagte Gitzel. Bereits im dritten Quartal hatten die Exporte um 2% gegenüber dem Vorquartal zugelegt und damit positiv überrascht. „Zwar kühlt sich die globale Konjunktur ab, was sich in rückläufigen Auftragseingängen manifestiert, doch andererseits sitzt die deutsche Industrie auf einem rekordhohen Auftragsbestand“, so Gitzel. Ursächlich für die aktuelle Schwäche dürfte ihm zufolge auch ein Preiseffekt sein. Da es im vierten Quartal insbesondere bei Rohstoffen zu Preisrückgängen kam, dürfte es ihm zufolge für die Exporteure schwieriger geworden sein, ihre Preise durchzusetzen. Aber auch Gitzel mahnt: „,Made in Germany‘ ist in Zeiten einer schwächeren globalen Wirtschaft kein Zugpferd mehr.“

Einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge zeigt sich die deutsche Exportindustrie zwar zuletzt wieder vorsichtig optimistisch. So stiegen die Exporterwartungen im Dezember auf +1,6 Punkte – von +0,9 Zählern im November. Auto- und Elektroindustrie rechnen mit Zuwächsen im Auslandsgeschäft. Doch auch strukturelle Probleme belasten den Handel. „Wir brauchen eine Zukunftsstrategie, wie sich Deutschland in einer sich zunehmend polarisierenden Welt als attraktiver Handelspartner behaupten will“, forderte Jandura anlässlich der aktuellen Handelsdaten.

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