Europäische Konjunktur

Dezember bringt wenig Erbauliches für die Euro-Wirtschaft

Das Jahresende 2022 hat der Euro-Wirtschaft einen Dämpfer gebracht: Die Industrieproduktion ist unerwartet schwach ausgefallen und das Handelsbilanzdefizit hat sich ausgeweitet. Der Konjunkturoptimismus ist dennoch nicht am Ende.

Dezember bringt wenig Erbauliches für die Euro-Wirtschaft

ba Frankfurt

Das Jahr 2022 endet für die Euro-Wirtschaft mit einem eher trüben Bild: Das Handelsbilanzdefizit hat sich im Dezember ausgeweitet und die Industrie hat die Produktion stärker als erwartet gedrosselt. Dies dürfte dem zuletzt wieder aufgekommenen Konjunkturoptimismus allerdings nicht schaden, denn im Gesamtjahr hat die Industrie trotz Energiekrise, Lieferkettenproblemen und Fachkräftemangel zugelegt. Zudem verdichten sich die Anzeichen, dass der globale Handel wieder zunimmt, die Inflation den Höhepunkt überschritten hat, der Auftragsbestand noch hoch ist und der Materialmangel weiter zurückgeht. Ökonomen mahnen allerdings, dass der aggressive Zinserhöhungspfad beidseits des Atlantiks die Volkswirtschaften noch bremsen wird.

Im Dezember hat die Industrie in den 19 Ländern des gemeinsamen Währungsraums die Gesamtfertigung um 1,1% zum Vormonat zurückgefahren, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte (siehe Grafik). Ökonomen hatten nach dem Plus von 1,4% im November zwar mit einem Minus gerechnet, allerdings nur in Höhe von 0,9%. Im Jahresvergleich fiel der Output um 1,7%. Für das Gesamtjahr 2022 weist Eurostat einen Produktionszuwachs von 0,9% zum Vorjahr aus. Für die gesamte EU zeigt sich ein etwas freundlicheres Bild: Im Monatsvergleich sank die Produktion im Dezember um 0,4%, nachdem sie im November noch um 1,2% ausgeweitet worden war. Und auch für den Jahresvergleich verzeichnet Eurostat ein Minus von 0,4%. Gegenüber 2021 weiteten die Industrieunternehmen in der EU die Gesamtfertigung um 1,9% aus.

Im Dezember wurde im Euroraum einzig die Energieerzeugung im Monatsvergleich ausgeweitet – und zwar um 1,3%. Die Produktion von Vorleistungsgütern sank um 2,8%, die Fertigung von Gebrauchsgütern ging um 1,4% zurück. Der Output von Verbrauchsgütern fiel um 1,0%, der von Investitionsgütern um 0,4%.

Deutschland liegt hinten

Unter den EU-Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, wurden die stärksten monatlichen Rückgänge in Irland (−8,5%), Luxemburg (−5,2%) und Litauen (−4,0%) re­gistriert. Die höchsten Anstiege be­obachteten die Statistiker in Dänemark (+13,5%), Portugal (+4,1%) und Ungarn (+3,8%). Unter den Eu­ro-Schwergewichten schwächelte al­lein die deutsche Industrie: Sie schraubte die Produktion um 2,1% zum Vormonat zurück. In Italien hingegen wurde die Fertigung mit 1,6% deutlich stärker ausgeweitet als er­wartet – Ökonomen hatten ein Minus von 0,1% auf dem Zettel. Für Frankreich wird ein Plus von 1,1% ausgewiesen. Die spanische Industrie er­höhte den Ausstoß mit 0,7% ebenfalls kräftiger als mit 0,2% prognostiziert.

Bremsspuren zeigten sich im De­zember auch im Außenhandel: Das Handelsdefizit der 19 Euro-Länder ist seit dem im August erreichten Höchstwert von −46,0 Mrd. Euro stetig zu­rückgegangen, im Dezember hat es sich aber wieder ausgeweitet. Laut Eurostat belief sich der bereinigte Saldo im Dezember auf −18,1 Mrd. Euro, im November waren es noch −14,4 Mrd. Euro. Ökonomen hatten ein Minus von 16,0 Mrd. Euro prognostiziert. Der Saldo der Handelsbilanz ergibt sich aus der Differenz zwischen Exporten und Importen. Üblicherweise verzeichnet die Eurozone einen Überschuss im Au­ßenhandel. Im Dezember nun sanken die Ausfuhren im Monatsvergleich saisonbereinigt um 4,6%, während die Einfuhren um 2,9% zurückgingen.

Schon seit Monaten sorgen die teuren Energieimporte für ein Defizit im Außenhandel. Ähnlich sieht es im Gesamtjahr 2022 aus: Zwar stiegen die Exporte um 18,0% zum Vorjahr, allerdings kletterten die Importe mit 37,5% mehr als doppelt so stark. Daraus resultiert ein unbereinigtes Handelsbilanzdefizit von 314,7 Mrd. Euro. 2021 gab es einen Überschuss von 116,4 Mrd. Euro.

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