Deutsche Börse

Fortgesetztes Wachstum am Horizont

Ende Juni wird die Deutsche Börse ihre neue Mittelfriststrategie „Horizon 2026“ vorstellen. Es bestehen gute Aussichten, dass sie auch in den nächsten Jahren ein ansprechendes Wachstum erzielt.

Fortgesetztes Wachstum am Horizont

Mit der neuen Strategie „Horizon 2026“, die Mitte des Jahres vorgestellt wird, will die Deutsche Börse auch in den kommenden Jahren ihren Anteilseignern ein ansprechendes Wachstum bieten. Das wird kein einfaches Unterfangen. Denn nach dem starken Jahr 2022, durch das es dem Marktbetreiber gelungen ist, die Mittelfristziele seiner Strategie Compass 2023 ein Jahr früher als geplant zu erreichen, hängt die Messlatte, wie es der Vorstandsvorsitzende Theodor Weimer auf der Bilanzpressekonferenz formulierte, hoch. Von 2019 bis 2023 sind der Erlös und das Ebitda des Unternehmens jahresdurchschnittlich um 14% und 15% gestiegen, 2022 um jeweils 24%. Zum Erlöswachstum des zurückliegenden Jahres haben mit 14 Prozentpunkten vor allem zyklische Faktoren, Zinsen und die das Handelsaufkommen antreibende Volatilität, beigetragen, Faktoren also, auf die die Deutsche Börse im Unterschied zu strukturellen Faktoren und M&A-Transaktionen keinen Einfluss hat.

Kurzfristig droht seitens der zyklischen Faktoren, die das Wachstum des Unternehmens in den Jahren vor 2022 gebremst haben, kein Ungemach. Gegenwind für das Wachstum wird in diesem Jahr vom Indexderivatehandel ausgehen, der im ersten Quartal des Vorjahres unter dem Eindruck des Ausbruchs des Krieges in der Ukraine, so wie schon zwei Jahre zuvor durch den Coronaschock, einen kräftigen Schub erfahren hat. Zudem sind nach der Beruhigung an den Energiemärkten die von den Handelsteilnehmern der EEX vorzuhaltenden Cash-Bestände, die zuvor durch den Energiepreishöhenflug auf 100 Mrd. Euro gestiegen sind, auf 20 Mrd. Euro gesunken. Entsprechend werden die Zinseinnahmen aus den Cash-Beständen wieder sinken. 2022 ist der Erlösbeitrag des Postens „Sonstige“ im Commodities-Bereich, in den diese Zinseinnahmen eingehen, um 106% auf etwas mehr als 200 Mill. Euro hochgeschnellt.

Doch gerade von der Zinsseite wird 2023 erneut ein Schub für die Deutsche Börse ausgehen. 2022 sind die Nettozinserträge im Segment Securities Services um mehr als 400% auf 260 Mill. Euro hochgeschnellt. Aber erst im laufenden Jahr werden die aggressiv angehobenen Leitzinsen vor allem der Fed voll in die Rechnung eingehen, wobei die zusätzlichen Erhöhungen dieses Jahres noch hinzukommen. Zudem hat die Tatsache, dass es überhaupt wieder Zinsen gibt und diese außerdem anhaltend volatil sind, einen hohen Absicherungsbedarf zur Folge, der den Zinsderivaten der Eurex zugutekommt.

Fokussieren muss sich die Deutsche Börse aber vor allem auf das stetige, nicht so sehr von kurzfristigen Schwankungen betroffene strukturelle Wachstum, das sie aktiv beeinflussen kann. Vieles spielt ihr hier in die Hände, und die gezielten M&A-Transaktionen tragen erkennbar Früchte. So hat der Nachhaltigkeitsboom im ESG-Geschäft des Segments Data & Analytics 2022 zu einem die Erwartungen übertreffenden Erlösanstieg von 51% auf rund 240 Mill. Euro geführt. Weitere Trends, die für langfristiges Wachstum sorgen, sind u. a. der ungebrochene Passiv-Boom, der den Erlösen im Indexgeschäft zugutekommt, und der ebenfalls anhaltende Outsourcing-Boom der Fondsbranche. Zwar trat der Erlös des Fondsservice-Geschäfts unter anderem aufgrund der niedrigeren Indexstände – es gab also auch zyklische Gegenwinde für das Unternehmen – auf der Stelle. Das Kundenwachstum ist aber ungebrochen, so dass auf Sicht auch hier wieder mit gutem Wachstum gerechnet werden kann. Nicht zuletzt wird der anhaltende Trend der Verlagerung von außerbörslichem auf börslichen Handel Wachstum bringen.

Potenzial bietet nicht zuletzt das Clearing außerbörslicher, auf Euro lautender Zinsderivate. Auch wenn hier viel erreicht worden ist, waren die Avancen der Deutschen Börse zuletzt nicht so stark wie erhofft, weil die EU die Äquivalenz von nicht in der EU ansässigen Clearinghäusern bis 2025 verlängert hat. Allerdings erwartet die Deutsche Börse schon früher eine signifikante Erhöhung der Erlöse aus diesem Geschäft. Denn die EU hat einen Entwurf vorgelegt, nach dem Marktteilnehmer sich nicht darauf beschränken sollen, ein Konto bei einem EU-Clearinghaus zu haben, sondern zeitnah dazu übergehen sollen, dieses auch aktiv zu nutzen. Ungefähr die Hälfte der rund 600 Eurex-OTC-Clearing-Konten sind derzeit inaktiv.

Es bestehen somit durchaus gute Chancen, dass die Deutsche Börse auch in den kommenden Jahren ein ansprechendes Wachstum erzielt und ihre neue Mittelfriststrategie „Horizon 2026“ bei den Marktteilnehmern im Juni gut ankommen wird.

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