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Sorge vor Rezession bei Börsianern nimmt ab

Zum vierten Mal in Folge steigt das Sentix-Barometer für die Eurozone. Die befragten Investoren gehen inzwischen nicht mehr von einer Rezession aus. Ein ökonomischer Wendepunkt liegt dennoch nicht vor – trotz Lichtblicken aus China.

Sorge vor Rezession bei Börsianern nimmt ab

mpi Frankfurt

So optimistisch wie derzeit haben Anleger seit rund einem Jahr nicht mehr auf die Konjunktur in der Eurozone geblickt: Zum bereits vierten Mal in Serie kletterten im Februar die Sentix-Kon­junktur­erwartungen – um 9,5 Punkte auf nun −8,0 Zähler. Das ist der höchste Stand seit März 2022, wie die Investment-Beratungsfirma Sentix am Montag anlässlich ihrer Umfrage unter 1 317 Investoren mitteilte, darunter 261 institutionelle Anleger. „Der Anstieg signalisiert, dass eine Rezession vorerst vom Tisch ist“, sagte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy.

Die zuletzt nachlassenden Energiepreise und die nach wie vor robusten Unternehmensmeldungen trügen dazu bei, dass die Börsianer wieder positiver in die Zukunft schauten. Hussy warnt jedoch vor zu viel Euphorie. Bei einem ökonomischen Wendepunkt würden die Erwartungen deutlich schneller ansteigen als der Wert für die Beurteilung der aktuellen Lage, dies sei jedoch nicht der Fall (siehe Grafik). „Stagnation mit einem Mini-Wachstum“ dürfte das wahrscheinlichste Szenario für die kommenden Monate sein.

Die Werte für Deutschland entwickelten sich ähnlich zu denen der Eurozone. Auch hier verbesserten sich die Erwartungen mit einem Plus von 10,2 Punkten und die Beurteilung der aktuellen Lage mit einem Plus von 9,2 Zählern deutlich, blieben aber im negativen Bereich. „Vieles deutet auch hier auf ein Stagnationsszenario hin“, sagte Hussy. Vor allem die nachlassenden Inflationssorgen hatten den Index für Deutschland in den vergangenen Befragungen verbessert. Doch hier warnt Hussy: „Dieser Trend kommt nun zum Stillstand. Nach vier Rückgängen in Folge zeigt das Sentix-Inflationsbarometer keine weitere Entspannung an.“ Der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer weiter zu senken, bleibe damit hoch und steigende Zinsen blieben weiterhin eine Belastung für die Wirtschaft.

Onlinehandel schrumpft 2022

Aktuelle Konjunkturdaten vom Montag zeichneten ein gemischtes Bild. Während die deutsche Indus­trie ein überraschend kräftiges Auftragsplus im Dezember im Vergleich zum Vormonat verzeichnete (siehe Text oben), entwickelte sich der Einzelhandel in der Eurozone zum Jahresschluss schwach. Die Umsätze sanken im wichtigen Weihnachtsgeschäft im Vergleich zum November um 2,7% wie das europäische Statistikamt Eurostat mitteilte. Das Geschäft mit Lebensmitteln, Getränken und Tabak schwächelte dabei etwas stärker (−2,9%) als der Nichtnahrungsmittelsektor ohne Berücksichtigung der Motorenkraftstoffe (−2,6%). Besonders schwach entwickelte sich der Einzelhandel im Dezember in Deutschland. Der hiesige Rückgang von −5,3% wurde nur noch in den Niederlanden übertroffen. Auf Jahressicht verbuchte der Einzelhandel 2022 immerhin ein leichtes Plus von 0,7%, während die Erlöse des Online- und Versandhandels um 5,5% sanken.

Lichtblicke für den Einzelhandel und die Konjunktur insgesamt kommen aus China. Die Lockerung der Coronapolitik dürfte den chinesischen Tourismus in Europa wiederbeleben und den Umsatz in den europäischen Geschäften ankurbeln. Auch der Sentix-Index für Asien ohne Japan verbreitet Optimismus. Zum fünften Mal in Folge stieg er – auf nun 11,7 Zähler. Damit gehen die befragten Investoren von einem Wirtschaftswachstum aus. Dies ist bei keinen anderen der abgefragten Regionen oder Länder der Fall.

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