Krypto-Regulierung

Warnungen reichen nicht

Mächtige US-Regulatoren warnen Banken vor den Gefahren von Engagements am Kryptomarkt. Doch Unkenrufe reichen nicht aus – ein umfassendes Regelwerk für Digital Assets muss her.

Warnungen reichen nicht

Nach dem Kollaps der Handelsplattform FTX ist die Furcht vor Übergriffen von Kryptokrisen auf das US-Bankensystem hoch – noch tun Regulatoren im wichtigsten Finanzmarkt der Welt aber zu wenig, um genau solche Ansteckungseffekte zu verhindern. Bisher gehen die Börsenaufsicht SEC, der Derivate-Regulator CFTC oder die Finanzdienstleistungsbehörde des Staates New York mit einzelnen Vollstreckungsmaßnahmen gegen Digital-Assets-Anbieter vor, ein umfassendes Regelwerk für Cyberdevisen und verbundene Services gibt es bisher aber nicht. Gegenüber Europa könnten die USA in dieser Hinsicht bald ins Hintertreffen geraten, hat Brüssel doch die Verordnung Markets in Crypto Assets (Mica) auf den Weg gebracht, die in den kommenden Monaten implementiert werden dürfte.

Dass Warnungen vor den Gefahren digitaler Anlagen nicht reichen, sollten sich auch die Federal Reserve, der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC und das für die Überwachung des nationalen Kreditwesens zuständige OCC zu Herzen nehmen. Die mächtigen Regulierungsbehörden haben sich in einem gemeinsamen Statement an die Bankenbranche gewandt und betont, das Begeben und Halten von Cyberdevisen seien „höchstwahrscheinlich nicht mit sicheren und soliden Banking-Praktiken vereinbar“.

Gerade Geschäftsmodelle mit konzentriertem Krypto-Exposure seien gefährlich. De facto gibt es solche Modelle aber bereits, wie das Beispiel der kalifornischen Silvergate Capital zeigt, die sich von einem kleinen Kredithaus zu einer der führenden Banken für Kryptobörsen und ihre Investoren gewandelt hat. Es gilt, für solche Dienstleister ein Rahmenwerk in Bezug auf Digital Assets zu schaffen, um ein vernünftiges Risikomanagement und adäquate unternehmerische Kontrollen zu erzwingen.

Auch Stablecoins nehmen die Regulatoren aufs Korn. Während Krisen seien diese vermeintlich wertstabilen Token anfällig für Bank Runs. Dies gefährde auch die Finanzinstitute, die Cash­reserven für Stablecoin-Emittenten verwahrten. Wie schnell ein solcher Bank Run entstehen kann, hat der Crash von TerraUSD im Frühjahr gezeigt.

Es obliegt indes der Fed, die Risiken durch Token wie Tether oder USDC zu verringern. Denn durch die Einführung digitalen Zentralbankgelds wäre es für Investoren weitaus weniger attraktiv, privat emittierte Stablecoins zu nutzen, um Gewinne aus dem Kryptohandel zu parken und sich gegen die hohe Volatilität im Segment abzusichern. Ins gleiche Horn stößt übrigens auch EZB-Direktor Fabio Panetta: Um solide Grundlagen für das Digital-Finance-Ökosystem zu schaffen, brauche es ein risikofreies und verlässliches Settlement-Asset – dies könne nur digitales Zentralbankgeld gewährleisten.

Der Notenbanker bezeichnet unbesicherte Kryptowährungen indes auch als „Glücksspiel, das als Investment-Asset verkleidet ist“. Durch seine Aussagen, aber auch die zunehmend unheilvolleren Warnungen der amerikanischen Behörden ist immerhin eines klar: Eine Regulierung, wie die Kryptobranche sie sich wünscht – nämlich eine, unter der Digital-Assets-Dienstleister im Kern weiter frei von kleinlichen Bedenken in Bezug auf den Investorenschutz und das Risikomanagement agieren können –, wird es weder in den USA noch in Europa geben.

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