BIP

Euro-Wirtschaft legt Sommerpause ein

Die Euro-Wirtschaft ist im Sommer unerwartet leicht geschrumpft. Auch die Stagnation in Italien hat negativ überrascht. Dass Frankreich deutlich an Schwung einbüßt, war hingegen prognostiziert worden.

Euro-Wirtschaft legt Sommerpause ein

Euro-Wirtschaft legt Sommerpause ein

BIP schrumpft um 0,1 Prozent – Frankreich verliert deutlich an Schwung – Neue Nahrung für Konjunkturskepsis

ba Frankfurt

Die Wirtschaft im Euroraum ist im Sommer unerwartet geschrumpft. Dies schürt die Konjunktursorgen – denn die Aussichten für das laufende vierte Quartal sind nicht eben verheißungsvoll. Der Einkaufsmanagerindex für Oktober etwa zeigt, dass es im gemeinsamen Währungsraum "weiter bergab geht". Das Barometer deutet durchaus auf eine Rezession in der zweiten Jahreshälfte hin. Auch Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), mahnte nach der Zinssitzung vergangene Woche, dass die Euro-Wirtschaft "wahrscheinlich für den Rest des Jahres schwach" bleibe. In Verbindung mit der Inflation, die im Oktober auf 2,9% gefallen ist, dürfte der EZB-Rat nach Ansicht von Experten die Daten zum Anlass nehmen, die Zinserhöhungspause fortzusetzen.

Laut dem europäischen Statistikamt Eurostat ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal saisonbereinigt um 0,1% im Quartalsvergleich gesunken. Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet – nach dem Plus von 0,2% im Frühjahr. In den beiden vorangegangenen Quartalen hatte die Euro-Wirtschaft bereits stagniert. Im Vergleich zum Vorjahr kletterte das BIP hingegen um 0,1%, nach 0,5% im zweiten Quartal.

"Die Wirtschaft dümpelt dahin", kommentierte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Zahlreiche Belastungsfaktoren sprächen für ein schwaches Winterhalbjahr. Neben der schwachen Weltwirtschaft sind dies hohe Energiepreise und Inflationsraten sowie stark gestiegene Finanzierungskosten. Sollte das BIP im Schlussabschnitt ebenfalls ins Minus rutschen, wie Volkswirte mehrheitlich erwarten, rutscht die Euro-Wirtschaft per Definition in eine technische Rezession. Eine Rückkehr auf den Wachstumspfad erwarten Ökonomen erst, wenn die Inflation weiter zurückgeht, die Reallöhne steigen und die Auslandsnachfrage nach Produkten aus dem Euroraum wieder anzieht. Bis es so weit ist, dürfte es aber Frühjahr werden.

Das Wachstumsgefälle unter den Euro-Ländern ist auch im dritten Quartal groß: Lettland steht mit 0,6% an der Spitze, die rote Laterne hält Irland mit –1,8%. Unter den Euro-Schwergewichten wiederum sind die Unterschiede nur gering. Deutschland zeigt als einziges ein Minus, und zwar von 0,1%. Spanien liegt mit 0,3% vorne, gefolgt von Frankreich mit 0,1%. Im zweiten Quartal war die zweitgrößte Euro-Volkswirtschaft allerdings noch um revidiert 0,6 (zuvor: 0,5)% gewachsen. Laut dem Statistikamt Insee bremsten sowohl die Vorratsveränderungen als auch der Außenhandel, da Ex- und Importe "nach einem lebhaften zweiten Quartal stark zurückgingen", wie die Statistiker erklärten. Der Konsum der privaten Haushalte brachte ebenso Schwung wie die Bruttoanlageinvestitionen.

Stagnation in Italien

Italiens Wirtschaft wiederum stagnierte im Sommer. Volkswirte hatten ein Wachstum von 0,1% erwartet, nachdem es in den drei Monate bis Juni noch einen Rückgang um 0,4% gegeben hatte. Die Entwicklung beruht laut dem Statistikamt Istat auf einem positiven Beitrag des Außenhandels, während die Inlandskomponente bremste.

Auf der Entstehungsseite sank die Wertschöpfung in der italienischen Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei, wohingegen die Industrie zulegte. Im Dienstleistungssektor kam es hingegen zu "einer erheblichen Stagnation".

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