Konjunktur

Euro-Wirtschaft sendet einige positive Signale

Die militärische Eskalation in der Ukraine hat Sorgen vor einem schweren Dämpfer für die Euro-Konjunktur geschürt. Neue Daten zeigen nun aber zumindest, dass die Wirtschaft zuvor etwas besser dastand als gedacht.

Euro-Wirtschaft sendet einige positive Signale

ms Frankfurt

Inmitten zunehmender Sorgen vor einer schweren Belastung für die Euro-Konjunktur durch den Ukraine-Krieg sendet die Wirtschaft in der Währungsunion einige eher positive Signale. So hellte sich die Wirtschaftsstimmung in Euroland im Februar überraschend deutlich auf, und die Kreditvergabe an Unternehmen zog im Januar leicht an. Zudem wurde am Freitag bekannt, dass die deutsche Wirtschaft Ende 2021 anders als zunächst gemeldet kaum geschrumpft ist.

Die militärische Eskalation in der Ukraine hat Sorgen vor einem schweren Konjunkturdämpfer geschürt. Die neuen Daten können diese kaum entkräften, weil sie aus der Zeit vor der Zuspitzung stammen. Sie machen aber insofern ein wenig Mut, als sie zeigen, dass die Euro-Wirtschaft besser durch die Omikron-Coronawelle gekommen ist als gedacht und vor der Eskalation schon wieder ganz gut dastand. Das nährt Hoffnungen, dass der Krieg die Post-Corona-Erholung nicht ganz abwürgt.

Im Februar verbesserte sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone deutlich stärker als erwartet. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) der EU-Kommission stieg zum Vormonat um 1,3 Punkte auf 114,0 Zähler, wie die Behörde am Freitag mitteilte. Analysten hatten im Mittel nur mit 113,1 Punkten gerechnet. Vor allem die Stimmung im Dienstleistungssektor hellte sich auf. Dabei dürfte die Lockerung von Corona-Maßnahmen eine Rolle gespielt ha­ben. Allerdings verbesserte sich auch die Stimmung im Einzelhandel und in der Bauwirtschaft. Das Industrievertrauen veränderte sich dagegen kaum, das Verbrauchervertrauen gab sogar etwas nach. Zudem hellte sich die Stimmung in allen vier großen Euro-Volkswirtschaften auf.

Kreditvergabe zieht an

Ebenfalls am Freitag teilte die Europäische Zentralbank (EZB) mit, dass die Banken im Euroraum im Januar 4,4% mehr Darlehen an Unternehmen ausgereicht haben als im Vorjahresmonat. Im Dezember hatte das Plus bei 4,3% gelegen. Die Kreditvergabe steht gegenwärtig besonders im Fokus, wobei mit Blick auf die Investitionstätigkeit die Ausleihungen an die Unternehmen im Mittelpunkt stehen. Ein Anziehen der Investitionen gilt als zentrale Voraussetzung für einen selbsttragenden Aufschwung. Die EZB ihrerseits tut alles, um günstige Finanzierungskonditionen für die Wirtschaft zu erhalten. Die Kredite an Privathaushalte nahmen derweil im Januar um 4,3% zu, nach 4,2% im Dezember.

Für die größte Euro-Volkswirtschaft Deutschland wurde am Freitag bekannt, dass der Rückgang der Wirtschaftsleistung Ende 2021 nur bei 0,3% und nicht wie in der Erstschätzung ermittelt bei 0,7% gelegen hat. Besonders die Ausgaben der Verbraucher sanken Ende 2021 um 1,8%, während die staatlichen Konsumausgaben um 1,0% stiegen. Die Bauinvestitionen stagnierten und die Importe wuchsen um 5,1%, während die Exporte um 4,8% zulegten. Unter dem Strich schob der Außenhandel das Wirtschaftswachstum leicht an, während die Inlandsnachfrage die Wirtschaft bremste. Für das erste Quartal wird aktuell erneut ein leichtes BIP-Minus erwartet.

Die große Frage ist nun aber, wie stark der Ukraine-Krieg die Euro-Wirtschaft bremst – etwa über Vertrauenseffekte oder etwa über steigende Energiepreise, die dann den Konsum belasten (siehe auch Text unten auf dieser Seite). Das ist auch entscheidend für die EZB, die am 10. März vor einer wichtigen Zinssitzung steht. Beim informellen Treffen der EZB-Spitze in Paris am Donnerstag legte EZB-Chefvolkswirt Philip Lane laut Reuters Szenarien zu den Folgen des Kriegs vor. Ein mittleres Szenario sagt demnach voraus, dass das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone dieses Jahr um 0,3 bis 0,4% geschmälert werde. Ein extremeres Modell sehe sogar fast 1% vor. Ein weiteres von Lane präsentiertes Szenario unterstelle praktisch keine Folgen, was aber als unwahrscheinlich eingeschätzt werde. Diese Schätzungen gelten jedoch als sehr vorläufig.