Außenhandel

Exportrekord in schwierigem Umfeld

Ein Ausfuhrrekord und dennoch nicht mal ein halb so hoher Außenhandelsüberschuss wie im Vorjahr – so lautet die Bilanz der deutschen Exportwirtschaft für 2022. Im Dezember vermieste die schwache Nachfrage aus den Drittstaaten das Ergebnis.

Exportrekord in schwierigem Umfeld

Die deutsche Exportwirtschaft hat im Dezember dem konjunkturell schwierigen Umfeld Tribut zollen müssen: Die Ausfuhren sind deutlicher als erwartet eingebrochen, während die Importe wegen der höheren Energiepreise kräftiger gestiegen sind. Und das Gesamtjahr 2022 fiel trotz rekordhoher Ausfuhren so schlecht aus wie seit Beginn des Jahrtausends nicht mehr. Zudem sind die Aussichten trübe: „Die verhaltene Entwicklung der Weltwirtschaft dämpft die Aussichten der deutschen Exporteure auf den internationalen Absatzmärkten zunächst“, erklärte die Bundesregierung im Jahreswirtschaftsbericht zu ihrer Prognose von einem Exportplus von 2,2% im laufenden Jahr.

2022 wurden noch Waren „Made in Germany“ im Gesamtwert von 1574,0 Mrd. Euro exportiert. Das sind 14,3% mehr als die 2021 erzielte vorherige Bestmarke von gut 1368 Mrd. Euro. Allerdings bedeuten die Einfuhren im Wert von 1494,4 Mrd. Euro ein erheblich kräftigeres Plus von 24,1% zum Vorjahr. Die Wiesbadener Statistiker erklärten die Steigerung vor allem mit den infolge des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Preisen für die Einfuhr von Energie. Die Effekte lassen sich mangels preisbereinigter Daten allerdings nicht genau beziffern. Der Exportüberschuss, für den Deutschland lange Jahre international, insbesondere aber aus den USA harte Kritik einstecken musste, sank das fünfte Jahr in Folge. Der Außenhandelsbilanzüberschuss von 79,7 Mrd. Euro ist der niedrigste Saldo aus Exporten und Importen seit dem Jahr 2000. Da der Saldo 2021 noch 175,3 Mrd. Euro betragen hatte, hat sich „der Exportüberschuss 2022 gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert“, betonten die Statistiker.

Das Jahresende fiel für die Exporteure gleichfalls schwach aus. Insbesondere wegen der schwachen Nachfrage aus den Ländern außerhalb der EU – den sogenannten Drittstaaten – fielen die Exporte im Dezember um 6,3% niedriger aus als im Vormonat. Die Importe gingen um 6,1% zurück. Aus den Warenexporten im Wert von 127,4 Mrd. Euro und den Importen in Höhe von 117,4 Mrd. Euro ergibt sich somit für Dezember ein Überschuss von 10,0 Mrd. Euro. Im November waren es 10,7 Mrd. Euro.

Mit Blick auf die gesamte EU schwächelte vor allem der Handel mit Ländern außerhalb des gemeinsamen Währungsraums: Die Exporte in diese Länder fielen im Monatsvergleich um 5,7%, die Importe nach Deutschland gingen um 4,5% zurück. Die Ausfuhren in Euro-Länder gingen um 3,2% zurück, während 4,9% weniger als im Vormonat eingeführt wurde. In die Mitgliedstaaten der EU wurden 4,0% weniger Waren geliefert, während die Importe aus diesen Staaten um 4,8% unter dem Niveau des Vormonats lagen.

Besonders drastisch sanken die Handelsströme mit den Drittstaaten: Die Exporte in die Drittstaaten fielen um 9,1% und die Importe schrumpften um 7,4%. Die meisten deutschen Exporte gingen zwar im Dezember in die USA, doch beutete der Warenexport im Wert von 12,3 Mrd. Euro einen Rückgang um 10,0%. Die Exporte in die Volksrepublik China sanken um 14,2% auf 7,6 Mrd. Euro, in das Vereinigte Königreich gingen mit 5,6 Mrd. Euro 24,3% weniger Waren. Infolge der Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Krieges fielen die Exporte in die Russische Föderation um 16,7% auf 0,9 Mrd. Euro – gegenüber Dezember 2021 nahmen sie um 59,8% ab. Die Außenhandelsdaten seien zwar nicht preisbereinigt, „doch solche Rückgänge sind auch unter Berücksichtigung von Preiseffekten noch schauerlich“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.

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