GfK-Konsumklima

Inflation nötigt die Deutschen zum Sparen

Die deutschen Verbraucher müssen wegen der Energiekrise und der Inflation mehr sparen, und sie konsumieren weniger. Die Verbraucherstimmung ist auf einem neuen Tief, die Aussichten für die Konjunktur werden immer trüber.

Inflation nötigt die Deutschen zum Sparen

ba Frankfurt

Die Stimmung der deutschen Verbraucher fällt angesichts der Energiekrise und anhaltend hoher Inflation immer weiter ins Bodenlose. Insbesondere die gestiegene Sparneigung drückt das für September prognostizierte GfK-Konsumklima um 5,6 auf −36,5 Punkte. Ökonomen hatten zwar den dritten Rückgang in Folge auf ein erneutes Rekordtief auf dem Zettel, dieses allerdings mit −32,0 Zählern angesetzt. Die deutschen Konsumenten sind damit pessimistischer als in Frankreich und Italien, aber auch im Euro-Schnitt: Das von der EU-Kommission erhobene Verbrauchervertrauen hatte vorläufigen Zahlen zufolge überraschend zugelegt – wenn auch von seinem Rekordtief aus.

Für den Konsum bleibt wenig

„Der sprunghafte Anstieg der Sparneigung in diesem Monat lässt das Konsumklima seine steile Talfahrt fortsetzen. Es erreicht zum wiederholten Male ein neues Rekordtief“, erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Der Indikator der Sparneigung kletterte im August um 17,6 auf 3,5 Punkte. Ein höherer Wert wurde zuletzt im Juli 2011 mit 7,1 Punkten gemessen. Die Ersparnisse, die die Verbraucher während der Corona-Lockdowns angehäuft hatten, sind derweil aufgebraucht: Die Sparquote liegt nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamts bei 10,1% im zweiten Quartal. In den letzten Vor-Pandemie-Jahren war die Sparquote im Bereich zwischen 9 und 11% gependelt. Nachdem der private Konsum hierzulande eine zuverlässige Wachstumsstütze ist, hatten Ökonomen darauf gesetzt, dass ein Abfließen der Zusatzersparnis für weiteren Schwung sorgt. Damit ist es nun vorbei, und die konsumnahen Dienstleister spüren die Zurückhaltung der Verbraucher, wie etwa die jüngsten Einkaufsmanagerumfragen, aber auch der Monatsbericht August der Bundesbank belegen.

Energiekosten im Fokus

„Die Furcht vor deutlich höheren Energiekosten in den kommenden Monaten zwingt viele Haushalte zur Vorsorge und dazu, Geld für zukünftige Energierechnungen auf die Seite zu legen. Dies belastet das Konsumklima weiter, da im Gegenzug weniger finanzielle Mittel für den übrigen Konsum zur Verfügung stehen“, konstatierte nun auch GfK-Experte Bürkl. Mit der anstehenden Heizperiode im Winter könne sich die Situation zudem verschärfen, warnte Bürkl. Für eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas sei es daher zum einen notwendig, die Inflation zu bekämpfen, wobei vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer weniger expansiven Geldpolitik gefordert ist. Zum anderen müssten beim Ukraine-Krieg Schritte zu einer Lösung gefunden werden.

Rezessionssorgen sind groß

Wie auch die Ökonomen machen sich die monatlich etwa 2000 Befragten Sorgen um die weitere konjunkturelle Entwicklung hierzulande: Der Indikator der Konjunkturerwartungen legte zwar nach zwei Rückgängen in Folge leicht zu, doch bleibe die Rezessionsgefahr aus Sicht der Verbraucher hoch, erklärten die Nürnberger Konsumforscher. Viele Unternehmen machten sich derzeit große Sorgen über die Entwicklung der Energiepreise und seien verunsichert, ob im kommenden Winter überhaupt genügend Energie zur Verfügung stehen werde. Zusammen mit dem nach wie vor bestehenden Lieferkettenstress sehen sie die Gefahr, dass es zu Produktionseinschränkungen kommen kann, was wiederum eine Rezession wahrscheinlicher macht. Diese Befürchtungen spiegelt auch der Ifo-Geschäftsklimaindex wider, der im August zum dritten Mal in Folge sank und nunmehr auf dem niedrigsten Stand seit Juni 2020 notiert. Im zweiten Quartal hatte das Bruttoinlandsprodukt dank privater und staatlicher Konsumausgaben um 0,1% im Quartalsvergleich zugelegt – ist damit aber Schlusslicht der großen Euro-Volkswirtschaften.

Das Teilbarometer der Einkommenserwartungen legte leicht zu, nachdem es im Juli auf ein Rekordtief gefallen war. „Steigende Preise knabbern an der Kaufkraft der privaten Haushalte“ und der Wegfall von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket dürfte ab September für weiteren Preisauftrieb sorgen, hieß es bei der GfK. Im Juli war die Jahresteuerungsrate in EU-harmonisierter Rechnung (HVPI) von zuvor 8,2 % auf 8,5 % geklettert, und Experten erwarten für Herbst zweistellige Raten. Entsprechend hoch fiel auch die Zurückhaltung bei größeren Anschaffungen wie Autos oder Möbeln aus: Das Teilbarometer der Anschaffungsneigung fiel den siebten Monat in Folge auf den niedrigsten Wert seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2008. Vor dem Hintergrund künftig deutlich höherer Heizkostenabrechnungen würden die Konsumenten Rücklagen bilden und „auf die eine oder andere Anschaffung verzichten oder diese zunächst einmal in die Zukunft verschieben müssen“, kommentierte die GfK.

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