Wirtschaftswachstum

Japan entgeht technischer Rezession

Die erste Schätzung des Wirtschaftswachstums in Japan erwies sich erneut als unverlässig. Die Aufwärtskorrektur erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung.

Japan entgeht technischer Rezession

Japan entgeht technischer Rezession

Bruttoinlandsprodukt im Schlussquartal 2023 doch gewachsen

mf Tokio

Dank robuster Investitionen der Unternehmen ist Japans Wirtschaft zum Jahresende 2023 doch nicht in eine technische Rezession von zwei negativen Quartalen in Folge gerutscht. Die widerstandsfähigere Konjunktur befördert Überlegungen der Bank of Japan (BoJ), wann und wie sie ihre ultralockere Geldpolitik straffen soll. Auch wenn im laufenden Quartal wegen der schwachen Industrieproduktion und der gesunkenen Haushaltsausgaben im Januar wieder ein Rückgang droht.

Daher könnten der erste Zinsschritt seit Februar 2007 und das Aus für den weltweiten letzten Negativzins schon in diesem Monat kommen. Der nächste geldpolitische Beschluss der BoJ fällt am 19. März. Der Yen und die Anleiherenditen zogen nach dem BIP-Ergebnis an, während die Aktienkurse unter Druck gerieten. Der Nikkei 225 gab um 2,2% nach.

Laut der revidierten zweiten Schätzung wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen Oktober und Dezember um 0,1% zum Vorquartal. Das entspricht einer Jahresrate von 0,4%. Die erste Schätzung, die als notorisch unzuverlässig gilt, hatte einen BIP-Rückgang von 0,1% zum Vorquartal ergeben. Aber auch die Revision entsprach nicht den Erwartungen: Japan-Ökonomen hatten im Schnitt mit einer annualisierten Wachstumsrate von 1,1% gerechnet. Im Zeitraum Juli bis September war Japans Wirtschaftsleistung um 2,9% geschrumpft.

Reallöhne fallen seit 22 Monaten

Der Hauptgrund für die Korrektur waren neue Daten zu den Kapitalausgaben der Unternehmen, die um 2,0% zum Vorquartal zulegten. Zuvor wurde dafür ein leichter Rückgang von 0,1% errechnet. Allerdings wurden die Verbraucherausgaben nach unten korrigiert. Statt um 0,2% schrumpfte der Privatkonsum, der über die Hälfte des BIPs ausmacht, um 0,3% zum Vorquartal. Damit ist die wichtigste Konjunktursäule der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt in drei aufeinander folgenden Quartalen gesunken. Als Ursache sehen Analysten den Rückgang der Reallöhne, der inklusive Januar inzwischen 22 Monate hintereinander anhält.

Die große Frage lautet, ob die Konsumenten angesichts sinkender Inflationsraten und eines voraussichtlich deutlich höheren Lohnwachstums im Frühjahr ihre Geldbörsen mehr öffnen werden. Im Januar reduzierten die Haushalte ihre Ausgaben um 6,3% zum Vorjahr. Der stärkste Rückgang seit fast drei Jahren hing allerdings auch mit dem Produktionsstopp des Autobauers Daihatsu zusammen.

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