Deutsche Konjunktur

Konsumstimmung trübt sich immer mehr ein

Die Impulse für die deutsche Konjunktur lassen deutlich nach, und damit steigt die Gefahr für einen sich selbst verstärkenden Schrumpfungsprozess. Das GfK sieht die Konsumenten in Sorge, auf dem Arbeitsmarkt gibt es die ersten Schrammen, Wachstumsprognosen werden gesenkt.

Konsumstimmung trübt sich immer mehr ein

Die Konjunkturflaute und die anhaltend hohe Inflation in Deutschland lasten auf der Stimmung der Verbraucher. Die GfK-Konsumforscher sagen für September einen Rückgang ihres Barometers um 0,9 auf minus 25,5 Punkte voraus. Damit bleibt es bei einem Auf und Ab auf niedrigem Niveau, wie die GfK am Dienstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Mini-Anstieg auf minus 24,3 Zähler gerechnet. Aktuell blicken die Menschen aber wieder pessimistischer auf die Konjunktur sowie ihre eigenen Finanzen. Zudem ließ die Bereitschaft für größere Käufe nach.

"Die Chancen, dass sich die Konsumstimmung noch in diesem Jahr nachhaltig erholen kann, schwinden damit mehr und mehr", prophezeit GfK-Experte Rolf Bürkl. "Anhaltend hohe Inflationsraten, vor allem für Lebensmittel und Energie, sorgen dafür, dass das Konsumklima derzeit nicht vorankommt."

Das Barometer hatte sich acht Monate in Folge verbessert, dann aber für Juli wieder eingetrübt. Für August hellte sich das Konsumklima leicht auf, bevor es sich mit den am Dienstag vorgelegten Daten nun wieder eintrübte. Es gebe derzeit keinen klaren Trend - "weder nach unten noch nach oben", erläuterte Bürkl. Der private Konsum werde in diesem Jahr keinen positiven Beitrag zur Konjunktur leisten und eher eine Belastung für die Wachstumsaussichten in Deutschland sein.

Die Wirtschaft war Ende 2022 und Anfang 2023 jeweils geschrumpft und hatte im Frühjahr nur stagniert. Viele Fachleute erwarten sogar für das Gesamtjahr 2023 ein Schrumpfen. Das Ifo-Geschäftsklima als Pulsmesser der Stimmung von Firmen bundesweit sank im August das vierte Mal hintereinander. Dies signalisiert, dass Deutschland zurück in die Rezession rutschen könnte.

IW senkt Konjunkturprognose

Auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt sich immer pessimistischer und hat seine Konjunkturprognose gesenkt. Die Ökonomen rechnen in diesem Jahr nun mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um bis zu 0,5%. Aufgrund ihres hohen Fokus auf die Weltmärkte und ihrer hohen Exportquote leide die deutsche Wirtschaft überdurchschnittlich unter den geoökonomischen Schocks wie dem Ukrainekrieg und den Spannungen im Verhältnis zu China, schreiben sie. Mit ihrem im internationalen Vergleich hohen Industrieanteil und der Bedeutung energieintensiver Industrien bekomme sie zudem die bestehenden Versorgungsrisiken und Kostenschocks stärker zu spüren als andere Länder. Gleichzeitig leide die Inlandsnachfrage unter der hohen Inflation. Der private Konsum werde zur Konjunkturbremse.

Die Wirtschaftsleistung werde deshalb zum Jahresende 2023 gerade einmal auf dem Niveau von Ende 2019 liegen, prognostizierten die IW-Experten. Für das 3. und 4. Quartal 2023 rechnen sie mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Im Jahresschnitt 2023 erwartet das arbeitgebernahe Institut 2,58 Millionen Arbeitslose, 160.000 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote steige damit auf gut 5,5%. Zwar seien keine größeren Entlassungen zu befürchten, aber Arbeitslose hätten zunehmend Schwierigkeiten, eine neue Beschäftigung zu finden. Die Inflationsrate dürfte nach Einschätzung der Experten 2023 mit 6,5 Prozent nur geringfügig unter dem Vorjahresniveau liegen.

Ifo: Einstellungsbereitschaft geringer

Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung sieht bereits die Einstellungsbereitschaft der deutschen Unternehmen sinken. Das Beschäftigungsbarometer fiel mit 97,0 Punkten so schlecht aus wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner monatlichen Firmenumfrage mitteilte. Im Juli lag es mit 97,1 Zählern etwas höher. "Einstellungs- und Entlassungspläne gleichen sich im Moment gerade aus", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Aufgrund der wirtschaftlichen Schwächephase halten sich viele Unternehmen mit Neueinstellungen zurück."

"Das Beschäftigungsniveau ist jedoch weiterhin auf Rekordniveau", sagt Ifo-Experte Wohlrabe. "Zudem gibt es weiterhin viele offene Stellen bei gleichzeitigem Fachkräftemangel." Die aktuelle Schwäche der Industrie spiegelt sich auch in den Beschäftigungsplanungen: Hier wird vermehrt über Entlassungen nachgedacht. Gleiches gilt auch für den Handel und das Baugewerbe. "Dort macht sich die Nachfrageschwäche immer stärker bemerkbar", so das Ifo-Institut. Im Dienstleistungssektor hat sich die Einstellungsbereitschaft hingegen wieder etwas verbessert. In der IT-Branche sowie im Tourismus werden nach wie vor viele neue Mitarbeiter gesucht.