Im DatenraumStaatsfinanzen unter Druck

Vorboten der nächsten Schuldenkrise

Die Staatsverschuldung steigt in den allermeisten Ländern wieder. Langsam wird der Kipppunkt erreicht und es drohen reihenweise Bonitätsabwertungen.

Vorboten der nächsten Schuldenkrise

Vorboten der nächsten Schuldenkrise

Staatsfinanzen unter Druck

lz Frankfurt

Die allermeisten Staaten sind offenbar nicht in der Lage, ihre Defizite in Zaum zu halten. Und damit steigt ihre Verschuldung immer weiter. Die Frage ist daher naheliegend, wann der Kipppunkt erreicht ist, so dass die Entwicklung nur noch schwer zu stoppen ist. Einst hatten die US-Ökonomen Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart berechnet, dass ab einer Staatsverschuldung von 90% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) das Wirtschaftswachstum unter Druck gerät und ein Abbau noch mehr Kraftanstrengungen erfordert. Die 90% wurden zwar schon bald wegen Rechenfehlern relativiert, aber der Einfluss einer zu hohen Verschuldung auf das Wachstum ist nicht von der Hand zu weisen. Von den Problemen, einen Staatshaushalt zu konzipieren, der durch einen immer höheren Schuldendienst dominiert wird, ganz zu schweigen.

Hinzu kommen Probleme, ein immer größeres Finanzvolumen Jahr für Jahr an den Märkten unterzubringen. In Japan ist es OECD-Daten zufolge schon etwa Drittel des BIP, in den USA sowie Italien knapp ein Viertel, und Frankreich steuert auf ein Sechstel zu. Immer abhängiger sind diese Staaten daher von der Einschätzung der Ratingagenturen hinsichtlich ihrer Bonität. Erst am Freitag hatte Österreich bei Scope sein Spitzenrating verloren. Frankreich kann vorerst noch sein „AA“ behalten, Italien ist schon länger in den „BBB“-Bereich abgesackt, was höhere Zinsen nach sich zieht.

Nach Prognosen des IWF weisen immer mehr Länder bis 2029 dreistellige Prozentwerte bei der Schuldenquote aus. Auch China steuert rasant in diese Richtung. Nur Indien, Deutschland und Spanien gehen in die andere Richtung. Dass Japan sich schon länger bei weit über 200% des BIP aufhält, ist nicht beruhigend. Die Probleme dürften sich durch die Demografie bald gefährlich zuspitzen, wenn die großen Alterskohorten in die Rente gehen. Aber Tokio hat immerhin noch steuerpolitischen Spielraum, weil die Steuereinnahmen bei 36% des BIP liegen, in China noch weniger. Dagegen ist der Spielraum in Europa nahezu ausgeschöpft bei Steuereinnahmequoten von knapp unter oder über 50%. Ingredienzen für die nächste Schuldenkrise?

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