Märkte am Mittag

Dax geht bei der Erholungsrally die Luft aus

Die späte Erholungsrally am gestrigen Abend konnte der Dax zwar auch am heutigen Freitag zunächst fortsetzen, doch dann gewannen wieder die Bedenken am Markt die Oberhand im Hinblick auf Zins- und Konjunkturentwicklung.

Dax geht bei der Erholungsrally die Luft aus

Der tags zuvor gestarteten Erholungsrally im Dax ist am Freitagmorgen schon wieder die Luft ausgegangen. Zum Handelsauftakt sprang der deutsche Leitindex noch über seine 21-Tage-Linie, die unter Börsianern als kurzfristiges Trendbarometer gilt. Nach einem Anstieg um rund 1,9% aber drehte der deutsche Leitindex bei 12.587 Punkten wieder ab. Da hatte er sich vom Vortagestief bei 12.000 Punkten bereits um fast 5% erholt.

Am Freitag gegen Mittag lag der Dax auf Tagessicht noch mit 0,8% im Plus bei 12.450 Punkten. Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen gewann noch ein halbes Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 erholte sich zuletzt noch um 0,7%.

Nach zunächst enttäuschenden US-Inflationszahlen hatte der Dax am Donnerstagnachmittag die runde Marke von 12.000 Punkten nur mit Mühe verteidigt und dabei deutlich im Minus gelegen. Einem schwachen US-Handelsstart mit Tiefs seit November 2020 im Dow Jones sowie S&P 500 und sogar Juli desselben Jahres in den Nasdaq-Indizes war dann eine massive Kehrtwende gefolgt, der sich der Dax gegen Handelsschluss anschloss. Inzwischen wird am US-Aktienmarkt aber mit neuerlichen Verlusten gerechnet.

„Schlimmer kann es nicht mehr kommen“

Laut Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets, muss sich zeigen, ob tags zuvor lediglich die Pessimisten mit ihren Wetten auf fallende Kurse die Nerven verloren haben, als es für den Aktienmarkt so plötzlich doch nicht weiter abwärts ging – „oder doch mutige Investoren sich dachten, schlimmer kann es von der Nachrichtenlage nicht mehr kommen“. Marktbeobachter Andreas Lipkow erinnerte daran, dass sich an der konjunkturellen Situation nichts geändert hat, und in den USA eine Stagflation droht – also eine stagnierende Wirtschaft bei hohen Teuerungsraten.

Zugleich gibt es neuerliche Diskussionen auch in der Eurozone, den strikten Kurs in der Geldpolitik trotz der Konjunkturgefahren weiter beizubehalten. Inzwischen geht es auch darum, die Anleihekäufe der Notenbanken nicht nur zu stoppen, sondern um Startzeitpunkt und Geschwindigkeit des Bilanzrückbaus der EZB. Die Falken geben hier vor allem den Ton an.

Immobilienwerte gefragt

Europaweit gefragt waren am Freitag vor allem Immobilienwerte, denen die Zinswende in diesem Jahr bisher schwer zu schaffen macht. Der Stoxx Europe 600 Real Estate hatte am Donnerstag zuvor nach einem Jahresverlust von fast 50% erst das tiefste Niveau seit 2012 gesehen. TAG Immobilien erholen sich von diesem Niveau aus als MDax-Beste um mehr als 7%. Vonovia stehen mit plus 5,5% an der Dax-Spitze nach einem Vortagestief seit 2014.

Bankenpapiere laufen gut

Papiere der Deutschen Bank satteln auf über 7% Kursplus vom Vortag aktuell noch 2% auf. Am Mittag stehen die Quartalsberichte der US-Großbanken wie JPMorgan, Morgan Stanley und Citigroup auf der Agenda.

Bayer unter Druck

Etwas Federn lassen Papiere von Bayer nach starker Woche. Die Leverkusener wurden von einem Gericht im US-Bundesstaat Washington zur Zahlung von 275 Millionen US-Dollar verurteilt. Geklagt hatten mehrere Personen, die Erkrankungen auf Kontakt mit polychlorierten Biphenylen (PCB) an einer Schule zurückführen.

Unter den Nebenwerten gewannen Nordex noch gut 4,5%. Der Windanlagenhersteller hat seine Verkaufspreise im dritten Quartal deutlich erhöhen können.