Märkte am Nachmittag

Europas Aktienmärkte stabilisieren sich

Zur Wochenmitte legt sich etwas die Furcht vor einer weiteren Eskalation im Russlandkonflikt. Die europäischen Börsen erholen sich von den Verlusten der Vortage.

Europas Aktienmärkte stabilisieren sich

Nach fünf verlustreichen Börsentagen stieg der Daxbis zum frühen Nachmittag um 0,92% auf 14.828 Punkte. „Die größte Panik vor einer weiteren Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts scheint vorerst vorüber” stellte Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank fest. Dies dokumentiere sich auch am Rückgang der Ölpreise, die in den vergangenen Tagen als Angstbarometer für die Ukrainekrise fungiert hatten. Entwarnung kann aber natürlich noch nicht gegeben werden. „Die Unsicherheit über Größe und Dauer des Konflikts bleibt wie die Spekulationen über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Sanktionen im Markt und dürfte für weiterhin hohe Volatilität sorgen”, betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robo Marktes.

So bleibt der Konflikt um die Ukraine das alles beherrschende Thema an den internationalen Börsen. Marktteilnehmer prognostizieren, dass die Krise das Aufwärtspotenzial an den Aktienbörsen in Grenzen halten dürfte. „Das Risiko eines Krieges vor unserer Haustür sorgt für große Unsicherheit und ist Gift für Wirtschaft und Finanzmärkte. Besonders hart trifft es die Aktienmärkte”, schrieb Analystin Antje Praefcke von der Commerzbank. Die Lage spitze sich immer mehr zu, ein militärischer Konflikt werde immer wahrscheinlicher. Mit einem Paket von Strafen reagierten die USA und die Europäische Union auf das Vorgehen Moskaus und die Anerkennung der von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiete in der Ukraine. US-Außenminister Antony Blinken sagte ein für diesen Donnerstag in Genf geplantes Treffen mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow ab. Das Weiße Haus schloss ein mögliches Treffen von US-Präsident Joe Biden mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin vorerst aus.

Der MDax der mittelgroßen Werte stieg zur Wochenmitte um 0,24% auf 32.268 Zähler. Im Leitindex Dax setzte sich die Aktie von Porsche SE an die Spitze mit einem Gewinn von rund 7,5%. Beflügelt werden die Papiere von den Absichten des Volkswagen-Konzerns, die Marke Porsche an die Börse zu bringen. Zweiter großer Gewinner im Dax mit fast 4% im Plus war am frühen Nachmittag Henkel. Nach den endgültigen Quartalszahlen des Konsumgüterherstellers wies Analystin Celine Pannuti von JPMorgan darauf hin, dass Henkel-Aktien deutlich niedriger bewertet seien als die der Konkurrenz.

Die Aktien von Munich Re verloren dagegen nach Quartalszahlen des Rückversicherers fast 2%. Die Prognose für den Nettogewinn im laufenden Jahr liegt leicht unter der Markterwartung. Auch die Gewinnprognose von Puma für 2022 nannten Händler vorsichtig, der Kurs fiel um 0,3%. Unter Druck gerieten FMC, sie rutschten um 3,4% ab an das Dax-Ende. Nach den Quartalszahlen des Dialyse-Anbieters vom Vortag bekräftigte JPMorgan die Verkaufsempfehlung für die Aktien. In der zweiten Reihe verteuerten sich die Aktien der Software AG nach einer Kaufempfehlung der Baader Bank um über 5%. Die Aktien von Uniper rutschten dagegen um 46% ab. Die Bank JPMorgan verwies mit Blick auf die Geschäftszahlen des Stromerzeugers auf Rückstellungen für Aktivitäten in Schweden.

Für Kurseuphorie sorgten Spekulationen um eine Übernahme des Finanzdienstleisters Flatxdegiro. Die im SDax der kleineren Börsentitel enthaltene Aktie schnellte um über 20% nach oben. Am Vortag war sie auf den niedrigsten Stand seit Ende 2020 gefallen. Auch beim Thüringer Spezialchemieunternehmen Ibu-Tec kam es zu einem Kurssprung. Die Aktie legte in der Spitze um 18% zu, nachdem das Unternehmen einen optimistischen Ausblick vorstellte.

Positive Konjunktursignale

Auch am europäischen Aktienmarkt erholten sich die Kurse. Der Leitindex EuroStoxx 50 gewann bis zum frühen Nachmittag 1,24% auf 4.034 Punkte, nachdem er sich schon am Dienstag im Handelsverlauf stabilisiert hatte. Auch der französische Cac 40 legte mit 1,22% auf 6.870 Punkte merklich zu. Der britische FTSE 100 hielt mit 0,54% auf 7.534 Punkte dagegen nicht ganz mit, da sich Rohstoff- und Ölwerte unterdurchschnittlich entwickelten.

Positive Signale kamen erneut von der Konjunktur. Nach starken ifo-Zahlen am Vortag aus Deutschland überzeugten auch Daten aus Frankreich. Die Unternehmensstimmung hat sich dort im Februar überraschend deutlich aufgehellt.

Stärkster Einzelsektor waren die Autowerte. Hier gab es gute Zahlen: Trotz anhaltender Chip-Engpässe peilt der Opel-Mutterkonzern Stellantis auch 2022 eine zweistellige operative Gewinnmarge an. Die Aktie kletterte rund 7%. Den Kursgewinnen der Lebensmittelhersteller gaben die Zahlen von Danone Nahrung. Der französische Konzern hatte das vergangene Jahr mit einem unerwartet starken Schlussspurt abgeschlossen. Analystin Celine Pannuti von JPMorgan bezeichnete das Zahlenwerk als solide. Die Bewertung der Aktie bewege sich zudem unter dem Durchschnitt des Sektors. Danone zogen um fast 5% an.

Die Versorger profitierten unterdessen von den Zahlen des Energieproduzenten Iberdrola. Das spanische Unternehmen hatte im vergangenen Jahr von dem Ausbau der erneuerbaren Energien profitiert. Sowohl das operative als auch das Nettoergebnis lagen über den Erwartungen der von Bloomberg befragten Analysten, die Aktie zog um 3,2% an.

Am Ende des Feldes lagen die Ölwerte. Auch Rohstofftitel kamen nur auf moderate Zuwächse. Hier belasteten die leichten Abgaben von Rio Tinto. Trotz Rekordergebnis im vergangenen Jahr kam die Aktie nicht voran. Analyst Tyler Broda von der kanadischen Bank RBC verwies auf die steigenden Kosten, die das Unternehmen in seinem Ausblick erwähnt hatte. Auch die Aussagen zur Dividende enttäuschten ein wenig.

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