Bundesanleihen

Lange Bunds wenig attraktiv

Die Rendite von langlaufenden Bundesanleihen ist nicht attraktiv und angesichts der hohen und hartnäckigen Inflation viel zu niedrig. Zum Glück gibt es Alternativen.

Lange Bunds wenig attraktiv

Die Inflation ist mit Wumms zurück. Im Februar lag die Teuerungsrate in Deutschland gemäß dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) bei 9,3% gegenüber Vorjahr und 1,0% gegenüber Vormonat. Auch in der Eurozone insgesamt wird alles immer teurer, hier stiegen die Verbraucherpreise nach der ersten Schätzung im Februar um 8,5% gegenüber Vorjahr. Dabei erweist sich die Teuerung als sehr viel hartnäckiger als von etlichen Volkswirten prognostiziert, was nicht zuletzt in der relativ hohen und an­steigenden Kerninflationsrate zum Ausdruck kommt. Die Preise werden offensichtlich immer munterer, die Inflationserwartung in der Bevölkerung klettert, und es kommt zu Zweitrundeneffekten.

Die Europäische Zentralbank (EZB), die mit ihrer Forward Guidance krachend gescheitert ist, muss nun retten, was noch zu retten ist. Schließlich ist sie der Preisstabilität verpflichtet und verfolgt als Ziel eine Teuerungsrate von nur 2% im Jahr. Die EZB wird daher am kommenden Donnerstag ihren Leitzins um 50 Basispunkte anziehen, so dass die Einlagefazilität dann bei 3% und der Hauptrefinanzierungssatz der Banken bei 3,5% liegen wird. Aufgrund des Inflationsdrucks werden weitere Leitzinsanhebungen folgen. Leitzinsen von 4% bis 5% sind im Laufe des Jahres durchaus zu erwarten.

Die Anleihenmärkte haben auf die Zeitenwende in Sachen Inflation, die natürlich auch teilweise dem Krieg in der Ukraine und steigenden Rohstoff- und Energiepreisen geschuldet ist, durchaus reagiert. Im Jahr 2022 mussten Investoren die Erfahrung machen, dass es auch bei Anleihen erster Bonität zu massiven Kursverlusten kommen kann. Ältere Semester, die 1994 oder auch den Fall der Mauer nebst dem Renditeanstieg 1989/1990 erlebt haben, wissen das, weil sie diese Erfahrung schon gemacht haben. Damals gab es übrigens in der Spitze Renditen von mehr als 9% für zehnjährige Bundesanleihen (Bunds). Dies nur einmal als Hintergrund für manche Analysten, die Renditen von 2,5% oder knapp 3% für zehnjährige Bunds als langfristig attraktiv einstufen. Aufgrund der Turbulenzen im amerikanischen Bankensektor ist die Rendite für zehnjährige Bunds aktuell wieder auf 2,45% gefallen. Damit können Bunds die hohe Teuerung nicht ausgleichen, der Realzins bewegt sich tief im negativen Bereich.

Besonders schwer geblutet haben übrigens im vergangenen Jahr diejenigen Investoren, die sehr lang laufende Anleihen im Depot hatten, wie eine 100-jährige NRW, eine hundertjährige Österreich oder eine 30-jährige Bund.

Die noch immer niedrigen Renditen für lange Bunds wiegen die hohen Risiken kaum auf. Die DWS schreibt in ihrem Marktausblick: „Das größte Problem für die Finanzmärkte ist, dass wir die Inflation als ziemlich hartnäckig ansehen, da weitere Zinserhöhungen bevorstehen.“ Das Fondshaus pro­gnostiziert einen Anstieg der Rendite zehnjähriger Bunds auf 2,90% binnen zwölf Monaten. „Die Zinsen bleiben wohl länger höher“, meint DJE Kapital und schreibt: „Die Renditen deutscher Bundesanleihen halten wir für deutlich zu niedrig.“ Hinzu kommt auch noch das Risiko, dass sich die Ampel-Koalition von einer soliden Haushaltspolitik verabschiedet.

Schließlich gibt es auch gute Alternativen zu langen Bunds. Zum Beispiel kurze. Wer auf Nummer sicher gehen will, der kann mit ein- oder zweijährigen Bundeswertpapieren aktuell Renditen von 3,2% sowie 3,0% vereinnahmen.

Darüber hinaus bieten bei zehnjährigen Laufzeiten Pfandbriefe mit rund 3,4% wesentlich höhere Renditen als Bunds, dies gilt übrigens auch bei kürzeren Laufzeiten. Deutlich höher als Bunds rentieren zudem bonitätsstarke Unternehmensanleihen im Investment Grade. Die Spreads sind hier wieder richtig attraktiv. Und auch eine zehnjährige Frankreich rentiert aktuell mit 3% deutlich höher als eine Bund.

Alles in allem sind lange Bundesanleihen derzeit nicht attraktiv. Und auch Bunds bergen mitunter erhebliche Kursrisiken.

      (Börsen-Zeitung,

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.