Für CEO Herbert Diess endet die Ausfahrt an der VW-Konzernspitze abrupt zum 1. September. Dann übernimmt Porsche-CEO Oliver Blume den Vorstandsvorsitz im Wolfsburger Mehrmarkenkonzern, wie Volkswagen am Freitagabend mitteilte. Obwohl die Kritik an Diess nie ganz verstummt ist, kommt die Trennung zum jetzigen Zeitpunkt überraschend. Es ist erst rund ein Jahr her, dass der Aufsichtsrat den Vertrag des 63-Jährigen um drei Jahre bis Oktober 2025 verlängert hat. Nun muss er abtreten, bevor sein alter Vertrag überhaupt abgelaufen wäre. Treibende Kraft hinter der Ablösung waren die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, verlautete aus deren Umfeld.

Blume galt schon früher als Favorit für die Nachfolge an der VW-Konzernspitze. Allerdings hieß es immer wieder, der gebürtige Braunschweiger wolle lieber weiter den Sportwagenbauer in Zuffenhausen führen, statt nach Wolfsburg in die VW-Zentrale umzusiedeln. Nun kann er – zumindest vorerst – eines tun, ohne das andere zu lassen. Denn der 54-Jährige ist künftig Porsche-Chef und Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns in Personalunion.

Aus dem Kreise der Eigentümerfamilien hieß es zwar, dies sei nicht ungewöhnlich, habe Diess in der Vergangenheit doch selbst sowohl die Marke Volkswagen als auch den Konzern geführt. Tatsächlich ist die Lage in diesem Fall aber eine andere. Seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender von Porsche soll Blume auch nach einem möglichen IPO ausüben, heißt es in der Mitteilung. Blume könnte damit demnächst zwei separat börsennotierte Autobauer leiten. Um die Doppelbelastung zu reduzieren, wird die Arbeit künftig wohl anders aufgeteilt. Finanzvorstand Arno Antlitz soll zusätzlich die Rolle eines COO im Konzernvorstand erhalten. Das ist eine ähnliche Konstruktion wie bei Porsche, wo Finanzvorstand Lutz Meschke zusätzlich stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist.

Während der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch Diess dafür lobte, „mit welchem Tempo und mit welcher Konsequenz er tiefgreifende Transformationsprozesse“ umgesetzt habe, lobten ihn die Familienvertreter Wolfgang Porsche und Hans Michel Piëch lediglich für die strategische Ausrichtung des Konzerns. Bei Blume, der seit Jahren ausdrückliches Vertrauen genieße, zeigten sie sich überzeugt, dass er die „erforderlichen Maßnahmen kraftvoll umsetzen wird“.