Autoindustrie

VW nimmt Porsche-IPO im Frühherbst ins Visier

VW nimmt trotz Ukraine-Krieg, Inflation und Rezessionsangst den Porsche-Börsengang für den Herbst ins Visier. Eine Absage sei nur bei einer sehr ernsten geopolitischen Lage vorstellbar, heißt es.

VW nimmt Porsche-IPO im Frühherbst ins Visier

ste Hamburg

Volkswagen will den seit Februar im Raum stehenden Teilbörsengang des Sportwagenbauers Porsche trotz Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation und Rezessionsangst im Frühherbst durchziehen. Porsche-Finanzchef Lutz Meschke erklärte nach der Zustimmung des VW-Aufsichtsrats zum Vorstandsbeschluss im Wolfsburger Mehrmarkenkonzern am späten Montagabend, eine Absage des Börsengangs sei nur bei einer sehr ernsten geopolitischen Lage vorstellbar. Das IPO wird von einigen Banken als „zu groß zum Scheitern“ bezeichnet.

Zwar wurden keine neuen Details bekannt, nachdem die Struktur der Börsenpläne für die Stuttgarter Marke vor gut einem halben Jahr bekannt geworden war. Angaben zur möglichen Bewertung von Porsche etwa, die in Finanzkreisen auf 60 bis 80 Mrd. Euro taxiert wird, blieben weiterhin aus. VW-Anleger nahmen den Entscheid für den Börsengang dennoch positiv auf. Nach Verlusten von 3,7% am Vortag legten VW-Vorzüge am Dienstag um 3,7% auf 148,82 Euro zu und waren damit zweitgrößter Tagesgewinner im Dax. Die Papiere der Porsche Automobil Holding SE, über die die Familie Porsche/Piëch die Stimmrechtsmehrheit bei VW hält, gaben hingegen nach einer Einbuße um 4,6% am Montag erneut um 0,2% auf 69,30 Euro nach.

Porsche-Vorstandschef Oliver Blume, seit Anfang des Monats in Personalunion auch auf dem Chefposten des VW-Konzerns, meinte, ein Porsche-IPO könne sich als Eisbrecher am Markt erweisen, der seit geraumer Zeit ausgetrocknet ist. Der Sportwagenbauer habe in den Krisen der vergangenen Jahre große Widerstandsfähigkeit bewiesen und hohe Margen erzielt. Das werde die Investoren überzeugen. VW-Finanzvorstand Arno Antlitz, seit 1. September zudem auch Chief Operating Officer des Konzerns, unterstrich, Porsche sei ein Unternehmen mit einem robusten, profitablen Geschäftsmodell. „Wir glauben, dass der Markt an solchen Assets auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt unverändert großes Interesse hat.“

Der Porsche-Börsengang wäre mit einem möglichen Emissionsvolumen von 7,5 bis 10 Mrd. Euro einer der größten der vergangenen Jahre in Europa. Investoren sollen wie bei VW stimmrechtlose Vorzugsaktien erhalten. Der bestimmende Einfluss bliebe bei VW – und der Familie Porsche/Piëch, die einen Anteil von 25% plus eine Aktie der stimmberechtigten Porsche-Stammaktien von VW erwerben will.

„Wir sehen in dem Design des Börsengangs einen Ansatz, von dem alle Stakeholder von Volkswagen stark profitieren“, sagte VW-Finanzchef Antlitz. Investorenkritik wegen monierter Interessenkonflikte infolge der Personalüberschneidungen bei VW, Porsche SE und Porsche AG trat er erneut entgegen. Ingo Speich, Corporate-Governance-Experte von Deka Investments, sagte im Interview, die mit dem Börsengang angestrebte stärkere Eigenständigkeit sei für Porsche sinnvoll. „Ob der Börsengang in dieser Form dazu beiträgt, ist fraglich, denn die personellen Verflechtungen mit dem VW Konzern bleiben weiter bestehen.“ Problematisch sei auch, dass die Verbindung zu Ankeraktionären von VW unausweichlich bleibe. „Eine echte Emanzipation von Porsche gegenüber VW sieht anders aus.“

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