Bitcoin

Zweifelhafter Aufschwung

Die aktuellen Kursaufschwünge bei Bitcoin wecken Hoffnungen auf eine nachhaltige Erholung. Doch das Investorenvertrauen in digitale Assets bleibt extrem angeschlagen.

Zweifelhafter Aufschwung

Bitcoin-Enthusiasten greifen im aktuellen Marktumfeld nach jedem Strohhalm. Dementsprechend wecken die jüngsten Kursaufschwünge der führenden Cyberdevise Hoffnungen auf eine Bodenbildung – oder sogar auf eine Rückkehr zu den glorreichen Zeiten des vergangenen Herbsts. Doch vom im November 2021 erreichten Rekordhoch bei fast 69000 Dollar ist Bitcoin noch immer über 66% entfernt. Und eine Aufbruchsstimmung wie zu Zeiten, als die lockere Geldpolitik noch für eine hohe Liquiditätszufuhr an den Märkten sorgte, die ersten Futures-basierten Bitcoin-ETFs in den USA starteten und zahlreiche institutionelle Investoren den Sprung ins Segment wagten, lässt sich derzeit längst nicht ausmachen.

In der aktuellen Situation liegt eher die Vermutung nahe, dass es sich bei den jüngsten Bitcoin-Avancen lediglich um eine Bärenmarktrally handelt, auf die weitere deutliche Rücksetzer folgen können. Denn viele der Argumente, die bullishe Investoren für eine nachhaltige Bitcoin-Erholung anführen, stehen auf wackligen Beinen. So machte im Segment zuletzt die Spekulation die Runde, die Federal Reserve könne im Rahmen ihrer geldpolitischen Straffung nun weniger aggressiv vorgehen und spekulative Assets damit stützen. Woher diese Hoffnung kommt, erschließt sich allerdings kaum, schließen doch selbst moderatere Stimmen innerhalb der Notenbank eine Zinserhöhung um 100 Basispunkte Ende Juli nicht mehr aus.

Auch das Narrativ, gemäß dem nach der jüngsten Insolvenzwelle unter Digital-Assets-Dienstleistern nun eine organisierte Restrukturierung ansteht, weiß kaum zu überzeugen. Schließlich haben die Schieflagen des Hedgefonds Three Arrows Capital, des Brokers Voyager und der Lending-Plattform Celsius Network gezeigt, wie eng die Geschicke der Vertreter des kleinen und illiquiden Kryptomarkts miteinander verwoben sind. Dass weitere Dominosteine fallen, ist nicht auszuschließen – doch bereits jetzt ist das Investorenvertrauen angeschlagen genug.

Unterdessen haben die Entwickler des Ethereum-Netzwerks durchblicken lassen, dass das lang erwartete Upgrade „The Merge“ im September anstehen könnte. In dessen Rahmen soll die Blockchain auf den effizienten Proof-of-Stake-Konsensmechanismus umgestellt und somit skalierbarer sowie nachhaltiger werden. Die Ankündigung stützt kurzfristig die Investorenstimmung im gesamten Segment. Dass Bitcoin davon aber langfristig profitiert, ist zweifelhaft – schließlich bleibt der Marktprimus im Gegensatz zu Ether auf den energieintensiven Proof-of-Work-Mechanismus festgelegt.

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