Autoindustrie

Anleger in Sorge vor Beschluss zu Porsche-IPO

Kurz vor der Entscheidung über einen Börsengang des Sportwagenbauers Porsche haben Anlegersorgen wegen der Energiekrise noch einmal das aktuelle schwierige Kapitalmarktumfeld verdeutlicht.

Anleger in Sorge vor Beschluss zu Porsche-IPO

ste Hamburg

Kurz vor der Entscheidung bei Volkswagen über den Börsengang der Sportwagenmarke Porsche AG haben Befürchtungen am Aktienmarkt im Zusammenhang mit der Energiekrise den Dax und auch die Kurse von Volkswagen und Porsche Automobil Holding SE belastet. Während die VW-Vorzüge am Montag um 3,7% auf 143,50 Euro nachgaben, büßten die Papiere der Porsche SE, über die die Eigentümerfamilie Porsche/Piëch die Stimmrechtsmehrheit bei VW hält, um 4,6% auf 69,44 Euro ein.

Die Gremien von VW und Porsche SE, die sich Verlautbarungen vom vorigen Sonnabend zufolge am Montag damit befassen sollten, ob Ende September oder Anfang Oktober 2022 ein Börsengang von bis zu 25% der Porsche-AG-Vorzugsaktien angestrebt und ein Erwerb von 25% und einer Aktie der Porsche-AG-Stammaktien durch die Porsche SE vereinbart wird, hatten bis Redaktionsschluss am Montag noch keine Beschlüsse bekannt gegeben. Laut den am 24. Februar veröffentlichten Kernpunkten für den Börsengang soll das Grundkapital der Porsche AG je zur Hälfte in Vorzugs- und Stammaktien aufgeteilt werden. Geplant war, dass die Porsche SE die Stammaktien zum Preis der Vorzugsaktien zuzüglich einer Prämie von 7,5% erwirbt.

In einem im VW-Intranet veröffentlichten Interview bezeichnete der mit der Vorbereitung eines Börsengangs befasste VW-Finanzvorstand Arno Antlitz die Platzierung der Porsche-AG-Aktien am Montag noch einmal als „zentrales Element“ für den Konzern, „weil uns die möglichen Erlöse mehr Flexibilität geben würden, die Transformation weiter zu beschleunigen“. Eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen.

Energiekrise, Inflation, Zinswende und erwartete Rezession haben den IPO-Markt in diesem Jahr austrocknen lassen. Am Kapitalmarkt war wiederholt eine mögliche Bewertung des Sportwagenbauers von 60 Mrd. bis 85 Mrd. Euro kolportiert worden. Allerdings wurde der obere Rand der Spanne zuletzt als zu hoch angesehen, die Bewertungen von Luxusautoherstellern wie Aston Martin und Ferrari schrumpften in diesem Jahr bislang deutlich.

In dem Interview verwies CFO Antlitz auf „ein sehr robustes Halbjahresergebnis“ des VW-Konzerns und bekräftigte für 2022 die Erwartung einer operativen Rendite am oberen Rand des Korridors von 7,0 bis 8,5%. Man habe in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich daran gearbeitet, VW robuster zu machen und weniger abhängig von der Kapazitätsauslastung der Werke zu sein. Darauf, diese Position weiter auszubauen, werde auch ein Augenmerk in seiner zusätzlichen Rolle als Chief Operating Officer liegen, sagte Antlitz, der diese Rolle nach dem Wechsel an der Vorstandsspitze von Herbert Diess zu Oliver Blume am 1. September übernommen hat. „Wir wollen uns aus einer Position der Stärke heraus transformieren. Dazu müssen wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wirklich wichtig sind.“

Die robuste Verfassung sieht Antlitz im aktuellen Aktienkurs von VW nicht wiedergegeben. Die Produkte des Konzerns seien gefragt, selbst in schwierigen Zeiten erwirtschafte man insgesamt sehr solide Ergebnisse. „Mein Anspruch ist, dass diese Teamleistung auch vom Kapitalmarkt noch besser erkannt und gewürdigt wird.“ Die Strategie sei am Kapitalmarkt sehr gut aufgenommen und verstanden worden, zur Ausrichtung auf Produkte, Markengruppen und Plattformen gebe es ein „sehr positives Feedback“. Mit Blick auf Investorengespräche über den Hochlauf der E-Fahrzeuge, die Software-Strategie, die Position in China und den USA sowie über Kosten und Versorgungslage fügte er hinzu, wenn der Konzern „auf diesen Dimensionen unserer Strategie liefern“ könne, werde sich das „auch entsprechend im Aktienkurs widerspiegeln“. Der Fokus in den nächsten Monaten müsse auf der Umsetzung liegen.

Der Konzern strebt in diesem Jahr unter anderem einen Elektro-Anteil von 7 bis 8% an den gesamten Auslieferungen an. Gerade in den USA sieht VW durch die Elektrifizierung eine einmalige Chance, auf einen relevanten Marktanteil im hinter China zweitgrößten Automarkt der Welt zu kommen und zu wachsen.

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