Wasserstofftechnologie

Bund mobilisiert Milliarden für Wasserstoff

Die Bundesregierung steckt 8 Mrd. Euro in 62 Projekte rund um die Wasserstofftechnologie. Insgesamt sollen 33 Mrd. Euro für die Zukunftstechnologie mobilisiert werden. Damit soll der Grundstein für eine europäische Wasserstoffwirtschaft gelegt werden.

Bund mobilisiert Milliarden für Wasserstoff

sp Berlin

Die Bundesregierung fördert 62 Großprojekte rund um die Wasserstofftechnologie mit 8 Mrd. Euro und will damit private Investitionen mit einem Volumen von 20 Mrd. Euro auslösen. Insgesamt sollen mit dem Förderprogramm 33 Mrd. Euro für den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft mobilisiert werden, wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Freitag mitteilte. „Ich kenne derzeit kein anderes Land, das den Hochlauf von grünem Wasserstoff so vorantreibt“, sagte der Minister. Das Förderprogramm solle den Grundstein zu einer „europäischen grünen Wasserstoffwirtschaft“ legen. Eine Prüfung der EU, ob die Projekte wettbewerbskonform sind, steht noch aus. Die Bundesregierung will durch den Einsatz von Wasserstoff etwa in der Stahl- und der Chemieindustrie den CO2-Aus­stoß verringern und so ihre Klimaschutzziele erreichen. Das Klimaschutzgesetz sieht vor, dass Deutschland bis 2045 klimaneu­tral ist.

Nach Einschätzung von Marktbeobachtern erfordert der Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft bis 2030 Investitionen in der Größenordnung von 430 Mrd. Euro. Dafür dürften Subventionen in Höhe von bis zu 145 Mrd. Euro erforderlich sein. Der Informationsdienst Bloomberg New Energy Finance sieht bis 2050 einen globalen Investitionsbedarf von bis zu 11 Bill. Dollar, um die 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele mit Hilfe des Einsatzes von Wasserstoff erreichen zu können.

Stahlproduzenten sind dabei

Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr 9 Mrd. Euro für die Förderung der Wasserstofftechnologie in ihr Konjunkturprogramm zur Überwindung der Coronakrise eingestellt. 230 Projektskizzen wurden nach einem Förderaufruf vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesverkehrsministerium eingereicht, wie Altmaier gestern erklärte. Mit ArcelorMittal, Stahl Holding Saar, Salzgitter Stahl und Thyssenkrupp Steel hätten auch alle in Deutschland tätigen Stahlerzeuger eigene Vorhaben eingereicht. Im Mobilitätssektor wurde unter anderem die Entwicklung und Herstellung von Brennstoffzellen-Systemen als Förderprojekt eingereicht.

Ausgewählt wurden jetzt 50 Projekte aus dem Bereich des Wirtschaftsministeriums und zwölf Projekte, die sich im Verkehrsministerium beworben hatten. Zu den Auswahlkriterien zählten laut Altmaier, dass die Projekte die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoffwirtschaft abbilden, einen hohen Innovationsanteil aufweisen, von besonderer industriepolitischer Bedeutung sind und CO2-Emissionen einsparen.

Der Zuschussbedarf liege bei einigen Projekten etwa aus der Stahlindustrie oberhalb von 1 Mrd. Euro, in der Regel aber bei einem zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag, sagte der Wirtschaftsminister. Konkrete Summen für einzelne Vorhaben nannte Altmaier nicht, bezifferte ein Projekt von Thyssenkrupp in Duisburg aber mit einem „sehr hohen dreistelligen Millionenbetrag“.

Die Stahlindustrie gehört neben der Chemieindustrie und den Energieriesen zu den Branchen mit dem höchsten CO2-Ausstoß. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl begrüßte die geplante Förderung. „Mit dem Einsatz pro Tonne klimaneutralem Wasserstoff lassen sich in der Stahlproduktion 26 Tonnen CO2 einsparen. Im Vergleich mit anderen Branchen hat die Stahlindustrie damit die größte Klimaschutzwirkung“, betonte Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff.