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Google macht Tempo bei KI

Die Alphabet-Tochter riskiert bei der Ausstattung ihrer Suchmaschine Google mit künstlicher Intelligenz zwar mehr als der kleine Konkurrent Bing. Dennoch macht CEO Sundar Pichai klar, dass man sich in der Sache keinesfalls abhängen lassen will.

Google macht Tempo bei KI

Nach einem herben Gewinnrückgang im vierten Quartal bemüht sich Alphabet-Chef Sundar Pichai darum, Anlegern und Mitarbeitern ihre Sorgen um eine mögliche Bedrohung für das eigene Suchmaschinengeschäft durch Microsofts KI-Chatbot ChatGPT zu nehmen.

„Unsere langfristigen Investitionen in die vertiefte Informatik bringen uns in eine extrem gute Position, da künstliche Intelligenz einen Wendepunkt erreicht“, sagte der CEO anlässlich der Zahlenbekanntgabe der Google-Mutter. „Ich bin begeistert über die KI-getriebenen Sprünge, die wir in der Internetsuche und darüber hinaus enthüllen werden.“

Als Antwort auf das jüngste Vorpreschen des Erzrivalen Microsoft in Sachen KI − der Softwarekonzern wollte zuletzt 10 Mrd. Dollar in die US-Forschungsfirma OpenAI stecken, die hinter ChatGPT steht, und das Sprachmodell in seine Suchmaschine Bing und in sein Office-Paket integrieren − soll das Google-eigene KI-Sprachmodell Lamda nun in den kommenden Wochen und Monaten für Google-Nutzer verfügbar gemacht werden, wie Pichai sagte.

Der Konzern treibt seine KI-Forschungen seit Jahren intensiv voran. Vor einer breiten Einführung schreckte er jedoch bislang wegen der bestehenden Schwächen bei den Sprachmodellen, die zum Teil auch falsche Antworten geben, zurück. Der langjährige Chef der KI-Sparte, Jeff Dean, warnte im Dezember auf einer Mitarbeiterkonferenz vor einem entsprechenden Reputationsrisiko für den Konzern. Denn immerhin wird Google täglich von mehreren Milliarden Nutzern aufgerufen.

Der Anbieter kam zuletzt auf einen Anteil im Desktop-Suchmaschinenmarkt von 84 %. Bei Bing waren es 9 %. Nicht zuletzt machte das Anzeigengeschäft rund um die Google-Suche im vierten Quartal noch mehr als die Hälfte vom Gesamtumsatz aus.

Auf der anderen Seite sorgte ChatGPT nach seinem Start für einen dermaßen großen Hype, dass die Software laut einer UBS-Studie mittlerweile als „die an schnellsten wachsende Verbraucheranwendung der Geschichte“ gilt. Nur zwei Monate nach dem Launch zählte sie 100 Millionen monatlich aktive Nutzer. „In den 20 Jahren, in denen wir nun schon das Internet verfolgen, können wir uns nicht an einen schnelleren Aufstieg einer Verbraucher-App erinnern“, hieß es in der Studie.

Bei Google hatte der Chatbot somit einen „Code Red“, also einen „Roten Alarm“ ausgelöst, der die KI-Ambitionen des Konzerns beschleunigen sollte. Nun sei in diesem Jahr der Start von 20 neuen Produkten geplant, wie US-Medien berichteten. Unter anderem werde laut „CNBC“ derzeit ein Google-eigener KI-Chatbot namens „Apprentice Bard“ getestet, der − anders als ChatGPT − auch aktuelle Informationen verarbeiten kann.

An der Börse konnte Alphabet mit ihren Zahlen aus dem vierten Quartal nicht überzeugen. Die Aktie gab am Freitag zeitweise um mehr als 4 % nach. „Zum zweiten Mal in Folge hat Google die Analystenerwartungen an ein Quartal verfehlt und nur einen Umsatzsprung von 1 % im Vorjahresvergleich geschafft“, schrieb Insider-Intelligence-Analystin Evelyn Mitchell. Der Gewinn verringerte sich gleichzeitig um mehr als ein Drittel.

„Solche Ergebnisse von einem Konzern, der so groß und einflussreich ist wie Google, verheißen nichts Gutes für die restliche digitale Werbeindustrie“, so die Analystin.

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