Containerschifffahrt

Hapag-Lloyd erwartet weiteres Spitzenjahr

Nach der Verzehnfachung des Konzerngewinns 2021 infolge hoher Transportnachfrage bei gestörten Lieferketten stellt die Containerreederei Hapag-Lloyd weitere Ergebniszuwächse in Aussicht.

Hapag-Lloyd erwartet weiteres Spitzenjahr

ste Hamburg

Nach dem Gewinnsprung im zweiten Coronakrisenjahr rechnet Hapag-Lloyd auch für das erste Halbjahr 2022 mit einem sehr starken Ergebnis, gefolgt von einer beginnenden „Normalisierung“ im zweiten Halbjahr. Die aktuelle Einschätzung bei Deutschlands größter Containerreederei basiert auf der Annahme einer dann einsetzenden Erholung der Lieferketten.

Auf Gesamtjahressicht sei von operativen Ergebnissen vor (Ebitda) und nach Abschreibungen (Ebit) in Bandbreiten zwischen 10,7 und 12,4 Mrd. Euro bzw. zwischen 8,9 und 10,7 Mrd. Euro auszugehen. Damit würde das Hamburger Unternehmen an das 2021 auf 10,9 Mrd. Euro vervierfachte Ebitda sowie an das auf 9,4 Mrd. Euro mehr als versiebenfachte Ebit anschließen. Hapag-Lloyd fügte allerdings auch hinzu, die Prognose sei in Anbetracht der andauernden Corona-Pandemie sowie des Kriegs in der Ukraine mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.

Das Geschäftsjahr 2022 habe erfolgreich begonnen, aber in den gestörten Lieferketten gebe es noch keine wesentliche Entspannung, erklärte Rolf Habben Jansen, Vorstandschef der weltweit fünftgrößten Containerreederei, in der virtuellen Bilanzpressekonferenz. Hinzu komme der von Russland ausgelöste Ukraine-Krieg. Die Reederei, deren Aktivitäten in Russland und der Ukraine den Angaben zufolge weniger als 2% des Gesamtgeschäfts ausmachen, hat ihre Buchungen für Transporte von und nach Russland gestoppt. Sie geht davon aus, dass der Krieg in der Ukraine und die internationalen Sanktionen gegen Russland für wenig zusätzliche Störungen im globalen Logistikgeschäft sorgen werden. Größte Herausforderung seien derzeit die Container, die bereits unterwegs sind. „Nun müssen wir Orte finden, wo sie gelagert werden können“, so Habben Jansen, dessen Vertrag der Aufsichtsrat ebenso wie den Kontrakt von Finanzchef Mark Frese nun vorzeitig bis Ende März 2027 bzw. bis Ende November 2027 verlängerte. Zugleich verwies der Vorstandschef auf das Risiko einer sich weniger gut entwickelnden Nachfrage sowie auf Sorgen im Zusammenhang mit stark steigenden Kosten. Treibstoffpreise hätten sich kurzfristig auf 1000 Dollar/Tonne verdoppelt. Bei benötigten 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr könne diese Verdopplung Mehrkosten von 2 bis 2,5 Mrd. Dollar bedeuten.

Die Ergebniserwartung für 2022 basiert aktuell vor allem auf der Annahme einer sich im Vorjahresvergleich (11,9 Millionen Standardcontainer, TEU) leicht erhöhenden Transportmenge sowie eines moderaten weiteren Anstiegs der durchschnittlichen Frachtrate. Diese hatte 2021 vor allem infolge einer coronabedingt anhaltend starken Nachfrage nach Containertransporten aus Asien und einer gleichzeitig knappen Transportkapazität um fast 80% auf 2003 Dollar/TEU zugelegt. Beim im vorigen Jahr um gut ein Viertel auf 475 Dollar/Tonne gestiegenen durchschnittlichen Bunkerverbrauchspreis gehen die Hamburger 2022 von einer deutlichen Zunahme aus.

Anfang Februar hatte Hapag-Lloyd auf vorläufiger Basis bereits über Eckzahlen des Jahres 2021 wie auch den auf 22,3 (12,8) Mrd. Euro gestiegenen Umsatz sowie das auf knapp 9,1 Mrd. Euro fast verzehnfachte Konzernergebnis berichtet. Dass die Aktionäre, darunter der Logistikunternehmer Kühne und die ebenfalls mit rund 30% beteiligte CSAV aus Chile, eine auf 35 Euro je Aktie verzehnfachte Dividende erhalten sollen, wurde am 25. Februar kommuniziert. Der Vorschlag, der einer Gesamtausschüttung von 6,2 (0,6) Mrd. Euro entspricht, bedeutet bezogen auf den Konzerngewinn eine Ausschüttungsquote von rund 68 (66)%. Eine Änderung der Dividendenpolitik gebe es nicht, so Finanzchef Frese. Die Hapag-Lloyd-Aktie gab am Donnerstag um 4% auf 250 Euro nach.

Der starke Mittelzufluss führte 2021 auch dazu, dass die Nettoverschuldung vollständig abgebaut wurde und die Reederei per Ende des Jahres eine Nettoliquidität von 2,2 Mrd. Euro erreichte. Habben Jansen verwies auf Investitionen in zusätzliche Container- und Schiffskapazitäten. Am Tag der Bilanzvorlage gab Hapag-Lloyd weiter bekannt, das Container-Liniengeschäft der Reederei Deutsche Afrika-Linien (DAL) zu übernehmen.

Der Afrika-Experte mit Hauptsitz in Hamburg verkehrt mit vier Liniendiensten zwischen Europa, Südafrika und dem Indischen Ozean. Afrika, wo die Kaufkraft schneller zunehme als anderswo, sei ein wichtiger strategischer Wachstumsmarkt, unterstrich der seit 2014 amtierende Vorstandschef. DAL sei vor allem für das Serviceangebot von und nach Südafrika eine wertvolle Ergänzung. Erst im vorigen Jahr hatte Hapag-Lloyd die auf Afrika spezialisierte niederländische Containerreederei Nile Dutch übernommen. Zu finanziellen Details der neuen Akquisition wurden keine Angaben gemacht.

Hapag-Lloyd
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz22 27412 772
Ebitda10 8532 700
Ebit9 3901 315
Konzernergebnis9 085935
Ergebnis je Aktie (Euro)51,635,27
Divid. je Aktie (Euro)353,50
Operativer Cashflow10 4102 898
Freier Cashflow9 1782 420
Liquiditätsreserve8 2401 158
Nettoliquidität/Nettoverschuldung (–)2 226– 4 455
Eigenkapitalquote (%)60,544,3
Roic (%) *70,010,6
Beschäftigtenzahl14 10613 117
*) Rendite auf das investierte KapitalBörsen-Zeitung
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