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Walgreens bleibt auf Boots sitzen

Walgreens Boots Alliance ist es nicht gelungen, einen Käufer für Boots zu finden. Interesse hatten vor allem Finanzinvestoren gezeigt. Doch waren offenbar keine Finanzierungen aufzutreiben.

Walgreens bleibt auf Boots sitzen

hip London

Walgreens Boots Alliance ist auf der britischen Drogeriemarkt- und Apothekenkette Boots sitzengeblieben. Sky News zufolge gab es lediglich ein verbindliches Angebot. So hatte sich der US-Einzelhändler den Verkaufsprozess für das Geschäft, das er sich 2014 für 9 Mrd. Pfund einverleibt hatte, nicht vorgestellt, als er Ende vergangenen Jahres Goldman Sachs mit der Käufersuche beauftragte. Seitdem wurden diverse Private-Equity-Gesellschaften als mögliche Abnehmer gehandelt. Aber auch die Supermarktketten J Sainsbury und Tesco galten als mögliche Abnehmer.

Als möglicher Wert der Sparte, die über mehr als 2 000 Niederlassungen verfügt und mit um die 50 000 Mitarbeitern bereits zu den größten Arbeitgebern in Großbritannien gehört, wurden 5 Mrd. bis 7 Mrd. Pfund genannt. Mukesh Ambani (Reliance Industries), einer der reichsten Männer Indiens, und der Finanzinvestor Apollo Global Management haben angeblich 5 Mrd. Pfund geboten. Die Private-Equity-Gesellschaften CVC Capital Partners und Bain Capital wollten dagegen nur 4 Mrd. Pfund zahlen und verabschiedeten sich deshalb schon früher aus dem Verkaufsprozess. Auch das Interesse der Issa-Brüder aus Blackburn, denen bereits die ehemalige Walmart-Tochter Asda gehört und die vom Finanzinvestor TDR Capital unterstützt werden, ließ offenbar stark nach.

„Jenseits unserer Kontrolle“

„Seit dem Start des Prozesses haben die weltweiten Finanzmärkte unerwartete und dramatische Veränderungen durchlitten“, teilte das US-Unternehmen­ mit. „Als Resultat der Marktinstabilität, die sich schwerwiegend auf die Verfügbarkeit von Finanzierungen ausgewirkt hat, war kein Dritter in der Lage, ein Angebot abzugeben, das den hohen potenziellen Wert von Boots und No7 Beauty Company angemessen widerspiegelt.“ Deshalb habe man entschieden, dass es im besten Interesse der Aktionäre sei, sich auf das weitere Wachstum und die Rentabilität der beiden Geschäfte zu konzentrieren. „Das Ergebnis spiegelt sich schnell verändernde und schwierige Finanzmarktbedingungen wider, die jenseits unserer Kontrolle liegen“, sagte Walgreens-CEO Rosalind Brewer. Der Board sei „weiterhin offen für alle Möglichkeiten“ zur Maximierung des Shareholder Value. Eine Option, die anfangs ebenfalls angedacht wurde, rückt damit wieder etwas nach vorn: ein separates Listing von Boots.

Als John Boot das britische Unternehmen 1849 gründete, bewarb er Heilkräuter als kostengünstige Alternative zur herkömmlichen Medizin. Schon 1920 verkaufte er seine Firma in die Vereinigten Staaten. 2006 schloss sich Boots mit Alliance Unichem zusammen. Ein Jahr später wurde das fusionierte Unternehmen vom Finanzinvestor KKR erworben. Walgreens griff 2014 zu. Ihr nächster Deal, die angestrebte Übernahme des Rivalen Rite Aid, platzte. Mittlerweile sind bei dem US-Einzelhändler Desinvestitionen angesagt. Zuletzt verkaufte Walgreens ihr Healthcare-Geschäft für 6,5 Mrd. Dollar an AmerisourceBergen.

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