Modekonzern

Hugo Boss schraubt Prognose hoch

In Europa und den USA kann seit einiger Zeit wieder ohne Einschränkungen geshoppt werden. Das hilft dem Modekonzern Hugo Boss nicht nur bei der Krisenbewältigung, sondern auch bei der Verfolgung seiner ambitionierten Mittelfristziele.

Hugo Boss schraubt Prognose hoch

kro Frankfurt

− Der Modekonzern Hugo Boss hat im dritten Quartal deutlich besser abgeschnitten als von Analysten erwartet und die Coronakrise somit offiziell hinter sich gelassen. Umsatz und Ergebnis seien im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau erstmalig wieder gestiegen, teilte das MDax-Unternehmen mit. Das habe vor allem an einer starken Entwicklung der Geschäfte in Europa und Amerika gelegen, während in der Region Asien/Pazifik weiterhin pandemiebedingte Einschränkungen auf die Verbraucherstimmung ge­drückt hätten. In vielen wichtigen Märkten sei es dort vorübergehend zu Ladenschließungen gekommen, wodurch der Konzern in der Region noch deutlich von seinem Vorkrisenniveau entfernt ist.

Insgesamt legten die währungsbereinigten Erlöse auf vorläufiger Basis im Vergleich zum Vorjahr aber um 40 % auf 755 Mill. Euro zu. Das waren dann auch 7% mehr als im Jahr 2019. Analysten hatten im Schnitt gerade mal 706 Mill. Euro auf dem Zettel. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) übertraf Hugo Boss ihren Wert von 2019 mit 85 Mill. Euro um 3 %. Hier lagen die Schätzungen bei 67 Mill. Euro. Mit dem operativen Ergebnis war Hugo Boss nun fast wieder genauso profitabel wie vor der Krise. Bis 2025 strebt der seit Juni amtierende Vorstandschef Daniel Grieder eine Ebit-Marge von etwa 12 % an, wobei der Konzern in der zurückliegenden Dekade auch schon mal auf knapp 19% gekommen war.

In den nächsten Jahren soll allerdings viel Geld in die Hand genommen werden, um das Wachstum anzukurbeln. Allein in die Erneuerung der Hugo-Boss-Shops soll eine halbe Milliarde Euro fließen, zudem sind 100 Mill. für Marketing und 150 Mill. Euro für die Digitalisierung vorgesehen, von der sich das Management besonders viel erhofft. Gleichzeitig will Grieder, zuvor Chef beim Wettbewerber Tommy Hilfiger, die Marken Hugo und Boss moderner werden lassen und damit mehr junge Leute ansprechen. Der Erlös soll 2025 dann bei 4 Mrd. Euro liegen − ein sehr ambitioniertes Ziel, findet LBBW-Analyst Thomas Hofmann.

Für das laufende Jahr stellt Hugo Boss nun ein währungsbereinigtes Umsatzplus von rund 40% im Vergleich zu 2020 in Aussicht, was etwa 2,7 Mrd. Euro entsprechen würde. Zuvor war das Management von einem Zuwachs von 30 bis 35% ausgegangen. Das Ebit soll zudem nun bei 175 bis 200 Mill. Euro liegen. Hier waren zuletzt noch 125 bis 175 Mill. Euro angepeilt. An der Börse zeigten sich die Anleger erfreut − die Aktie legte in der Spitze um gut 4% auf knapp 55 Euro zu. Analysten von J.P. Morgan, Morgan Stanley, Goldman Sachs und LBBW erhöhten ihre Kursziele auf bis zu 68 Euro. J.P.-Morgan-Expertin Grace Smalley schrieb, die neue Unternehmensprognose sei konservativ und berücksichtige bereits eine leichte Verlangsamung des Geschäftstrends sowie die steigenden Investitionen. Laut Hofmann von der LBBW könnten zudem neu aufkommende Übernahmefantasien den Kurs weiter treiben. Die vollständigen Quartalszahlen will Hugo Boss am 4. November veröffentlichen.

Wertberichtigt Seite 6