Industrie

Maschinen­exporte legen nur dank Inflation zu

Die Ausfuhren der stark mittelständisch geprägten Branche haben sich 2022 nur aufgrund von Preiseffekten erhöht. Auf realer Basis kam es dagegen zu einem leichten Rückgang. Der Branchenverband VDMA ist dennoch zufrieden − und sieht positive Signale für das laufende Jahr.

Maschinen­exporte legen nur dank Inflation zu

kro Frankfurt

Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer haben im vergangenen Jahr wegen der Inflation einen höheren Exportwert als im Vorjahr erreicht. Die Ausfuhren stiegen laut vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes nominal um 6,1 % auf 192,4 Mrd. Euro − ein Rekordwert, wie der Branchenverband VDMA erklärte. 2021 belief sich der Gesamtwert noch auf gut 179 Mrd. Euro. Preisbereinigt gingen die Exporte zuletzt allerdings um 1,3 % zurück. 2021 war es in der realen Betrachtung noch zu einem deutlichen Plus von 8 % gekommen. „Zwar schönen Preiseffekte die Jahresbilanz“, räumte Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Verbands ein. „Doch auch real kann sich das Ergebnis sehen lassen. Der von vielen gefürchtete starke Rückgang ist 2022 ausgeblieben.“

Eine besondere Dynamik habe es vor allem im vierten Quartal gegeben, in dem die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahr um mehr als 9 % zulegten. Laut Wiechers sei dies unter anderem ein Beleg für gesunkene Frachtraten und Besserungen in den Abläufen der globalen Lieferketten. „Zudem sind die Exporterwartungen der Maschinen- und Anlagenbauer zuletzt gestiegen − ein gutes Omen für den Start in das noch neue Jahr 2023“, so der Ökonom.

Weniger Exporte nach China

Die wirtschaftlichen Probleme in der Volksrepublik China, die im Zusammenhang mit der Zero-Covid-Politik stehen, schlagen sich sichtlich in den Exportzahlen der hiesigen Maschinenbauer nieder. Die Ausfuhren sanken nominal um gut 2 %, womit der Exportanteil der Volksrepublik zum ersten Mal seit dem Jahr 2016 wieder bei unter 10 % lag. „Die Industrie in China verlor ab dem zweiten Quartal 2022 deutlich an Wachstumsdynamik“, erklärte Wiechers. „In der Folge verfehlten nicht nur die deutschen Maschinenexporte nach China das 2021er-Ergebnis. Auch der Umsatz der chinesischen Maschinenbauindustrie selbst blieb unter dem Vorjahresniveau.“ Insgesamt war das Bruttoinlandsprodukt Chinas im vergangenen Jahr gerade mal um 3 % gewachsen − eine im historischen Vergleich extrem schwache Entwicklung. Auf dem Volkskongress im März 2022 hatte die chinesische Regierung noch ein Wachstumsziel von 5,5 % ausgegeben. Zu dem Zeitpunkt war allerdings schon absehbar, dass die restriktive Corona-Politik zu massiven wirtschaftlichen Behinderungen führen würde.

USA bleiben Hauptabnehmer

In den USA blieb die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen aus Deutschland im vergangenen Jahr hingegen robust. Der Exportwert stieg nominal um 20 % auf fast 25 Mrd. Euro. Der Anteil der USA an den deutschen Exporten lag damit bei knapp 13 %. Der schwache Euro habe die preisliche Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt noch gestärkt, bemerkte Wiechers.

Aus Sicht des VDMA birgt der viel diskutierte Inflation Reduction Act der USA für den deutschen Maschinenbau sowohl Risiken als auch Chancen. Das Investitionspaket, das die US-Industrie mit einem Gesamtvolumen von rund 433 Mrd. Dollar vornehmlich bei der Umstellung auf eine klimafreundliche Produktion unterstützen soll, beziehe sich entsprechend auf Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, wie Windenergie oder Wasserstoff, wie der Verband Ende Dezember erklärte. Andere wichtige Branchen im Maschinenbau, etwa Verpackungsmaschinen, Baumaschinen, Landtechnik oder Robotik, seien allenfalls indirekt betroffen und könnten von den erhöhten amerikanischen Investitionen sogar profitieren, hieß es. Als Antwort auf das Subventionspaket der USA hatte die EU-Kommission Anfang Februar den „Green Deal Industrial Plan“ vorgestellt, der vor allem vereinfachte Staatsbeihilfen vorsieht.

Innerhalb der EU verzeichneten die deutschen Maschinenbauer vor allem in Italien wieder einen deutlichen Exportzuwachs. Die Ausfuhren gingen hier um 9 % auf 9,6 Mrd. Euro nach oben − 2021 belief sich das Plus sogar auf fast 23 %. Unter den 20 wichtigsten Absatzländern weltweit stach zudem erneut Indien mit dem kräftigsten Wachstum von mehr als 28 % hervor. Angesichts der weiter wachsenden Bevölkerung und des zunehmenden Wohlstands in dem Land macht sich die hiesige Branche dort zunehmend Hoffnungen auf mehr Absatzpotenzial. Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine haben sich die Exporte nach Russland hingegen fast halbiert.

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