Tesla kommt in harter neuer Realität an
Tesla muss sich mit unangenehmer neuer Realität auseinandersetzen
Trumps Anti-Nachhaltigkeitspolitik verstärkt Probleme bei Musks E-Autobauer – Erfolgsdruck bei heiß erwartetem Modell für den Massenmarkt
xaw New York
Die Ära von Tesla als Dominator der US-Autobranche geht dem Ende entgegen. Denn der von Elon Musk gesteuerte Elektro-Vorreiter leidet nicht nur an einer schleppenden Nachfrage amerikanischer Fahrer nach Stromern, die sich im abgelaufenen Quartal in einem Absatzrückgang um 13% ausgedrückt hat. Ihn wirft auch die Anti-Nachhaltigkeitspolitik der US-Regierung aus der Bahn. Denn Präsident Donald Trump sorgt dafür, dass Tesla Erlöse aus dem Verkauf regulatorischer CO2-Gutschriften und Kaufanreize durch Steuervorteile für Fahrer von E-Autos verlustig gehen.
Profitabilität unter Druck
Noch in den vergangenen Quartalen verhinderten Emissionsgutschriften aus Klimaprogrammen der Regierung von US-Präsident Joe Biden schlimmere Abstürze der Profitabilität. Allein im vergangenen Jahr spielte der E-Autobauer über den Verkauf von Carbon Credits an Unternehmen mit negativerem Kohlendioxid-Fußabdruck nahezu 2,8 Mrd. Dollar ein. Die Erlöse kann Tesla dabei bisher direkt in Gewinne ummünzen – sie werden somit zur wichtigen Stütze für die Umsatzrentabilität des E-Autobauers.
Die im Sektor einst neidvoll beäugte operative Marge des Musk-Unternehmens lag vor drei Jahren noch bei 19,2%. Infolge der schwachen Elektro-Akzeptanz amerikanischer Autofahrer und der aggressiven Rabattstrategie, über die der CEO die Nachfrage anzuheizen versucht, brach sie zwischenzeitlich auf 2,1% ein – und hat sich im abgelaufenen Quartal auf gerade einmal 4,1% erholt. Damit ist Tesla inzwischen sogar hinter Hersteller wie General Motors zurückgefallen, die über weniger moderne und effiziente Produktionsplattformen verfügen, deutlich mehr im Ausland fertigen und infolge von Trumps Zollpolitik daher mit höheren Kostenbelastungen zu kämpfen haben.
Anreize gestrichen
Denn die profitstützenden Erlöse von Tesla aus dem Verkauf CO2-Gutschriften sind im zweiten Viertel 2025 zum Vorjahr bereits um über 50% auf 439 Mill. Dollar abgesackt. Schließlich hat Trump, der sich vom Musk-Verbündeten zum Feind gewandelt hat, mit seiner „Big, Beautiful Bill“ Anreize zum Kauf der Carbon Credits eliminiert. So verhängt Washington keine Strafen für den Verstoß gegen Emissionsauflagen mehr. Die Investmentbank William Blair rechnet damit, dass die Einnahmen von Tesla aus dem Verkauf der Gutschriften bis ins nächste Jahr um 75% einbrechen und 2027 versiegen werden.

Musk spricht davon, dass Tesla sich „in einer Übergangsphase, in der wir in den USA viele Anreize verlieren werden“, befinde – es sei mit einigen „rauen Quartalen“ zu rechnen. Dies trifft umso mehr zu, als Washington Steuerentlastungen beim Kauf von Elektroautos, die aus dem Inflation Reduction Act der Biden-Regierung stammen, am 30. September auslaufen lässt. Tesla-Finanzchef Vaibhav Taneja fordert Autokäufer deshalb dazu auf, noch vor diesem Datum zuzuschlagen und sich Gutschriften von bis zu 7.500 Dollar zu sichern. Den Absatz würde dies aber nur vorübergehend stützen, wie der CFO in einer Analystenschalte zum zweiten Quartal einräumen musste.
Neuer Pessimismus für die Aktie
Die Aktie hat zwischen Jahresbeginn und Donnerstag vor Eröffnung in New York 20% ihres Werts verloren. Mit Blick darauf, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Schätzungen für die nächsten zwölf Monate noch bei über 170 liegt, sehen Analysten beträchtliches Rückschlagspotenzial. Noch raten 24 Investmenthäuser, die Tesla regelmäßig beobachten, zum Kauf der Aktie. Dagegen votieren 20 auf „Halten“, zehn empfehlen inzwischen, den Titel aus dem Portfolio zu schmeißen – davon zwei mit besonderem Nachdruck. Das vom Datendienst Refinitiv erfasste durchschnittliche Kursziel lag bei New Yorker Handelsschluss am 23. Juli bei 303,36 Dollar. Die Aktie notierte da noch bei über 332 Dollar, im Donnerstagshandel brach sie um 8,2% auf 305,30 Dollar ein. Im frühen Freitagsgeschäft erholte sich der Aktienkurs leicht auf 307,09 Dollar.
Die Streichung regulatorischer und steuerlicher Credits ist nicht nur eine direkte Belastung, sondern steht laut Analysten auch für ein größeres Problem: Die Trump-Regierung sei fossilen Brenn- und Treibstoffen gewogen und werde damit grundsätzlich nicht in moderne Antriebstechnologien und den Ausbau verbundener Infrastruktur investieren. Gerade das Vertrauen in letztere geht Amerikanern allerdings vollkommen ab. Dies hemmt zusätzlich die Nachfrage nach Elektroautos, bei denen die Anschaffungskosten durchschnittlich deutlich höher ausfallen als bei Verbrennern.
Kritik an Produktpalette
Als umso entscheidender gilt nun, dass Tesla mit einem neuen Modell für den Massenmarkt durchstartet. Im Rahmen der Zahlenvorlage am Mittwoch kündigte der E-Autobauer an, mit diesem noch in der zweiten Jahreshälfte in Serienfertigung zu gehen. Aktionäre kritisieren die Produktpalette trotz des Starts des Cybertruck 2023 und der Lancierung einer neuen Variante des SUV Model Y als veraltet, eine neue Einstiegsvariante soll den Absatz anschieben. Allerdings merken Analysten an, dass Musk sich schon häufiger als Ankündigungsminister erwiesen habe – in Aussicht gestellte Termine zu vergangenen Produktionsstarts musste Tesla wiederholt verschieben.